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Oster-Stau: Soll die zweite Gotthard-Röhre für Verkehr geöffnet werden?

Der Oster Reiseverkehr auf der Autobahn A-2 vor dem Gotthardtunnel zwischen Goeschenen und Erstfeld in Richtung sueden staut sich bei Erstfeld auf mehrere Kilometer laenge, am Freitag, 29. Maerz 2024. ...
Soll bei viel Verkehr die zweite Gotthard-Röhre zweispurig geöffnet werden?Bild: KEYSTONE

Mehrheit der Bevölkerung will zweite Gotthard-Röhre öffnen

17.04.2025, 09:3017.04.2025, 09:30
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Er kommt alle Jahre wieder: der Osterstau. Bereits seit Mittwochnachmittag stehen die Autos vor dem Gotthard-Tunnel. Der Blick hat zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Sotomo kurz vor Ostern eine Umfrage zum jährlichen Verkehrschaos – und den möglichen Lösungen – durchgeführt. Bemerkenswert: Der Volksentscheid von 2016 zur zweiten Röhre könnte laut der Studie gekippt werden.

Vorweg: Nur fünf Prozent der Befragten fahren überhaupt via Gotthardtunnel an Ostern in den Süden. Eine Meinung, wie mit dem Stauproblem aber umgegangen werden soll, haben fast alle.

Freie Fahrt durch die zweite Röhre

Insgesamt 60 Prozent der Befragten stimmen klar oder eher zu, dass die zweite Röhre bei viel Verkehr ganz geöffnet werden soll. 36 Prozent sprechen sich gegen diese Massnahme aus und 4 Prozent enthalten sich.

2016 zeichnete sich noch ein anderes Bild ab: Das Schweizer Stimmvolk entschied sich zwar für eine zweite Gotthardröhre, doch weniger Stau sollte es dabei nicht geben. Sie wird gebaut, damit die erste Röhre saniert werden kann. Schon 1994 wurde in der Schweiz mit der Alpenschutz-Initiative in der Verfassung festgelegt, dass die bestehende Kapazität von maximal 1000 Personenwagen und 150 Lastwagen pro Stunde nicht überschritten werden darf.

Was bedeutet die Zustimmung für eine Öffnung der zweiten Röhre für die politische Landschaft? Politologin, Lisa Frisch (33), ordnet gegenüber dem «Blick» ein: «In einem Abstimmungskampf kann sich dies rasch ändern.» Denn Gegenargumente – wie etwa der Alpenschutz oder dass dadurch das Verkehrsaufkommen noch stärker steigt – dürften dann stärker zur Geltung kommen.

Spannend wird die deutliche Forderung nach mehr Kapazität vor allem im Vergleich mit einem anderen Umfrageergebnis: Fast zwei Drittel sind gleichzeitig der Ansicht, dass gegen den Stau nichts oder nur wenig unternommen werden sollte. Wer an Ostern mit dem Auto oder Motorrad unterwegs ist, sei schlichtweg «selbst schuld».

Zur Umfrage
Die Umfrage wurde vom 10. bis 16. April 2025 mit Leserinnen und Lesern des «Blicks» vom Meinungsforschungsinstitut Sotomo durchgeführt. Es wurden die Antworten von 2949 Personen aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz ausgewertet. Damit die Stichprobe hinsichtlich zentraler soziodemografischer Merkmale der Bevölkerung entspricht, wurde sie nach Geschlecht, Alter, Bildung, politische Orientierung und Sprachregion gewichtet. Der Fehlerbereich liegt bei +/– 1,9 Prozentpunkten.

Lieber kein Winterdienst auf der Passtrasse

Der Gotthardpass soll auch im Winter befahrbar sein und nicht erst im Mai öffnen – das fordert SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner als alternative Lösung zum Stauchaos. Dafür reichte er in der Frühlingssession ein Vorstoss ein. Unterzeichnet haben in 57 Parlamentarier und Parlamentarierinnen, mehrheitlich aus Kreisen der SVP und FDP.

Mehr als die Hälfte Befragten der Studie sprechen sich aber klar gegen eine frühere Öffnung des Passes aus: 56 Prozent sagen klar nein, 14 eher nein. Nur 14 Prozent unterstützen den Vorschlag klar.

«Für viele scheint das Vorhaben mit hohen Kosten und wenig Nutzen verbunden zu sein», sagt Frisch zum «Blick». Bereits im Parlament musste Giezendanner deshalb Kritik einstecken. Ein zweiter Punkt, der laut Frisch auch bei rechtsgerichteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern zieht, ist der Naturschutz.

Und was ist mit dem Pannenstreifen?

Eine weitere Massnahme gegen Stau ist die Öffnung des Pannenstreifens als dritte Spur auf der Autobahn. Diese Alternative spaltet die Befragten: 50 Prozent sprechen sich dagegen aus, 49 Prozent dafür und 1 Prozent ist unentschieden. Selbst unter bürgerlichen Wählerinnen und Wählern fällt die Zustimmung eher zögerlich aus.

Aber: «Die hohe Zustimmung ist für mich überraschend», sagt Frisch. Sie zeige, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegenüber der Idee nur wenig Sicherheitsbedenken hätten. (les)

Soll die zweite Gotthard-Röhre nach Fertigstellung bei hohem Verkehrsaufkommen in beide Richtungen befahrbar sein?
An dieser Umfrage haben insgesamt 1866 Personen teilgenommen
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Spatenstich für die zweite Röhre beim Gotthard
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Spatenstich für die zweite Röhre beim Gotthard
Zwei Arbeiter betrachten das Tunnel-Portal beim offiziellen Spatenstich in Göschenen.
quelle: keystone / urs flueeler
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Video: watson
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91 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Willy the kid
17.04.2025 10:15registriert Juni 2016
Wieso machen wir den Gotthard nicht gebührenpflichtig? Die Brücke zwischen Malmö und Kopenhagen kostet auch einiges, um sie passieren zu können. Vielleicht hilft es, dass gewisse Leute auf die Reise in den Süden verzichten.
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Garp
17.04.2025 09:53registriert August 2018
Das war abzusehen, darum stimmte ich damals nein zur zweiten Röhre. Es wird noch mehr Verkehr geben.
Die Abstimmung darüber ist nun sicher bereits in den Startlöchern.
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Ruudi65
17.04.2025 10:05registriert Februar 2022
Also, dann macht eine Vorlage, die den vom Volk angenommenen Alpenschutz korrigiert. Bin gespannt, ob der von Volk und Ständen angenommen wird. Bin allerdings skeptisch, wenn sogar Autobahnausbauten verworfen werden.

Und falls es angenommen würde, muss ja zuerst noch die alte Gotthard Röhre für mehrere Jahre geschlossen und saniert werden. Wurde uns zumindest bei der Abstimmung erzählt, waurm es die zweite Röhre umbedingt braucht. Es wird also noch viele viele Jahre dauern, bis die 4 Spuren überhaupt möglich sind.
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