Er kommt alle Jahre wieder: der Osterstau. Bereits seit Mittwochnachmittag stehen die Autos vor dem Gotthard-Tunnel. Der Blick hat zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Sotomo kurz vor Ostern eine Umfrage zum jährlichen Verkehrschaos – und den möglichen Lösungen – durchgeführt. Bemerkenswert: Der Volksentscheid von 2016 zur zweiten Röhre könnte laut der Studie gekippt werden.
Vorweg: Nur fünf Prozent der Befragten fahren überhaupt via Gotthardtunnel an Ostern in den Süden. Eine Meinung, wie mit dem Stauproblem aber umgegangen werden soll, haben fast alle.
Insgesamt 60 Prozent der Befragten stimmen klar oder eher zu, dass die zweite Röhre bei viel Verkehr ganz geöffnet werden soll. 36 Prozent sprechen sich gegen diese Massnahme aus und 4 Prozent enthalten sich.
2016 zeichnete sich noch ein anderes Bild ab: Das Schweizer Stimmvolk entschied sich zwar für eine zweite Gotthardröhre, doch weniger Stau sollte es dabei nicht geben. Sie wird gebaut, damit die erste Röhre saniert werden kann. Schon 1994 wurde in der Schweiz mit der Alpenschutz-Initiative in der Verfassung festgelegt, dass die bestehende Kapazität von maximal 1000 Personenwagen und 150 Lastwagen pro Stunde nicht überschritten werden darf.
Was bedeutet die Zustimmung für eine Öffnung der zweiten Röhre für die politische Landschaft? Politologin, Lisa Frisch (33), ordnet gegenüber dem «Blick» ein: «In einem Abstimmungskampf kann sich dies rasch ändern.» Denn Gegenargumente – wie etwa der Alpenschutz oder dass dadurch das Verkehrsaufkommen noch stärker steigt – dürften dann stärker zur Geltung kommen.
Spannend wird die deutliche Forderung nach mehr Kapazität vor allem im Vergleich mit einem anderen Umfrageergebnis: Fast zwei Drittel sind gleichzeitig der Ansicht, dass gegen den Stau nichts oder nur wenig unternommen werden sollte. Wer an Ostern mit dem Auto oder Motorrad unterwegs ist, sei schlichtweg «selbst schuld».
Der Gotthardpass soll auch im Winter befahrbar sein und nicht erst im Mai öffnen – das fordert SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner als alternative Lösung zum Stauchaos. Dafür reichte er in der Frühlingssession ein Vorstoss ein. Unterzeichnet haben in 57 Parlamentarier und Parlamentarierinnen, mehrheitlich aus Kreisen der SVP und FDP.
Mehr als die Hälfte Befragten der Studie sprechen sich aber klar gegen eine frühere Öffnung des Passes aus: 56 Prozent sagen klar nein, 14 eher nein. Nur 14 Prozent unterstützen den Vorschlag klar.
«Für viele scheint das Vorhaben mit hohen Kosten und wenig Nutzen verbunden zu sein», sagt Frisch zum «Blick». Bereits im Parlament musste Giezendanner deshalb Kritik einstecken. Ein zweiter Punkt, der laut Frisch auch bei rechtsgerichteten Teilnehmerinnen und Teilnehmern zieht, ist der Naturschutz.
Eine weitere Massnahme gegen Stau ist die Öffnung des Pannenstreifens als dritte Spur auf der Autobahn. Diese Alternative spaltet die Befragten: 50 Prozent sprechen sich dagegen aus, 49 Prozent dafür und 1 Prozent ist unentschieden. Selbst unter bürgerlichen Wählerinnen und Wählern fällt die Zustimmung eher zögerlich aus.
Aber: «Die hohe Zustimmung ist für mich überraschend», sagt Frisch. Sie zeige, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegenüber der Idee nur wenig Sicherheitsbedenken hätten. (les)
Die Abstimmung darüber ist nun sicher bereits in den Startlöchern.
Und falls es angenommen würde, muss ja zuerst noch die alte Gotthard Röhre für mehrere Jahre geschlossen und saniert werden. Wurde uns zumindest bei der Abstimmung erzählt, waurm es die zweite Röhre umbedingt braucht. Es wird also noch viele viele Jahre dauern, bis die 4 Spuren überhaupt möglich sind.