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Diese (komplizierte) Mathematik steckt hinter den Nationalratswahlen

Diese (komplizierte) Mathematik steckt hinter den Nationalratswahlen

In den Gemeinden läuft die Auszählung der Stimmen für die eidgenössischen Wahlen. Dabei spielt die Mathematik eine wichtige Rolle.
22.10.2023, 10:4522.10.2023, 11:12
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Wie genau die Sitzeverteilung im Nationalrat berechnet wird, ist im Bundesgesetz über politische Rechte definiert. Im Paragraf 40 heisst es:

«Die Zahl der gültigen Parteistimmen aller Listen wird durch die um eins vergrösserte Zahl der zu vergebenden Mandate geteilt. Die nächsthöhere ganze Zahl heisst Verteilungszahl. Jeder Liste werden so viele Mandate zugeteilt, als die Verteilungszahl in ihrer Stimmenzahl enthalten ist.»

Dieses kompliziert tönende Verfahren heisst Hagenbach-Bischoff-Verfahren, benannt nach dem Basler Physiker Eduard Hagenbach-Bischoff (1833–1910), der es entwickelt hat.

Ein Blick auf das Hagenbach-Bischoff-Verfahren.

Die Verteilungszahl

Der erste und komplizierteste Schritt beim Hagenbach-Bischoff-Verfahren ist die Berechnung der sogenannten Verteilungszahl.

Dafür werden alle bei der Wahl abgegebenen Stimmen für alle Kandidatinnen und Kandidaten zusammengezählt. Diese Zahl wird durch die Anzahl zu vergebender Sitze plus eins geteilt.

Ein Beispiel: Der Kanton Zürich hat 36 Nationalratssitze. Die Gesamtstimmenzahl wird also durch 37 geteilt. Das Ganze rundet man dann auf die nächsthöhere ganze Zahl auf.

Parlamentarier debattieren waehrend der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 27. September 2023 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Bild: keystone

Fügt man in diese Formel Prozent ein, kann man damit auch errechnen, wie viel Prozent der Stimmen eine Partei erhalten muss, um einen Sitz im Nationalrat zu bekommen.

Eine Partei im Kanton Zürich muss für einen Sitz im Nationalrat rund drei Prozent erhalten, im Kanton Basel-Stadt mit seinen vier Sitzen braucht es für einen Nationalratssitz 20 Prozent der Stimmen.

Die Sitzverteilung

Die Verteilungszahl fungiert dann als Schlüssel für die Sitzverteilung. Für jede Partei wird ermittelt, wie oft die Verteilungszahl in der Anzahl an erhaltenen Stimmen Platz hat. Die Anzahl an Stimmen, die eine Partei erhalten hat, wird also durch die Verteilungszahl geteilt.

Sind Parteien durch Listenverbindungen verbunden, werden die Stimmen der Parteien für diese Berechnung zusammengezählt. Überzählige Stimmen verfallen.

Der soeben zum Bundespraesidenten 2023 gewaehlte Bundesrat Alain Berset, Mitte rechts, spricht zur Vereinigten Bundesversammlung, am Mittwoch, 7. Dezember 2022 in der Kuppelhalle im Nationalratssaal i ...
Bild: keystone

In diesem Verfahren werden in der Regel nicht alle Sitze vergeben, es braucht also noch weitere Rechenschritte, bis alle Mandate an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht sind. Dafür wird die Stimmenzahl der Parteien durch die Zahl der ihr bereits zugeteilten Sitze plus eins geteilt. Die Partei mit dem höchsten Ergebnis gewinnt den nächsten Sitz. Dieses Prozedere wird wiederholt, bis alle Sitze vergeben sind.

(yam/sda)

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