Am Tag nach den heftigen Unwettern im oberen Maggiatal im Tessin und auch im Wallis zeigte sich dort am Montag das Ausmass der Zerstörung. Im Tessin werden fünf Personen und im Wallis eine Person vermisst. Erste Aufräumarbeiten haben begonnen. Bundespräsidentin Viola Amherd besuchte beide Kantone und zeigte sich erschüttert von den Schäden.
«Man hat Bilder. Aber das aus der Nähe zu sehen, ist enorm», sagte Amherd am Montagmorgen bei einem Augenschein in der Nähe von Siders im Wallis. Bei ihrem Besuch an der von der Maggia zerstörten Brücke bei Cevio im Tessin sprach Amherd am Nachmittag von «unglaublichen Zerstörungen.» Den Familien der Opfer drückte Amherd auf der Kurznachrichtenplattform X ihr Beileid aus.
Die Schäden im #Tessin und im #Wallis sind gewaltig und werden uns noch einige Zeit beschäftigen. Ich drücke den Familien der Opfer mein herzliches Beileid aus. Der Bund wird die Regionen unterstützen. Die Armee ist im Einsatz. Gemeinsam meistern wir diese schwierige Situation. pic.twitter.com/PksXmgCDqY
— Viola Amherd (@Violapamherd) July 1, 2024
Bei Murgängen oder Überschwemmungen waren am Wochenende im oberen Maggiatal drei Menschen gestorben, in Saas-Grund im Wallis kam ein Mann ums Leben. Bei diesem handelt sich laut Polizei um einen 67-jährigen Deutschen. Er befand sich im Untergeschoss eines Hotels, um persönliche Gegenstände zu holen. Dabei wurde er von den Wassermassen überrascht. Nach einem 52-jährigen Mann wurde auch im Walliser Binntal weiterhin gesucht.
Wie die Tessiner Polizei am Montagabend kommunizierte, werden im Maggiatal zusätzlich zur bereits vermissten Person noch vier weitere Personen vermisst. Laut den Tessiner Behörden haben sich rund tausend Menschen seit den Unwettern am Wochenende an Einsätzen beteiligt.
Bereits seit Montagnachmittag seien Armeeangehörige im Tessin im Einsatz, sagte Amherd im Maggiatal. Zudem schicke der Bund Spezialisten, die helfen würden, möglichst rasch eine Behelfsbrücke zu bauen. Dies, damit das obere Maggiatal nicht länger von der Aussenwelt abgeschnitten sei. Der obere Teil des Maggiatals war nach dem Brückeneinsturz von Cevio nur noch auf dem Luftweg erreichbar.
Der «Fahrplan» für den Bau einer provisorischen Brücke zwischen Visletto und Cevio im oberen Maggiatal sollte bis Donnerstag stehen, gab der Notfallstab des Kantons Tessin am Montagabend vor den Medien bekannt. Vorerst brauche es noch weitere «technische Vertiefungen», erklärte der Abteilungsleiter Militär und Bevölkerungsschutz Federico Chiesa in Locarno.
Laut André Mudry vom kantonalen Führungsorgan des Kantons Wallis werden rund 50 Armeeangehörige ab Montagnachmittag auch in diesem Kanton eingesetzt. In einer ersten Phase pumpten sie Wasser in der Region Siders ab. Dort waren am Sonntag zahlreiche Menschen wegen der steigenden Fluten evakuiert worden.
Im oberen Maggiatal brachten am Montag Helikopter Trinkwasser in sechs kleine Ortschaften, die seit den Gewittern kein sauberes Wasser mehr hatten. Auch richtete die Kantonspolizei drei Hotspots ein, damit die Bewohnerinnen und Bewohner bei Notfällen jemanden erreichen können. In weiten Gebieten fiel das Mobilfunknetz aus. Auch an der Wiederherstellung des Stromnetzes wurde gearbeitet.
Im Wallis wurde am Montagnachmittag die Autobahn A9 zwischen Sitten und Siders wieder für den Verkehr freigegeben. Dort war am Sonntag die Rhone über die Ufer getreten und hatte die Fahrbahn überschwemmt. Nicht durchgehend befahrbar blieben aber der Simplon- und der Nufenenpass sowie die Strasse nach Saas-Fee.
Die Eisenbahnlinie im Talgrund blieb am Montag zwischen Leuk und Gampel-Steg unterbrochen, weshalb Reisende auf Ersatzbusse umsteigen mussten. Am Dienstag sollte sie wiedereröffnet werden. Ebenfalls unterbrochen blieben die Strecken der Matterhorn-Gotthard-Bahn zwischen Visp und Täsch sowie zwischen Fiesch und Oberwald. Es verkehrten Ersatzbusse.
Das Walliser Führungsorgan hob am Montagmorgen den Hochwasseralarm für die Rhone und deren Seitengewässer auf. Der Staatsrat entschied aber, die «besondere Lage» beizubehalten. Sie ermöglicht es dem Kanton Wallis, die Hilfe der Armee anzufordern.
Ausser Armeeangehörigen standen am Montag im Wallis rund 700 Feuerwehrleute im Einsatz, dazu mehr als 250 Zivilschutzangehörige. (sda)