Schülerinnen und Schüler sollen früher in die Ferien geschickt werden: Mit diesem Vorschlag will der Lehrerverband die Weihnachtsferien vor der Pandemie retten.
10.12.2021, 06:2810.12.2021, 12:15

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Es war eine unscheinbar nebensächliche Frage, die watson vor einigen Tagen am Fachgespräch des Bundes zur Pandemie gestellt hat: Sollen Schulen aus epidemiologischen Gründen früher in die Weihnachtsferien geschickt werden? Die Frage hatte sich damals gestellt, weil zunehmend klar geworden ist: Kinder und Jugendliche sind zu einem ernstzunehmenden Faktor in der Verbreitung des Coronavirus geworden.
Die Idee kursierte damals zunächst nur im ferneren Ausland, jetzt wird sie aber auch im Nachbarland Deutschland und auch vereinzelt in der Schweiz diskutiert. Diese Woche preschte der Aargauer Lehrerinnen- und Lehrerverband vor und fordert vom Kanton, dass er die Schulen früher in die Ferien schickt, wie die «Aargauer Zeitung» jüngst berichtete.
Die Aargauer kriegen nun Unterstützung vom schweizerischen Dachverband der Lehrpersonen-Verbände (LCH). «Wir unterstützen diese Idee aus mehreren Gründen», sagt deren Zentralsekretärin Franziska Peterhans zu watson.
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Längere Ferien gefordert
Sie begründet das einerseits mit der epidemiologischen Situation, die gerade im Kindes- und Jugendalter geradezu am Explodieren sei. «Die sehr hohen Infektionsraten stellen eine Gefahr für die privaten Weihnachtsfeste dar: Die Kinder tragen den Virus an Heiligabend von der Schule mit nach Hause. Da wäre ein zeitlicher Puffer wohl sinnvoll.» Angesichts der hohen Fallzahlen in den Schulen meint Peterhans, «dass zur Beruhigung der Situation ein Vorbezug der Ferien für die Kinder wohl eine gute Lösung wäre.»
Sie erwähnt zudem die bereits heute spürbaren Auswirkungen der fünften Welle: Derzeit würden viele Lehrpersonen ausfallen, es müssten kurzfristige Vertretungen gesucht werden. «Das schafft eine enorme Unruhe in den Schulen, worunter auch der Unterricht leidet», sagt Peterhans.
Grosse Herausforderung für Eltern
Die Zentralsekretärin ist sich der Probleme bewusst, die eine kurzfristig beschlossene Vorverschiebung der Ferien für die Kinder mitbringen würde: «Das wäre für manche Familien wegen der Betreuung sicher eine grosse Herausforderung.» Daher sei es wichtig, dass die Schulen ein Betreuungsangebot für die Kinder anbieten, die das brauchen. «Die Eltern haben derzeit viele Herausforderungen zu meistern und sollen nicht zusätzlich belastet werden.»
«Die Pandemie schafft eine enorme Unruhe in den Schulen, worunter auch der Unterricht leidet.»
Franziska Peterhans
Die Verbandssekretärin weiss jedoch, wie realistisch die Forderung nach Vorverschiebung der Ferien für die Kinder ist: Weil Weihnachten bereits in rund zwei Wochen sei, brauche es dafür schnelle Entscheidungen: «Dafür sind die Kantone und Gemeinden zuständig. Einige kantonale Verbände sind wie im Aargau bereits aktiv geworden, nun braucht es rasche und nachhaltige Massnahmen seitens der zuständigen Instanzen.»
Graubünden testet CO2-Sensoren
Im Kanton Graubünden winkt man jedoch bereits ab. «Das ist für uns kein Thema», sagt Daniel Camenisch von der Bündner Kommunikationsstelle zum Thema Coronavirus. Der Kanton möchte möglichst Normalität ermöglichen. Er versucht derzeit mit anderen Massnahmen die Pandemie gerade in Schulklassen in den Griff zu kriegen und wählt dabei einmal mehr einen eigenen, wegweisenden Weg: Seit Anfang Oktober sind in rund 150 Klassenzimmer 300 CO2-Messgeräte in Betrieb, um die banale Frage klären zu können: Was bringt regelmässiges Lüften wirklich?
Der Versuch dauert noch bis Ende Jahr, wie Camenisch im Gespräch mit watson erklärt. Erste Erkenntnisse der Studie, die mit Forschern der Empa durchgeführt wird, deuten auf zwei Sachen hin: In der Mehrheit der Klassenzimmer herrscht einerseits eine schlechte Luftqualität, was ohnehin ungesund ist und das Risiko der Virenverbreitung erhöht. Andererseits zeige der Versuch, dass mehr Kinder, Jugendliche und Lehrpersonen erkranken, wenn die Luftqualität schlecht ist.

In mehreren Kantonen gibt es repetitive Spucktests.Bild: keystone
Die Empa und der Kanton Graubünden sind sich bewusst, dass die Datenlage noch dünn ist. Die Studie werde deshalb bis Ende Jahr fortgesetzt, um besser faktenorientierte Entscheidungen treffen zu können. «Die ersten Daten deuten aber klar darauf hin, dass regelmässiges Lüften gestützt auf Daten von CO2-Messgeräten einen positiven Effekt auf die Eindämmung der Pandemie haben könnte», sagt Camenisch.
Der Kanton Graubünden erachte es deshalb aus heutiger Sicht für zielführender, an milderen, bewährten Massnahmen wie regelmässiges Testen, Lüften und der befristeten Maskenpflicht festzuhalten, statt kurzfristige Ferienänderungen zu beschliessen – welche sowohl im Umfeld der Bildungsinstitutionen wie auch der betroffenen Familien viel Unruhe stiften.
Bei der Lehrerverbands-Zentralsekretärin Peterhans kommt das nicht gut an. «Wir sollten diese beiden Fragen nicht gegeneinander ausspielen: CO2-Messgeräte und regelmässiges Lüften helfen, die Pandemie in den Schulen in den Griff zu kriegen. Deshalb fordern wir das ja auch seit Beginn der Pandemie. Dies alleine löst aber das Problem nicht, schon gar nicht jetzt, wo die Lage kritisch ist.» Die Situation sei derart angespannt, dass es rasch nachhaltige Massnahmen brauche, um eine gewisse Normalität an Weihnachten retten zu können.
Im Kanton Bern folgte man ihrer Argumentation: Dort werden Schülerinnen und Schüler drei Tage früher in die Weihnachtsferien als geplant geschickt. Ziel der Massnahme ist, die Infektionsketten vor den Feiertagen zu kappen. Ob weitere Kantone folgen, ist noch unklar.
Sicher ist aber vorerst, dass vom Bundesrat dazu heute keine Entscheidung kommen wird. Auch Urs Karrer von der Corona-Taskforce des Bundes lehnte sowas Anfang Woche ab: Die Schule sei wichtig für die Kinder. Die Ferien seien aber eine Chance, die Ansteckungsketten zwischen Kindern zu unterbrechen.
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