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Wassermangel und Dürre in der Schweiz: So viel Regen braucht es jetzt

Die Stadt Lugano, im Hintergrund der Luganersee und der Monte San Salvatore. Unten, von links, der Ciani-Park, die Villa Ciani mit Blick auf den See und hinter der Villa der Palazzo dei Congressi, am  ...
In Lugano braucht es grössere Mengen an Regen, um das Wasserdefizit aufzuholen.Bild: keystone

Das brachte der bitter nötige Regen der letzten Tage gegen das Wasserdefizit der Schweiz

Es waren zuletzt regnerische Tage – vor allem nördlich der Alpen. Das hatte die Natur auch dringend nötig. Nach dem niederschlagsarmen Winter steuerten wir auf einen Wassermangel zu. So sieht die Situation aktuell aus.
18.04.2023, 13:4518.04.2023, 14:31
Reto Fehr
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Das Winterhalbjahr war so niederschlagsarm wie lange nicht mehr. Das zeigte sich am Schneemangel deutlich. Auf der Alpensüdseite fielen zwischen Dezember und Februar gar nur rund 50 Prozent des üblichen Winterniederschlags. Insbesondere im Februar blieb der Niederschlag teilweise komplett aus.

So trocken war die Schweiz:

Verhältnis der Niederschlagsmenge für den Zeitraum vom 1. März 2022 bis 22. Februar 2023 zur Norm (1991 bis 2020) für den entsprechenden Zeitraum (in Prozent).
Verhältnis der Niederschlagsmenge für den Zeitraum vom 1. März 2022 bis 22. Februar 2023 zur Norm (1991 bis 2020) für den entsprechenden Zeitraum (in Prozent).grafik: Meteoschweiz

Die Folge war (und ist) ein grosses Niederschlagsdefizit. Massimiliano Zappa, Leiter der Gruppe Hydrologische Vorhersagen an der eidgenössischen Forschungsanstalt WSL, warnte schon Anfang März, dass es in der Schweiz in zwei bis drei Monaten zu einem Wassermangel kommen könnte.

Damals erklärte er, dass in den Bergen etwa 200 Millimeter Wasseräquivalent an Schnee fehlen. 200 Liter pro Quadratmeter also. Auf Anfrage schrieb er gestern: «Die 50 bis 70 mm Regen/Schnee der letzten 72 Stunden in den Alpen sind ein guter Teil der 200 mm, welche bisher gefehlt haben.» Wie hoch das Wasserdefizit aber tatsächlich noch ist, kann er erst am Mittwoch genauer sagen, dann wird die Schneewasseräquivalent-Karte aktualisiert. Aktuell schätzt er das Defizit auf rund 100 bis 150 Millimeter, «was mehr oder weniger einem ganzen Regenmonat entspricht».

So trocken ist die Schweiz momentan. (Stand: 18. April 2023)
So trocken ist die Schweiz momentan. (Stand: 18. April 2023)bild: drought.ch

Grundsätzlich hält Zappa fest: «Jeder Regentropfen entspannt die Situation. Noch eine solche Woche wie die letzte bis Mitte Mai würde sehr helfen.» Dabei sollte der Regen sanft über mehrere Tage verteilt sein. Sintflutartige Regenfälle nützen wenig. Zu beachten gilt aktuell, dass die «Aufholjagd» der letzten Tage mit der typischen Schneeschmelze zusammenfällt. «Das momentane Defizit ist kleiner geworden, aber das kumulierte Defizit bleibt noch gross», so Zappa.

Ein Boot am Lago Maggiore am 26. Februar 2023. Niederschlagsmangel Wassserdefizit Trockenes Jahr Tessin
Dem Lago Maggiore fehlt das Wasser.Bild: keystone

Allerdings bekam in den letzten Tagen nicht die ganze Schweiz den langersehnten Niederschlag. Wie das Bundesamt für Umwelt BAFU schreibt, wurden am zentralen und östlichen Alpennordhang 30 bis 60 Millimeter registriert, auf der Alpensüdseite blieb es aber weitestgehend trocken. Das zeigt auch die Niederschlagsmenge seit Anfang Jahr für vier ausgewählte Standorte. Lugano beispielsweise erhielt kaum Niederschlag:

Der Regen der letzten Tage führte dazu, dass sich die Abflussmengen in den Gewässern auf der Alpennordseite mehrheitlich auf normalen, in der Ostschweiz und in Teilen der Zentralschweiz gar auf leicht überdurchschnittlichen Werten befinden. Im Tessin sind die Abflüsse dagegen immer noch stark unterdurchschnittlich. Dort besteht an einigen Flüssen weiterhin eine Niedrigwassersituation. Vor allem der Lago Maggiore und der Lago di Lugano weisen auffallend tiefe Wasserstände auf.

Der aktuelle Wasserstand am Lago Maggiore (rote Linie zeigt den Stand 2023, die grüne ist der Durchschnitt).
Der aktuelle Wasserstand am Lago Maggiore (rote Linie zeigt den Stand 2023, die grüne ist der Durchschnitt).bild: bafu

Auf der Alpennordseite kann man gemäss Zappa «entspannter Richtung Sommer blicken». Die aktuelle Situation hat man da schon in früheren Jahren erlebt.

Anders sieht es im Tessin aus. Zappa: «Dort, wo es bereits am kritischsten war, ist es immer noch zu trocken.» In der Sonnenstube der Schweiz kumuliert sich die Wasserknappheit (mit kurzen Pausen) bereits seit Herbst 2021. «Etliche Gemeinden haben bereits mit Wasser-Sparmassnahmen begonnen», sagt Zappa. Kurz: Es braucht noch mehr Regen – vor allem im Süden. Aktuell sind für Donnerstag etwas grössere Niederschläge vorhergesagt.

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68 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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tr3
18.04.2023 13:59registriert April 2019
Wenn man Wasserdefizit im Tessin visualisieren will und möchte, dass die Botschaft beim Leser ankommt, sollte man das vielleicht nicht mit einem Bild eines riesigen Sees tun.
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Tokyo
18.04.2023 14:31registriert Juni 2021
wenig Schnee im Winter im Süden. wenig Regen. Wassermangel schon seit März, Gemeinden die den Wasserverbrauch einschränken so früh im Jahr. aber Ja wir haben ja keine Probleme
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Hosesack
18.04.2023 15:15registriert August 2018
Ach Gugus Wasser, wichtig ist das man an Ostern ungestört von Klimaklebern im Stau stehen kann.
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