Die Migros feiert doppelt. Einerseits steht 2025 für das 100-Jahr-Jubiläum des Genossenschaftsunternehmens. Sie feiert aber auch den Geburtstag eines ihrer Kultprodukte. Denn vor 50 Jahren lancierte die Migros ihre Stängelglacen mit den Geschmacksrichtungen Vanille, Chocolat und Erdbeer. Bekannt sind sie nicht zuletzt für ihr Verpackungsdesign mit den drei Maskottchen, dem Seehund, dem Bären und dem Affen, die aus der Feder des 2022 verstorbenen Zürcher Illustrators Hans Uster stammen.
Seit dem Amtsantritt von Migros-Chef Mario Irminger vor über einem Jahr befindet sich der Dutti-Konzern in der grössten Transformation seiner Geschichte. Traditionsreiche Tochterfirmen und Filialen wie jene von Micasa, SportX, Do it + Garden oder Hotelplan wurden verkauft oder geschlossen. Stellen en masse wurden gestrichen.
Nun setzt Irminger der Kritik, das Erbe der Migros zu zerstören, etwas entgegen – und setzt dabei auf den Kulteffekt ihrer Rahmglacen. Denn ab dem 18. März verkauft die Migros eine neue Kreation ihrer 50-jährigen Linie. Es ist eine Verschmelzung der beiden bisherigen Sorten Vanille und Chocolat, mit dem Namen Seebärglace. Auch diese wird in der Migros-Fabrik in Meilen am Zürichsee hergestellt. Die Kultlinie macht laut Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir zehn Prozent der gesamten Migros-Glace-Umsätze aus.
Vorerst ist die neue Glace nur als Sommeraktion geplant. Ob sie langfristig ins Sortiment aufgenommen wird, hängt von der Nachfrage ab – und diese wiederum wird stark vom Wetter bestimmt. So sagte der Branchenverband Glacesuisse gegenüber der «NZZ» Ende Juni, dass die Umsätze im ersten Halbjahr 2024 aufgrund der vielen Regentage um bis zu 40 Prozent tiefer im Vergleich zum Vorjahr ausgefallen waren.
Für die Migros geht es auch darum, das Kultimage ihrer Glace-Linie zu bewahren. Denn in den vergangenen Jahren haben sowohl Coop als auch der deutsche Discounter Lidl Glacen mit äusserst ähnlichem Verpackungsdesign lanciert (CH Media berichtete). Bei jener von Coop, die 2017 in den Verkauf kam, sprach die Migros von einer plumpen Kopie, welche die Kundinnen und Kunden vom Original unterscheiden könnten. Ob sie damals oder bei der Lidl-Glace-Offensive 2022 rechtliche Schritte gegenüber den Konkurrenten einleitete, gibt die Sprecherin Huguenin-dit-Lenoir nicht bekannt. Sie sagt nur: «Trotz Nachahmern sind wir klarer Marktleader geblieben.»
Die Situation war aber auch schon umgekehrt: Vor einigen Jahren brachte die Migros eine Glacemarke namens «Jane & Mary's» in den Verkauf, die offensichtlich an das US-Original «Ben & Jerry's» angelehnt war. So stark sogar, dass der Hersteller intervenierte und die Glace heute «Mary Jane's» heisst. (aargauerzeitung.ch)
Nämlich gar nicht.
😅