Es gibt sie, die, die es begriffen haben. Dazu gehören zum Beispiel Aldi, Ikea, Coop oder auch die Zürcher Verkehrsbetriebe (keine abschliessende Liste).
Aldi nutzt die Dachfläche seines riesigen Verteilzentrums für eine PV-Anlage (6425 kWp). Dicht an dicht stehen hier die Panele, «Not enough room to swing a cat» würde der Brite (oder Roberto Benini) die Situation beschreiben: Kein Meter bleibt ungenutzt. Frei bleibt nur der Platz für technischen Aufbauten, Rauchwächteranlagen, Blitzschutz und Fluchtwege.
Das zahlt sich aus: 7,33 GWh Strom produziert das Dach im Jahr – genug, um das gesamte Verteilzentrum und 1000 4-Personen-Haushalte ein Jahr lang mit erneuerbarem Strom zu versorgen. Statt von 1000 Haushalten könnte man auch von 2269 Model-3-Elektroautos sprechen, die ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Egal, welchen Vergleich man bemüht, die Menge Strom, die nur dieses eine Flachdach produziert, ist gewaltig.
Auch die VBZ erkennen die Zeichen der Zeit. Auf verschiedenen Tramdepots wurden bereits PV-Anlagen installiert. Die Depots Irchel und Wollishofen liefern zusammen 0,5 GWh pro Jahr. 2019 liess Coop auf dem Gallusmarkt in St.Gallen eine Anlage errichten (1307 kWp), wie auch die Credit Suisse 2017 bis 2019 auf der DHL-Halle in Derendingen (1072 kWp). Dächer – insbesondere grosse Dachflächen von Gewerbebauten – liefern optimale Bedingungen für Solarkraftwerke.
Doch es gibt eben auch die, die es noch nicht begriffen haben. Und sie sind in der Mehrzahl. Der überwiegende Anteil der Schweizer Dachflächen liegt noch immer brach und enormes Potenzial bleibt ungenutzt. Wir zeigen ein paar Beispiele. Die Speicherproblematik des nur bei gutem Wetter und tagsüber produzierten Stroms wird in diesem Rahmen ausgeklammert. Es muss aber darauf hingewiesen werden, dass ohne entsprechende Speichermöglichkeiten nicht das gesamte Potenzial genutzt werden kann.
Ja, es gibt eine Anlage auf dem Hauptbahnhof Zürich. Aber sie ist verhältnismässig klein. Über dem Gleis 17 ist eine 50-kWp-Anlage installiert. Damit ist das Potenzial des HBs bei weitem nicht ausgeschöpft, der Grossteil der Perronüberdachungen bleibt ungenutzt.
Möhlin ist ein Kraftort. Weniger im spirituellen Sinn, dafür aber in Sachen Stromproduktion. Ein paar Kilometer östlich befinden sich die Atomkraftwerke Leibstadt und Beznau, einen Katzensprung westlich das neue Wasserkraftwerk Rheinfelden. Und auch Sonnengott Helios ist den Möhlinerinnen gut gesinnt. Das Potenzial der Gewerbedächer ist durchs Band sehr gut – bleibt aber vorerst ungenutzt.
«Z’Örlike gits alles», lautete der Werbeslogan des Zürcher Nordquartiers in den 70ern. 50 Jahre später gibt es in Oerlikon wirklich fast alles – ausser Mut zur konsequenten PV-Anlage. Einige Schulhäuser, Überbauungen und Parkhäuser sind zwar bestückt, viele Grossflächen sind aber noch leer. Zum Beispiel das Hallenstadion. Auf dem Messezentrum gleich nebenan steht zwar eine Anlage, die Aldi-Entschlossenheit, das komplette Dach zu belegen, fehlte leider.
Über mangelnde Kundschaft können sich die Mieter des Dietliker Gewerbe- und Industriegebietes nicht beklagen. Stau auf den Anfahrtswegen ist keine Seltenheit. In nicht allzu ferner Zukunft werden mehrheitlich elektrische Autos in der Schlange stehen. Für Shoppingmeilen bedeutet das, dass sie mit Ladeinfrastruktur punkten müssen. Und irgendwie muss der Strom dafür produziert werden.
Dietlikon hat in dieser Hinsicht noch viel Potenzial. Die IKEA und das Dach des Recyclingzentrums Mülliland sind bereits bestückt – das Industriegebiet ist allerdings noch deutlich ausbaufähig.
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