Wir gehen zurück ins Jahr 1977. Die Schweizerische Kreditanstalt (SKA) – die heutige Credit Suisse, also die baldige UBS – will das Image der Bank korrigieren: weg von der Nobelbank, hin zum Volk.
Um dies zu erreichen, kreiert sie eine blau-rot-weisse Mütze. Gegen 800'000 Exemplare verschenkt die Bank – per Losverfahren. Und auch wenn diese Aktion heute wohl keinen so grossen Erfolg hätte – damals schlug sie ein: Kurz nach der Lancierung war die Mütze vergriffen. Noch bis ins Jahr 1990 konnte man auf keiner Skipiste der Schweiz Ski fahren, ohne der Kappe zu begegnen.
Eine Frage bleibt jedoch offen: Wer hatte eigentlich die Idee zur Mütze?
So behauptete etwa alt Bundesrat Adolf Ogi, dass es seine Idee gewesen sei. Als damaliger Direktor des Schweizerischen Skiverbandes (SSV) habe der Netzwerker aus Kandersteg der SKB eine Zusammenarbeit vorgeschlagen. Laut Ogi hätte die es dann aber ohne ihn durchgezogen.
Es gibt jedoch noch eine andere These. Die Kulisse hierzu bietet einer der grössten Skandale in der Schweizer Bankengeschichte: Mehrere Jahre lang haben die Chefs der SKB-Filiale in Chiasso insgesamt 2,2 Milliarden Franken Schwarzgeld aus Italien in die Schweiz transferiert und bei einer Briefkastenfirma in Liechtenstein platziert. Sie spekulierten damit und verloren rund eine Milliarde Franken. Der Schwindel flog 1977 auf. Der Ruf der Bank war kaputt, das Vertrauen verloren. Viele Privatkunden zogen ihr Geld ab. Die Mütze ist in dieser Version eine Art Wiedergutmachung der Marketingabteilung.
Aber vielleicht war doch alles ganz anders. Ein Blick in das Buch «Von der Schweizerischen Kreditanstalt zur Credit Suisse Group – eine Bankgeschichte» widerlegt laut der NZZ beide Thesen. Die Idee für die Kappe soll auf das Jahr 1976 zurückzuführen sein und von einem Mitarbeiter in der Westschweiz stammen.
Wie auch immer. Irgendjemand hatte die Idee und irgendein Manager in der Werbeabteilung fand sie super. Die Idee war erfolgreich. Die Grossbank konnte das Image wieder aufbauen und die Bank in breiteren Bevölkerungsschichten verankern.
Heute hat die Mütze Kultstatus. Auf Auktionsplattformen wie Ricardo, Ebay oder Tutti kann man für rund 100 Franken ein Modell ergattern. Gewisse Angebote gehen bis zu 200 Franken. Damit aber noch nicht genug. Wenn du keine Lust hast, zu bieten und abzuwarten, kannst du einmalig 500 Franken bezahlen und die Mütze gehört sofort dir. Aber Achtung: Es gibt inzwischen Neuauflagen. Also billige Kopien der Kappe.
Man könnte also sagen: 625 CS-Aktien haben denselben Wert wie eine SKA-Mütze. Und die gab es einst gratis.
Dabei standen die Dinge früher besser. Zumindest für die Aktien der Kreditanstalt gilt das: Eine Inhaberaktie kostete damals – als die Kappe unters Volk kam – etwa 400 Franken, eine Namensaktie sogar rund 2000 Franken. Zuletzt waren es noch 80 Rappen.
Die Credit Suisse ist Geschichte. Und Alfred Escher wäre vermutlich enttäuscht. Aber die Erinnerung an die CS wird bleiben. Wie auch die SKA-Mütze. Vielleicht wäre die Rettung der Credit Suisse eine SKA-Mütze 2.0 gewesen? Das werden wir wohl erst erfahren, wenn Hipster in den coolen Bars mit der Mütze herumlaufen, die sie für mehrere Hundert Franken «secondhand» gekauft haben.
Ob Kunde oder nicht, man konnte einfach auf eine SKA-Filiale gehen und danach fragen. ALLE (meistens Kinder) haben eine bekommen.
Bei den meisten lief es dann so: Kaum hat eine verantwortungsvolle Mutter diese "Reklame-Kappe" aus Synthetik-Material entdeckt, hat sie diese diskret verschwinden lassen und wieder die schöne, warme Kappe aus 100%-Schafwolle, die man zu Weihnachten geschenkt bekommen hat, hingelegt.
Die Kappe feierte dann in den späten 90ern ihr Revival – als "cooles" Accessoire an Techno-Partys. 🤣