Die UBS übernimmt die Credit Suisse für den Gesamtbetrag von 3 Milliarden Franken. Konkret bietet sie den CS-Aktionären für jeweils 22,48 CS-Aktien eine UBS-Aktie. Dies entspreche 0.76 Franken je CS-Titel. Zum Vergleich: Die CS-Aktie schloss zuletzt bei 1.86 Franken.
Die SNB unterstützt die Übernahme mit einer Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Franken an beide Banken. Das gaben der Schweizer Bundesrat sowie Vertreter der beiden Institute und der Aufsichtsbehörden am Sonntagabend an einer Medienkonferenz bekannt.
Wie Bundesrätin Karin Keller-Sutter erklärte, leiste die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, unterstützt von staatlicher Liquiditätshilfe, einen Beitrag zur Stabilisierung der internationalen Finanzmärkte. Des Weiteren würden dadurch auch der Finanzplatz Schweiz und die Volkswirtschaft geschützt.
Der Bundesrat sei zuversichtlich, dass dies die beste Lösung sei, um das Vertrauen in das Finanzsystem wiederzugewinnen, so Keller-Sutter weiter.
Banken müssen ihren Liquiditätsbedarf in erster Linie durch ihren eigenen Bestand und durch Liquiditätsquellen am Markt decken. Systemrelevante Banken wie die CS müssen derweil noch zusätzliche Liquiditätspuffer haben.
Wie das eidgenössische Finanzdepartement EFD per Mitteilung informiert, können aber Vorfälle eintreten, die zu einem abrupten Vertrauensverlust der Marktteilnehmer in die Bank und damit zu Liquiditätsproblemen führen können. Im Falle der CS ist dies trotz der bankeigenen Liquiditätsversorgung und der ausserordentlichen Liquiditätshilfe der Nationalbank eingetreten.
Wenn die Voraussetzungen gegeben sind, kann über die ausserordentliche Liquiditätshilfe der Nationalbank (Emergency Liquidity Assistance, ELA) zusätzliche Liquidität bereitgestellt werden. Mit dem beschlossenen Massnahmenpaket kann die Nationalbank zudem Liquiditätshilfe-Darlehen gewähren, die über ELA hinausgehen und von einem Konkursprivileg geschützt sind.
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Die Liquiditätshilfe der SNB soll dazu dienen, die Liquidität der Credit Suisse und damit auch eine erfolgreiche Umsetzung der Übernahme zu gewährleisten. Die Landesregierung hat für die SNB auch ein Konkursprivileg für die zusätzlichen Liquiditätshilfen geschaffen. Darüber hinaus gewährt sie der SNB eine Ausfallgarantie für Liquiditätsdarlehen.
Um allfällige Risiken für die UBS zu reduzieren, spricht ihr der Bund zudem eine Garantie im Umfang von 9 Milliarden Franken zur Übernahme von potenziellen Verlusten aus. Diese gelten für bestimmte Aktiven, die die UBS im Rahmen der Transaktion übernimmt.
Der Betrag soll potenzielle Verluste aus bestimmten CS-Aktiven reduzieren, falls ein Schwellenwert überschritten wird. Sollte es auf diesem «klar abgegrenzten Teil» dieses Portfolios tatsächlich zu Verlusten kommen, muss die UBS die ersten 5 Milliarden Franken selber schultern. Der Bund übernimmt die nächsten 9 Milliarden, weitergehende Verluste wiederum gehen auf die Rechnung der UBS.
Die Möglichkeit einer staatlichen Garantie für Liquiditätshilfe gab es im Schweizer Gesetz bisher noch nicht. International ist es zwar bereits ein bewährtes Instrument, in der Schweiz ist ein entsprechendes Gesetzesprojekt erst in Vorbereitung. Angesichts der heftigen Marktturbulenzen habe man dieses Instrument nun gestützt auf Notrecht gemäss Artikel 184 und 185 der Bundesverfassung erlassen.
Das Notrecht soll gemäss Keller-Sutter wie vorgeschrieben in ordentliches Recht überführt werden. Man werde dem Parlament innert sechs Monaten eine Vorlage vorlegen. Die Finanzdelegation beider Räte hat den nötigen Verpflichtungskrediten für Garantien an die Nationalbank und die UBS am Sonntagnachmittag zugestimmt.
Der Bundesrat hat Vorkehrungen getroffen, um die Risiken für den Bund so klein wie möglich zu halten. Die Credit Suisse muss dem Bund und der SNB dafür je eine Risikoprämie, dem Bund für die Bereitstellung der Ausfallgarantie eine Bereitstellungsprämie sowie der SNB einen Zins entrichten. Zusammen mit dem Konkursprivileg resultiert daraus ein geringes Ausfallrisiko für den Bund.
Während der Dauer der beanspruchten staatlichen Unterstützung ist die Auszahlung von Dividenden für die Credit Suisse nicht erlaubt. Der Bundesrat ordnete zudem Massnahmen im Bereich der Vergütungen an: Vergütungen könnten demnach ganz oder teilweise verboten werden.
Als Alternative zur Übernahme durch die UBS wäre auch eine Verstaatlichung der angeschlagenen Grossbank eine Möglichkeit gewesen. Der Bund habe dies laut Nachrichtenagentur Bloomberg am Sonntagnachmittag in Erwägung gezogen. In der Pressemitteilung des EFD heisst es, dass eine vorübergehende Verstaatlichung (Temporary Public Ownership) aufgrund der real bestehenden Möglichkeit einer privaten Übernahme verworfen worden sei.
Auch eine staatliche Liquiditätshilfe für die CS wäre möglich gewesen. Ob sich dadurch das Vertrauen der Finanzmärkte wieder hätte herstellen lassen, wäre «höchst ungewiss» gewesen, heisst es in der Pressemitteilung weiter.
Ein Konkurs der CS als systemrelevante Bank hätte die Liquiditätsversorgung und das Zahlungssystem der Schweiz gefährdet und destabilisiert, heisst es in der Mitteilung des Bundes. Konsum und Investitionen in die Schweiz hätten sich drastisch reduziert, wodurch die Volkswirtschaft erheblich geschädigt worden wäre. Der Konkurs der Bank hätte zudem das Vertrauen internationaler Kunden und Investoren in den Schweizer Finanzplatz erschüttert. Dadurch wiederum wäre der internationale Vermögensverwaltungsstandort Schweiz erheblich und langfristig geschwächt worden. Letztlich hätte dies auch negative Folgen für Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Steuereinnahmen in der Schweiz gehabt.
Laut der Mitteilung stehen nach der Übernahme der CS durch die UBS sämtliche Dienstleistungen der Banken «ununterbrochen zur Verfügung». Sämtliche Geschäftsaktivitäten der Banken könnten uneingeschränkt fortgeführt werden.
Damit bleibe auch der Schutz der Einlegerinnen und Einleger gewahrt und die Depots, Konten und sonstigen Dienstleistungen wie Schalter, Automaten, E-Banking, Debit- und Kreditkarten blieben ebenfalls in gewohnter Weise zugänglich.
Wie es in der Mitteilung des EFD heisst, wären Einlagen bis 100'000 Franken so oder so sicher, auch wenn es zum Konkurs der CS gekommen wäre.
Die Gespräche zur Übernahme der CS durch die UBS trafen laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters auf grosse Hindernisse. So wurde befürchtet, dass die Fusion von UBS und CS zum Abbau von rund 10'000 Arbeitsplätzen führen könnte.
Finanzministerin Karin Keller-Sutter hat nach der angekündigten Übernahme der CS Gewissheit für die Angestellten gefordert. Es sei die Erwartung des Bundesrats, dass die Arbeitgeber diesen Menschen so rasch wie möglich Gewissheit über ihre Jobs geben würden, so die Bundesrätin an der Medienkonferenz. Sie erklärte ebenfalls, dass von der Übernahme viele tausende Angestellte betroffen seien.
Wie UBS-Präsident Colm Kelleher an der Medienkonferenz erklärte, sei es noch zu früh, um zu sagen, ob es tatsächlich Stellenkürzungen geben wird. Beide Banken beschäftigen in der Schweiz je mehr als 16'000 Mitarbeitende. Die Credit Suisse versuchte, Befürchtungen in einem Communiqué zu beschwichtigen: «UBS hat sich zuversichtlich geäussert, dass die Mitarbeitenden der Credit Suisse weiterbeschäftigt werden».
Anzeichen dafür, dass im Zuge einer möglichen Finanzkrise noch weitere systemrelevante Banken in finanzielle Schwierigkeiten kommen, hat das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) nicht. Es gebe bisher keinerlei Anzeichen für eine solche Entwicklung in der Schweiz, erklärte das EFD in seiner Mitteilung.
Bereits am Montag sind die Aktien der Credit Suisse stark gefallen. Im Geschäftsbericht vom Dienstag wurde dann klar: Die CS kämpft weiterhin gegen Liquiditätsabflüsse, nachdem 2022 schon Kundenvermögen in Höhe von 123,2 Milliarden Franken abgeflossen waren.
Der Paukenschlag folgte dann am Mittwoch: Weil der Hauptaktionär der Credit Suisse, die Saudi National Bank (SNB), eine weitere finanzielle Unterstützung der angeschlagenen Zürcher Bank ausschloss, folgte ein wahrer Kurssturz – die Aktie verlor an der Börse zeitweise mehr als 30 Prozent und fiel auf unter 2 Franken auf ein Allzeittief.
Am Mittwochabend bot die Schweizerische Nationalbank (SNB) an, der Gruppe «im Bedarfsfall» Liquidität zur Verfügung zu stellen. Nur wenige Stunden später nahm die Bank die ausgestreckte Hand an und lieh sich bis zu 50 Milliarden Franken von der Notenbank. An der Börse sorgte die Nachricht nur vorübergehend für Erleichterung.
Allerdings nur vorübergehend, denn am Freitag fielen die Titel der Credit Suisse wieder in den roten Bereich und schlossen die Woche mit einem Minus von über 25 Prozent. Am Abend berichtete die «Financial Times» dann überraschend, dass die UBS in Verhandlungen über eine vollständige oder teilweise Übernahme ihrer kleineren Konkurrentin am Paradeplatz stehe. Rund 48 Stunden später ist die Übernahme nun Tatsache. (saw/con/sda)
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