Schweiz
Bundesrat

Berufslehre attraktiver machen und Ferien der Gymi-Schüler kürzen

Ein Lehrling bei der Arbeit an der Maschine im Unterricht an der Abteilung Lehrwerkstaette fuer Moebelschreiner an der baugewerblichen Berufsschule Zuerich, aufgenommen am 4. Maerz 2003. (KEYSTONE/Gae ...
Lernende forderten in einem offenen Brief an den Bundesrat mehr als acht Wochen Ferien.Bild: KEYSTONE

Statt längere Ferien für Lehrlinge: Bürgerliche Politiker wollen Gymi-Ferien verkürzen

140’000 Lehrlinge forderten letzte Woche in einem Brief an den Bundesrat acht Wochen Ferien. Nun wollen Bürgerliche dafür die Ferien der Gymnasiasten kürzen.
19.06.2025, 11:1419.06.2025, 14:18
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In einem Brief an den Bundesrat forderten letzte Woche 140'000 Lehrlinge acht Wochen Ferien. «Lernende leisten viel – doch ihre Erholung kommt oft zu kurz», heisst es darin. Bis jetzt haben Lehrlinge jährlich fünf Wochen Ferien. Gegenüber «20 Minuten» beklagte sich ein 16-jähriger Lehrling: «Wenn man die Ferienfotos von Kollegen am Gymi auf Instagram sieht, während man am Arbeiten ist oder in der Schule sitzt, ist das nicht so cool.»

Die Stimmen blieben im Bundesrat nicht ungehört – aber wohl nicht auf die Art, wie es sich die Lehrlinge gewünscht hätten. So wollen bürgerliche Parlamentsmitglieder den Ferien-Zoff jetzt umdrehen, wie «20 Minuten» schreibt. Sie wollen nicht die Ferien der Lernenden ausbauen, sondern stattdessen die 13 Wochen Ferien an Mittelschulen kürzen. Malermeisterin und SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger findet:

«Mehr Ferien für Lernende ist der falsche Ansatz. Richtig wäre, die Ferien in der Mittelschule zu reduzieren!»
quelle: 20 Minuten

Sie plant, in der kommenden Woche eine Interpellation zu den Forderungen einzureichen. In dieser möchte sie wissen, wie der Bundesrat die «zunehmende faktische Ungleichbehandlung zwischen Berufsbildung und akademischer Bildung bei Freizeit, Pflichten und Förderung» beurteilt. Derzeit sind Ferien an Mittelschulen kantonal geregelt. In ihrem Heimatkanton Baselland gebe es bereits solche Bemühungen, so Sollberger. Sie fordert, dass andere Kantone nachziehen sollen.

Nationalraetin Sandra Sollberger, SVP-BL, spricht waehrend einer Medienkonferenz von der SVP Schweiz unter dem Titel "Finanzloch: Der Bund vernichtet Milliarden Franken Steuergelder!", am Fr ...
SVP-Nationalrätin Sandra Sollberger.Bild: keystone

Auch Mitte-Ständerat Fabio Regazzi ist mit der Forderung von Sollberger einverstanden. Der Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands sagt gegenüber «20 Minuten»:

«Das ist ein guter Ansatz von Kollegin Sollberger, den ich voll und ganz unterstütze.»

Ferien für Gymnasiasten und Studierende seien lang, während die Ferien der Lernenden kurz seien. Dies schwäche die Attraktivität der Lehre ab, sagt Regazzi. Der Mitte-Politiker ist überzeugt, dass man dies ändern müsse, da der Schweiz sonst in wenigen Jahren viele gut ausgebildete Fachkräfte fehlen werden.

Fabio Regazzi, Mitte-TI, spricht zur Kleinen Kammer, an der Fruehjahrssession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 18. Maerz 2025 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Mitte-Ständerat Fabio Regazzi.Bild: keystone

Das sagt der Gewerkschaftsverbund

Beim schweizerischen Gewerkschaftsbund stösst die Forderung allerdings nicht auf Anklang. «Politische Spielchen auf dem Rücken von Mittelschülern ist eine reine Trotzreaktion und bringen den Lernenden gar nichts», sagt Kampagnenleiter Urban Hodel gegenüber «20 Minuten».

Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin Lehrerverband LCH an der PK zur Studie über Gewalt an Lehrpersonen vom 16. Januar 2023.
Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin Lehrerverband.Bild: watson

Dagmar Rösler, Präsidentin des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer, sagt: «Würde man die Ferien im Gymnasium reduzieren, würde dies in der Berufslehre nichts verändern.» Sie unterstützt die Forderung der Lernenden. Diese befänden sich mitten im Erwachsenwerden und seien schulisch und beruflich stark gefordert. (nib)

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372 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlaf
19.06.2025 11:18registriert Oktober 2019
Die Bürgerlichen sind eine Katastrophe für die Bürger dieses Landes.

Leider schnallen das sehr viele Bürger in diesem Land nicht und wählen ihren Metzger selbst.
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Pachyderm
19.06.2025 11:31registriert Dezember 2015
Super Idee. Hilft bestimmt auch gleich noch prima gegen den Mangel an Lehrpersonen. Und den Lehrlingen bringt es ja richtig viel, wenn andere weniger unterrichtsfreie Zeit haben.
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lumpensammlerin
19.06.2025 11:33registriert Mai 2019
Ja genau, wie auch beim Zivildienst... Lieber die tolle Option verschlechtern anstatt die schlechte Option zu verbessern.

Auf was für Ideen kommen die Bürgerlichen sonst noch so?
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