Schweiz
Wirtschaft

CS-Mitarbeiter wollen gegen UBS klagen – es geht um Milliarden

CS-Mitarbeiter wollen gegen UBS klagen – es geht um Milliarden

Am Montag reichen Hunderte von Aktionären, darunter viele frühere CS-Angestellte, beim Handelsgericht in Zürich eine Klage ein. Der Zeitpunkt ist kein Zufall. Es gibt Ex-Angestellte, die Aktien im Wert von 80 Franken als Lohn erhalten hatten – und letztlich nur noch 75 Rappen dafür bekamen.
13.08.2023, 15:29
Mehr «Schweiz»

Am Freitag unternahm die UBS das, was in der Grossbank viele als Befreiungsschlag sehen: Sie löste sich aus den staatlichen Fesseln und beansprucht die Bundesgarantien nicht mehr, die sie nach der Zwangsübernahme der Credit Suisse im März als Absicherung durch den Bund gewährt bekommen hatte.

Doch schon am Montag tut sich nun ein neues rechtliches Risiko auf. Rund 500 Einzelaktionären – darunter Dutzende ehemalige Mitarbeiter der CS – reichen eine Klage beim Handelsgericht in Zürich ein, wie die «Financial Times» am Sonntag berichtet.

Die beiden Logos der Banken UBS und Credit Suisse, aufgenommen am Montag, 12. Juni 2023 in Zuerich. Heute verkuendete die nunmehr einzige Schweizer Grossbank in einem offenen Brief: Die Uebernahme der ...
Rechtlich ist die Übernahme der CS durch die UBS noch lange nicht bereinigt: Erneut ist eine Sammelklage in Sicht.Bild: keystone

Die Klage wird orchestriert vom Schweizerischen Anlegerschutzverein (SASV), der gemäss eigenen Angaben «die schutzwürdigen Agenden von Aktionären in Bezug auf Geldanlagen» wahrnimmt. Der Verband hat offenbar 500 CS-Aktionäre auf seiner Seite. Diese hatten schwere Verluste erlitten, als die Bank im März von der UBS zum Spottpreis von 3 Milliarden Franken gerettet wurde und der Aktienkurs sofort auf 75 Rappen abstürzte.

Die Aktionäre hatten zur Notübernahme nichts zu sagen, denn der Bundesrat setzte angesichts der Dringlichkeit der Krise das ordentliche Recht ausser Kraft. Die Übernahme hätte eigentlich von den Aktionären der beiden Banken genehmigt werden müssen, aber durch Notrecht konnten die Bundesbehörden den Deal ohne Generalversammlungen durchdrücken. Die CS-Aktien waren dadurch auf einen Schlag weniger als die Hälfte des Marktwerts der CS vom letzten Börsenhandelstag wert.

Nicht erste Sammelklage

Die SASV-Klage ist bereits die zweite Sammelklage von Credit-Suisse-Aktionären gegen die UBS, und hinzu kommen mehrere Klagen von AT1-Obligationären, denn der Bundes-Deal löschte diese Anleihen im Umfang von 16 Milliarden aus.

Der SASV reicht die Klage gemäss «Financial Times» am Montag ein, weil dann die zweimonatige Frist abläuft ab dem Zeitpunkt, an dem der Deal unterzeichnet wurde. Bis die Richter entschieden haben, dürfte schätzungsweise ein Jahr vergehen.

Die britische Finanzzeitung zitiert Arik Röschke, den Generalsekretär des SASV. Er sagte, die UBS würde gut tun daran, einen Vergleich zu suchen. Wenn der Richter zu Gunsten der Kläger entscheide, müsste die UBS möglicherweise alle Aktionäre entschädigen, was die Bank Milliarden kosten könnte. In einem Vergleich hingegen bekämen nur die Kläger Geld. «Die UBS hat eine der am besten kapitalisierten Banken Europas zu einem Schnäppchenpreis übernommen», so Röschke.

Einige seiner Kläger hätten 30 Jahre bei der Credit Suisse gearbeitet und einen Teil ihres Lohnes in Aktien erhalten. Einige Ex-Angestellte besassen Aktien, die vor 15 Jahren mehr als 80 Franken wert waren, und am Ende erhielten sie nun dafür noch 75 Rappen. Die UBS kommentierte die bevorstehende Klage nicht. (chm/pmü) (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese UBS-Lenker prägten die Bank
1 / 7
Diese UBS-Lenker prägten die Bank
Oswald Grübel, 2009-2011: Als Retter in der Not holte die UBS 2009 Oswald Grübel aus der Pensionierung zurück. Der CEO sanierte die Bank, trat nach dem Skandal um Händler Adoboli zurück.
quelle: keystone / walter bieri
Auf Facebook teilenAuf X teilen
CS-Aktionäre packen aus: «Die können noch so schöne Klamotten anziehen»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
35 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
⚡ ⚡ ⚡☢❗andre ☢ ⚡⚡
13.08.2023 16:33registriert Januar 2014
Gut, wer Aktien für 80 Erhalten hat und sie behält bis sie nur noch 2 Franken wert sind und dann traurig ist, dass es noch mehr runtergeht, sollte nicht mit Aktien spielen.
9215
Melden
Zum Kommentar
avatar
wurzeli
13.08.2023 15:41registriert April 2020
Sie sollten's vielleicht bei Urs Rohner versuchen, der ihren Aktienwert ebenso minimiert hat.
576
Melden
Zum Kommentar
avatar
prophet
13.08.2023 16:02registriert Dezember 2019
Sorry aber selbst Schuld wenn man Aktien als Lohnzahlung akzeptiert. Aktien sind risikobehaftet und können nicht immer Gewinn versprechen. Die Klagenden haben das Risiko bewusst in Kauf genommen.
6016
Melden
Zum Kommentar
35
    Tote 8-Jährige im Berner Wald gefunden – Verteidiger fordert Freispruch für Mutter
    Der Verteidiger hat am Montag vor dem Berner Obergericht einen Freispruch für die wegen Mordes an ihrer Tochter angeklagte Mutter verlangt. Die Ermittler hätten sich von Anfang an auf seine Mandantin eingeschossen, kritisierte der Anwalt der Angeklagten.

    Nach dem Auffinden des toten achtjährigen Mädchens im Könizbergwald bei Bern im Februar 2022 sei ein rascher Ermittlungserfolg gerade für die Bevölkerung wichtig gewesen, «aber nicht richtig», wie der Verteidiger betonte.

    Zur Story