Was verbindet die Schweiz, was die Baslerin mit der Tessinerin, den Genfer mit dem Appenzeller? Die politischen Institutionen? Bestimmt. Die direkte Demokratie? Sowieso. Der Föderalismus? Auch. Aber es gibt zudem einige grosse und traditionsreiche Unternehmen, deren tiefe Verwurzelung in allen Landesteilen die Schweiz prägt – allen voran die SBB und die Post mit ihrem Postauto. Aber auch die UBS ist ein Stück weit nationale Identität, ebenso wie Coop. Und seit 100 Jahren auch die Migros.
Kaum ein Ort, kaum ein Tal ohne das orange M. Das Sortiment – bestehend aus insgesamt über 40'000 Artikeln – bestückt Kühlschränke und Haushalte in der ganzen Schweiz. Doch trotz des schweizweit mehr oder weniger deckungsgleichen Angebots haben Migros-Kinder je nach Kanton doch äusserst unterschiedliche Präferenzen entwickelt, wie eine Auswertung von Migros-Verkaufsdaten zeigt, die CH Media vorliegt.
Das sind die Migros-Produktgruppen, deren Umsatzanteil pro Kanton im Vergleich zum schweizerischen Durchschnitt am grössten sind.
Konkret hat die Migros in einem ersten Schritt für sämtliche Produktegruppen die durchschnittlichen Umsätze berechnet – und dies sowohl für die gesamte Schweiz als auch für jeden Kanton. In einem zweiten Schritt hat sie pro Kanton eine Rangliste erstellt, geordnet nach den Produktegruppen, deren Umsatzanteil sich am stärksten vom Schweizer Durchschnitt abhebt.
Dabei zeigen sich grosse kantonale Unterschiede. Den Zürchern ist es demnach vor allem wichtig, dass die Produkte, die sie kaufen, mit dem Etikett «Premium» versehen sind, und damit wohl auch hochwertiger oder teurer sind. Sie kaufen 4,8-mal mehr «Premium»-Backwaren als der Schweizer Durchschnitt und 4,5-mal mehr «Premium»-Getränke.
Die Migros-Kundschaft im Aargau wiederum mag im nationalen Vergleich übermässig gerne Demeter-Milch, ebenso wie jene im Kanton Bern. Beide kaufen die Demeter-Milch aber gerne verpackt, die Kundinnen und Kunden in Schwyz wiederum bevorzugen sie im Offenausschank.
Die Genfer konsumieren 17,9-mal mehr Bio-Milch als der Durchschnitt. Die Glarner kaufen relativ viel pflanzenbasierte Milchprodukte, zum Beispiel Margarine und andere nicht tierische Produkte für den Kühlschrank.
Im Aargau überdurchschnittlich beliebt sind auch Blumenkreationen, ebenso wie dazu passende «Ergänzungen». Im Kanton Basel-Stadt hat man eine Vorliebe für veredelte Pflanzen, in den Kantonen Freiburg und Neuenburg für Hydro-Grünpflanzen. In Appenzell Innerrhoden werden überdurchschnittlich viele Handy- und Tablethüllen und Wetterstationen gekauft, in Obwalden und Graubünden Kaffeevollautomaten. In Luzern wird offensichtlich überproportional gerne gegrillt: 13,8-mal mehr Outdoorchef-Grillzubehör wird dort abgesetzt.
Die Migros-Kinder in Uri mögen überdurchschnittlich gerne Charcuterie, ebenso wie jene in Schaffhausen. Im Thurgau aber eher Geflügel an der Theke. In Nidwalden sind es Fisch-Antipasti, im Jura Fleisch oder Fisch to go, in Bern Suppen to go und im Kanton Waadt Wähen. In St.Gallen wiederum hat die Kundschaft ein Faible für Kleinbrote.
Im Wallis wiederum dominiert die Freude am Feuerwerk. Die Migros macht im Wallis, gemessen am Schweizer Schnitt, 27,6-mal mehr Umsatz mit Raketen und Vulkanen.
Was man daraus lernen kann? Nicht sehr viel Konkretes wahrscheinlich. Aber immerhin erhält man die Bestätigung, dass es auch in der kleinen Schweiz sehr viele verschiedene Geschmäcker gibt.
Ich bin alt geworden. Oder blind.
Ich lese daraus, dass der Umsatz eine denkbar ungeeignete Grösse ist, um daraus die beliebtesten Produkte pro Kanton auszurechnen. Ein Zufallsgenerator würde wohl auf ähnliche Resultate kommen 😉.