Sie waren ein Traumpaar der Schweiz – Nadja Schildknecht und Urs Rohner.
Extrem schön, extrem reich und extrem erfolgreich in ihren Jobs.
Sie: international tätiges Model, Moderatorin und später Unternehmerin sowie Verwaltungsrätin in der Kulturbranche.
Er: Mehrfacher Schweizermeister im 110-Meter-Hürdenlauf, internationaler Wirtschaftsjurist und später Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse.
Dass Nadja Schildknecht extrem schön ist, war zeitweise ihr berufliches Kapital: Mit 20 Jahren gewann sie den Wettbewerb «Gesicht des Jahres» und arbeitete danach über zehn Jahre als Model für äusserst namhafte Marken wie Giorgio Armani oder Dior. Der «Annabelle» sagte sie einmal: «Ich bereue meine Modeljahre nicht. Sie sind einer der Gründe, dass ich jetzt hier bin.» (Sie spricht dabei von ihren Erfolgen beim Zurich Film Festival (ZFF).)
Urs Rohner gab für Schildknecht seine langjährige Ehe mit drei Kindern auf. Auch Rohner hat in Kindertagen gemodelt, schreibt das «Magazin» – extrem schön halt. Allerdings war er vor der Kamera nie so erfolgreich wie seine Lebensgefährtin – er warb für Nestlé und Thomi + Franck, für Mayonnaise, Senf, Fischstäbchen und schnelllöslichen Café, so das «Magazin». Diese Bilder sind (leider) nicht mehr auffindbar – sie befänden sich in seinem «Giftschrank».
Das Paar entschied sich, sein Privatleben möglichst diskret zu geniessen. Ein Bild des gemeinsamen Kindes gibt es nicht, aber ein paar Fotos des adretten Paares entzücken bisweilen die Presse:
Apropos extrem schön: Nadja Schildknecht wurde 2011 von der «Schweizer Illustrierten» zu einer der bestgekleideten Schweizerinnen gekürt. Aber nicht nur die Dame in der Beziehung kleidet sich gepflegt, sondern auch der Herr. Rohner trägt dabei gerne die sprichwörtliche «weisse Weste». Nach einer Milliarden-Einigung im US-Steuerstreit 2014 sagte er gegenüber SRF:
Nach seinem Abgang 2021 fragte das Schweizer Fernsehen, wie weiss seine Weste denn nun wirklich sei. Denn unter Rohner kamen mehrere Skandale in der CS ans Tageslicht – und kosteten die Bank Milliarden: der erwähnte Steuerstreit, US-Ramschpapiere in der Finanzkrise, dubiose Kredite an Mosambik, die Beschattungsaffäre rund um Topbanker Iqbal Khan und Bankchef Tidjane Thiam, Greensill und Archegos. Doch Rohner harrte auf dem CS-Verwaltugsratsthron aus. Er inszeniert sich stets als Teil der Lösung und nicht als Teil des Problems. Kein Grauschleier trübte seine weisse Weste.
Über Schildknechts Vermögen ist nichts bekannt. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit ist es aber bedeutend kleiner als das ihres Lebenspartners, der während seiner Laufbahn mächtig kassierte – besonders bei der Credit Suisse. Während seiner 10 Jahren als Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse verdiente er im Schnitt pro Jahr 4,3 Millionen Franken.
2014 gab sich Schildknecht bescheiden. Auf die Frage einer Journalistin der «Schweizer Illustrierten», ob sie als Teil der Co-Geschäftsleitung des Zurich Film Festivals viel Geld verdiene, erwidert sie: «Hätten wir diese Position in einem anderen Unternehmen, würden wir sicher mehr verdienen, aber dies ist egal, die Arbeit gefällt uns.»
Inzwischen hat die Geschäftsfrau den Event der NZZ verkauft. Den Hauptsponsor gab's gleich dazu: die Credit Suisse.
Auch in Sachen Zuhause geben sich Schildknecht und Rohner bescheiden. Im Februar 2023 ging ein Foto durch die Medien, wie die Namen der zwei an der Türklingel eines Mehrfamilienhauses im Kanton Schwyz klebten – von Hand geschrieben. Dabei berichtete die «Schweiz am Wochenende» doch erst noch vom «idyllischen Einfamilienhaus» in Zumikon auf 1400 Quadratmetern, welches das Paar 2016 liebevoll und detailverliebt während rund eines Jahres umbaute. Das Endresultat: «Gemütlich und modern». Dieses Haus in Zumikon sei bescheiden im Gegensatz zu der Villa in Küsnacht ZH, in welcher die Familie davor fünf Jahre zusammen wohnte, so die «Schweiz am Wochenende».
Bilder des «idyllischen Einfamilienhaus» kamen 2019 an die Öffentlichkeit, und zwar im Rahmen einer Bilderstory im Designermagazin «Homes». Die Bildstrecke war zwar anonym, aber schnell war klar, dass es sich um das Haus von Schildknecht und Rohner handelt. «Grosse Fenster, helle Räume, hohe Decken», fasste «Inside Paradeplatz» die Haustour in Bildern zusammen. Pool, Sauna und Fitnesspavillon. Für die ganz Voyeuristischen bietet die Bildstrecke in «Homes» sogar einen Blick ins (vermeintlich anonyme) Schlafzimmer des «ganz persönlichen Wohntraums». Der Bericht erschien übrigens inmitten der Aufregung um die CS-Beschattungsaffäre.
Und dieses Bijou mit Pärkchen, bei dem so viel selbst Hand angelegt wurde, hat das Paar für ein Mehrfamilienhaus in Freienbach im Kanton Schwyz aufgegeben? Da steht der Verdacht im Raum: Steueroptimierung! Denn in Freienbach ist der Fiskus bekannterweise angenehmer als im Kanton Zürich. Doch diesen Verdacht zerstreut Rohner im «Sonntagsblick»: «Noch nie in meinem Leben habe ich meinen Wohnsitz nach steuerlichen Gesichtspunkten ausgewählt.» Der Grund für den Wohnortwechsel sei ein erneuter Umbau in Zumikon.*
Trotzdem rechnete der «Blick» die Steuervorteile genüsslich aus, die der Umzug des ehemaligen Top-Bankers allein für angenommene Pensionskassen-Bezüge brächte. Je nach angenommenem Kapitalbezug kommt die Zeitung so auf 1,3 bis drei Millionen Franken Steuer-Unterschied zwischen Zumikon und Freienbach. «Das sind selbst für einen ehemaligen Spitzenmanager keine Peanuts», schreibt der Blick.
Seine Villa in Zumikon gehört dem Ex-CSler derweilen noch immer, hält der «Blick» fest. Und nicht nur sein Haus, auch sein Büro in der Stadt Zürich könnten das Zürcher Steueramt mit Argusaugen auf den Wegzug des Multimillionärs ins steuerlich attraktivere Freienbach schielen lassen.
Schildknechts berufliche Leistungen sind beträchtlich. Sie war nach ihrer Modelkarriere als Moderatorin für MTV und 3+ tätig und gründete 2005 mit zwei Partnern das Zurich Film Festival, das sie lange Zeit in einer Co-Funktion direktierte. Seit 2020 ist sie beim ZFF nicht mehr im operativen Geschäft tätig, sondern im Verwaltungsrat und in beratender Funktion. Schildknecht ist also die Frau, die die Stars extrem erfolgreich auf den grünen Teppich nach Zürich holte.
Auch Rohner war beruflich erfolgreich. Nur einmal «strauchelte» er vor seiner Zeit bei der CS. So bezeichnet es zumindest das «Magazin» im vergangenen November. Das Straucheln war 1982 in Athen, als der zweifache Schweizermeister im 110-Meter-Hürdenlauf bei den Europameisterschaften den Einzug ins Halbfinale der Männer verpasste.
Urs Rohner wuchs als Einzelkind in Zollikerberg auf. Danach studierte er Jurisprudenz an der Universität Zürich und absolvierte Praktika und Karriereschritte in namhaften international tätigen Wirtschaftskanzleien. Er erlangte dabei das Anwaltspatent in der Schweiz und den USA. Über Kontakte nimmt Rohner dann Ende der Neunzigerjahre im Verwaltungsrat von Ebners BK Vision Einsitz. «Er ist jetzt in der Schweizer Finanzelite angekommen», schreibt das «Magazin».
Bereits 1997 bot die CS dem jungen Rohner einen Job in ihrer Rechtsabteilung an. Dieser lehnt das Angebot aber ab, da er nicht auch in der Geschäftsleitung Einsitz nehmen konnte. Dafür nimmt er kurz darauf einen anderen Job an: Der Münchner Medienunternehmer Leo Kirch bietet dem Schweizer Wirtschaftsanwalt die Leitung des Privatsenders Pro Sieben an. Mit Sack und Pack zieht Rohner nach München und tritt in die Welt der Medien ein. Er fusioniert Pro Sieben und Sat 1 und wird so Vorstandsvorsitzender beider Sender. Doch der Job ist schwierig.
Vielleicht nimmt er auch darum den zweiten Ruf der Credit Suisse wahr und wird 2004 Chef der Rechtsabteilung – diesmal mit Einsitz in der Geschäftsleitung. Es geht zurück nach Zürich. Von der Münchner Medienwelt in die Geschäftsleitung einer der weltweit grössten Banken. Der «Spiegel» titelte damals: «Neuer Job: Rohner fällt die Treppe hoch». Nur sieben Jahre später, nämlich 2011, wird der ehemalige Verlierer eines Hürdenlaufs in Athen Verwaltungsratspräsidenten der Credit Suisse. Er ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Zu dieser Zeit ist er bereits mit Nadja Schildknecht liiert.
Es ist die Glanzzeit Rohners, was er macht, verspricht Erfolg und bekommt den gewissen Touch von Glamour: Er wird Vizepräsident der Bankiervereinigung, ist im Stiftungsrat des Lucerne Festivals, im Verwaltungsrat des Zürcher Opernhauses. Er ist Gast in der «Sternstunde Philosophie». Doch dann bekommt sein Image Risse: Die CS taumelt von Skandal zu Skandal. Unter Rohner macht die Credit Suisse Milliardenverluste.
Vom grössten Debakel in der Schweizer Wirtschaft seit dem Grounding der Swissair wird geraunt. Doch das ehemalige Kindermodel sieht keinen Grund, sich zu entschuldigen: «Er ist bis heute überzeugt, während siebzehn Jahren für die Bank sein Bestes gegeben zu haben», so das «Magazin». 2021 verlässt Rohner die Credit Suisse – sein Abgang erfolgte turnus- und statutengemäss nach der maximal vorgesehenen Amtszeit als Vorstandsvorsitzender.
Nach seiner Zeit bei der CS wurde es ruhig um den ehemaligen Top-Manager und seine Lebensgefährtin. Er blieb weiterhin Verwaltungsrat beim britischen Pharmamulti Glaxo-SmithKline und berät neu auch eine Investmentfirma im Golfstaat Bahrain. Daneben eröffnete er eine Sicherheitsfirma für Cybertechnologie, mit Sitz in Zug und Büro im Zürcher Seefeld. Im Verwaltungsrat seiner neuen Firma Vega Cyber Associates AG: Alexander William Younger, ehemaliger Leiter des britischen Geheimdienstes MI6 – und Vorlage von James Bonds Chef(in) M. Neben der weissen Weste behält der Ex-CS-Verwaltungsrat also auch den Hauch von Glamour in seinem Leben.
* In der ursprünglichen Version dieser Story hiess es, Urs Rohner und Nadja Schildknecht hätten sich mit einem Wohnortswechsel des Verdachts der «Steuerhinterziehung» ausgesetzt. Dazu müssten sie fahrlässig Vermögens- oder Einkommenswerte gegenüber den Steuerbehörden verschwiegen haben, worauf es keinerlei Hinweise gibt. Wir entschuldigen uns für die Unachtsamkeit.