Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bleibt auf die Bekämpfung der Inflation fokussiert - Turbulenzen im Bankensektor hin oder her. Gleichzeitig stellt sie weitere Zinserhöhungen in Aussicht. Denn die Teuerung droht hartnäckig zu werden.
Die Notenbank erhöhte den SNB-Leitzins am Donnerstag um 0,50 Prozentpunkte auf 1,50 Prozent. Es war der vierte Zinsschritt in Folge. Letzten Sommer hatte die SNB die Zinsschraube mit einem Schritt um einen halben Prozentpunkt erstmals seit fünfzehn Jahren wieder angezogen.
Eine neuerliche Straffung des Leitzinses durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) war im Urteil der Währungshüter «absolut notwendig». Das sagte SNB-Chef Thomas Jordan am Donnerstag in der Fragerunde mit den Journalisten mit Verweis auf die sich zunehmend verfestigende Inflation.
Die jüngste Zinserhöhung werde nach Auffassung der SNB keinen negativen Einfluss auf die Schweizer Wirtschaft haben. Beim Zinsentscheid habe die SNB «selbstverständlich» auch die Situation der Geschäftsbanken beurteilt.
«Bei einem Verzicht auf eine Zinserhöhung hätten wir ein grösseres Problem», ist Jordan überzeugt. «Straffen wir zu spät, müssen wir später viel stärker anziehen mit allen negativen Folgen», ergänzte er. Jordan verwies darauf, dass die Leitzinsen in der Schweiz immer noch auf einem sehr tiefen Niveau liegen - vor allem auch im internationalen Vergleich.
In der Tat hat seit der letzten geldpolitischen Lagebeurteilung der SNB im Dezember die Teuerung in der Schweiz wieder markant angezogen. Sie lag zuletzt mit 3,4 Prozent weiter klar über dem SNB-Zielband von 0 bis 2 Prozent.
«Inzwischen finden Preiserhöhungen auf breiter Basis statt», stellte Jordan fest. Der Inflationsdruck sei auch aufgrund sogenannter Zweitrundeneffekte nochmals angestiegen.
Dass die SNB einen fünften Zinsschritt wohl nicht nur verbal vorbereitet, lässt sich auch an der jüngsten Inflationsprognose der Währungshüter ablesen. Diese fällt deutlich höher als noch vor drei Monaten aus und prognostiziert Werte von unter 2 Prozent nicht vor Ende 2025.
Gleichwohl ging Jordan zu Beginn der Pressekonferenz als erstes auf die am vergangenen Wochenende mit heissen Nadeln gestrickte Rettung der Credit Suisse ein - wohl wissend, dass sich die meisten Journalistenfragen um dieses Thema drehen würden.«Ein Konkurs der Credit Suisse hätte schwerwiegende Folgen für die nationale und internationale Finanzstabilität und für die Schweizer Wirtschaft gehabt», stellte daher Jordan gleich zu Beginn klar. Dies zu riskieren, wäre seiner Meinung nach verantwortungslos gewesen.
Die US-Notenbank hatte am Vorabend noch erwogen, aufgrund der aktuellen Bankenkrise keinen Zinsschritt vorzunehmen. Denn steigende Zinssätze könnten die Finanzinstitute weiter unter Druck setzen und die Kreditvergabe einschränken. Am Ende hat sich das Fed für einen kleinen Schritt um 0,25 auf 5 Prozent entschieden.
Für Jordan war ein Verzicht kein Thema. Die Zinsen in den USA seien deutlich höher. «Bei einem Verzicht auf eine Zinserhöhung hätten wir ein grösseres Problem», ist Jordan überzeugt. «Straffen wir zu spät, müssen wir später viel stärker anziehen mit allen negativen Folgen», ergänzte er.
Und die SNB habe bei ihrem Zinsentscheid «selbstverständlich» auch die Situation der Geschäftsbanken beurteilt. «Das Schweizer Finanzsystem ist resilient», betonte Jordan. Er glaube auch nicht, dass die jüngste Zinsrunde einen negativen Einfluss auf die Schweizer Wirtschaft haben wird.
Laut Ökonomen hat die SNB mit ihrem Vorgehen ein Zeichen dafür gegeben, dass sie sich nicht unmittelbar von der CS-Krise beeinflussen lässt, sondern weiterhin entschieden gegen den Preisdruck vorgeht. Und dass sie sich nicht um die Finanzstabilität sorgte, könne als positives Zeichen gewertet werden.
Mit Blick auf ihre Aktivitäten am Devisenmarkt betont die Nationalbank inzwischen die Verkäufe von Fremdwährungen. Sie stünden inzwischen im Vordergrund. Die SNB wird die Inflation also nicht nur über Zinserhöhungen bekämpfen, sondern weiterhin auch über einen starken Franken. (awp/sda)
(aeg/sda/awp)