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US-Notenbank erhöht Leitzins trotz Bankenkrise – das sind die Gründe

US-Notenbank erhöht Leitzins trotz Bankenkrise – das sind die Gründe

Fed-Chef Jerome Powell verkündet in Washington eine weitere Zinserhöhung, um die hohe Inflation zu drücken. Er deutet aber an, dass die Turbulenzen auf dem Finanzmarkt Auswirkungen auf den Kurs der Währungshüter haben werden.
23.03.2023, 02:16
Renzo Ruf, Washington / ch media
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Die amerikanische Notenbank hält Kurs. Das geldpolitische Gremium der Federal Reserve hat am Mittwoch den Leitzins um 0.25 Punkte auf 5 Prozent erhöht. Diese Entscheidung fiel einstimmig, wie Fed-Chef Jerome Powell im Anschluss einer zwei Tage dauernden Sitzung an einer Pressekonferenz bekannt gab.

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US-Notenbankchef Jerome Powell.Bild: keystone

Damit wählten die Währungshüter den sprichwörtlichen goldenen Mittelweg. Denn eigentlich wäre auch eine Erhöhung des Federal Funds Rate um 0.5 Punkte angebracht gewesen, angesichts der immer noch hohen Inflationsrate, räumte Powell ein.

Die aktuellen Entwicklungen in der Bankenkrise im Liveticker:

Finanzmarkt ist «stabil und robust»

Die amerikanische Notenbank ist von Gesetzes wegen dazu verpflichtet, in der grössten Volkswirtschaft Preisstabilität zu gewähren. Aktuell ist die Federal Reserve von diesem Ziel aber weit entfernt; im Februar hatte der Konsumentenpreisindex gegenüber dem Vorjahresmonat um 6 Prozent zugelegt, vier Punkte über dem Zielband der Fed.

Andererseits hatte die doch recht energische Zinspolitik der Federal Reserve – bis am Mittwoch wurde der Leitzins acht Mal in Folge erhöht – auf dem amerikanischen Finanzmarkt zu Verwerfungen geführt. Der Zusammenbruch des kalifornischen Instituts Silicon Valley Bank lässt sich auch mit dem Zinsrisiko begründeten. (Das mittelgrosse Institut hatte sich verspekuliert, als es Kundengelder in Staatsanleihen mit langer Laufzeit investierte.)

In den Augen der Währungshüter ist die Silicon Valley Bank, die vor zehn Tagen zusammenbrach, aber ein Sonderfall. Der Kollaps des Instituts sei beispiellos, deutete Powell an. Im Gegensatz zur Silicon Valley Bank sei das amerikanische Finanzsystem «stabil und robust», versicherte der Fed-Chef am Mittwoch. Die Federal Reserve habe es deshalb nicht als notwendig erachtet, die Zinserhöhungen auszusetzen. (Eine Senkung des Leitzinses sei nie zur Debatte gestanden.)

Unter Verweis auf aktuelle Daten versicherte der Fed-Chef zudem, dass sich die Mini-Panik im amerikanischen Bankensektor abgeschwächt habe. Kleineren und mittleren Instituten sei es demnach gelungen, den Abfluss von Kundengeldern zu stoppen.

Auswirkung der Banken-Panik auf Konjunktur noch offen

Powell räumte allerdings auch ein, dass die Notenbank aktuell nicht abschätzen könne, welche Auswirkungen die vergangenen Tage auf die amerikanische Konjunktur haben werde. «Es fällt mir schwer, zu sehen, dass sie hilfreich waren», sagte er, aber aktuell sei es «noch zu früh», um Vorhersagen zu machen. Auch spekulierte er darüber, dass es nun zu einer Kreditklemme kommen könnte.

Der Fed-Chef verwies auch darauf, dass der Arbeitsmarkt immer noch aus den Fugen sei. (Die Arbeitslosenrate beträgt 3.6 Prozent, und Arbeitgebern fällt es schwer, offene Stellen zu besetzen.) Insgesamt seien die volkswirtschaftlichen Daten aber immer noch sehr gut – zum grossen Erstaunen vieler Ökonominnen und Ökonomen, die eigentlich schon lange eine Rezession prognostiziert haben.

Die Finanzmärkte verfolgten die Ausführungen des Fed-Chefs äusserst aufmerksam. Ein Blick auf die wichtigsten Börsenindizes zeigte aber, dass sich die Händlerinnen und Händler vorerst nicht klar über die Botschaft Powells war. So reagierte der Dow-Index an der New Yorker Börse anfänglich positiv auf die Leitzinserhöhung; während der Pressekonferenz des Fed-Chefs allerdings drehte sich die Stimmung und der Index war im roten Bereich. (aargauerzeitung.ch)

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