Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte im September Fremdwährungen im Wert von über drei Milliarden Franken verkauft haben. Und auch im Oktober hielten die Verkäufe wohl an.
CS-Ökonom Maxime Botteron hat anhand der von der SNB am Vortag veröffentlichten geldpolitischen Daten für das dritte Quartal das Ausmass der durch die SNB verkauften Devisen auf 3.4 Milliarden Franken berechnet.
Die Rechnung geht so: Insgesamt hat die SNB gemäss den Daten dem Markt im September 94.9 Milliarden Franken entzogen, was rund 13 Prozent der gesamten Giroguthaben per Ende August entspricht. Der Entzug von Liquidität geht in erster Linie mit der Erhöhung der Leitzinsen in den positiven Bereich im September zusammen. Dafür hat die SNB verschiedene Instrumente zur Verfügung.
Da sind erstens sogenannte liquiditätsabsorbierende Repos, die im September 55.3 Milliarden Franken ausmachten, und fällig gewordene liquiditätszuführende Repos im Wert von 16.6 Milliarden. Zweitens hat die SNB im September sogenannte SNB Bills im Umfang von 17.8 Milliarden Franken emittiert - sie sind ein weiteres Instrument zur Liquiditätsabschöpfung.
Weiter zahlten Geschäftsbanken Liquidität aus der Covid-19-Refinanzierungsfazilität im Umfang von 1.8 Milliarden Franken zurück. Die restlichen 3.4 Milliarden sind dann Verkäufe von Devisenreserven. Das wäre gemäss CS-Analyst Botteron das grösste monatliche Verkaufsvolumen seit mindestens Anfang 2012, als die SNB die Devisenswaps nicht erneuert habe.
Weitere Devisen-Verkäufe durch die SNB dürften im vergangenen Monat dazugekommen sein. Details für den Oktober sind zwar noch nicht bekannt. Botteron geht aber davon aus, dass der weitere Rückgang der Giroguthaben um 87.9 Milliarden Franken zum Teil wieder auf den Verkauf von Fremdwährungen zurückzuführen ist.
Das genaue Ausmass ihrer Devisengeschäfte gibt die SNB zwar bekannt, aber nur mit einer gewissen Verzögerung. Jeweils am Ende des Quartals nennt sie die Zahlen des Vorquartals. Bekannt sind somit seit Ende September erst die Werte des zweiten Quartals, als die SNB noch ihr Negativzinsregime fuhr bzw. erst Mitte Juni die Leitzinsen auf -0.25 von -0.75 Prozent erhöhte. Allerdings hat die SNB bereits in jenem Quartal Devisenverkäufe getätigt, wenn sie auch mit 5 Millionen (per Saldo) noch gering ausfielen.
Davor hatte die SNB bekanntlich Devisenkäufe in Milliardenhöhe zur Schwächung des Frankens bzw. zur Stützung der Konjunktur getätigt. Im ersten Quartal dieses Jahres beispielsweise waren es 5.7 Milliarden und im vierten Quartal 2021 gar 12.6 Milliarden gewesen. Im Gesamtjahr 2021 lag das Volumen der Devisenkäufe bei 21.1 Milliarden, im ersten Corona-Jahr 2020 gar bei 110 Milliarden Franken.
(yam/sda/awp)