Novartis streicht in der Schweiz 1400 Stellen. Das entspricht jedem achten Arbeitsplatz des Konzerns hierzulande. Weltweit sollen insgesamt bis zu 8000 von zurzeit 108'000 Stellen abgebaut werden in den nächsten Jahren.
Völlig überraschend kommt diese Meldung nicht, denn bereits im April hatte das Pharmaunternehmen angekündigt, sich eine neue Organisationsstruktur geben zu wollen.
Abgebaut werden ausschliesslich Büroarbeitsplätze bzw. Stabsstellen und keine Stellen in der Forschung oder Entwicklung.
Novartis plant, die Vertriebsorganisationen zweier Geschäftseinheiten zusammenzuführen: Pharmaceuticals (patentgeschützte Medikamente) und Oncology (Krebsbehandlung).
Bis jetzt wurde in jedem Land doppelgleisig gefahren und für jeden der beiden Bereiche gab es eine eigene Marketing-, Rechtsfragen, Personal-, Finanzen- oder Kommunikations-Abteilung etc. Dies soll sich nun ändern. Auch viele Kaderstellen sollen von der Umstrukturierung betroffen sein, schreibt die NZZ.
Gleichzeitig wird diese neue Pharmageschäftseinheit in zwei operativ selbstständige Divisionen aufgeteilt: Das finanzstarke US-Geschäft zum einen, sowie die restlichen Länder als eine Einheit zum anderen.
Novartis will unter anderem mit dieser Zusammenführung die Vertriebs- und Gemeinkosten bis 2024 um mindestens 1 Milliarde US-Dollars senken.
Die Umstrukturierung werde «über die nächsten drei Jahre» dauern. Mehr Details gibt der Pharmakonzern derzeit nicht bekannt. «In den kommenden Wochen» werde weiter informiert.
In einem Communiqué versichert die Konzernleitung, alle betroffenen Mitarbeiter «auf faire und transparente Weise zu behandeln».
Im Rahmen eines Sozialplans sollen die Mitarbeiter durch «Stellenvermittlung, Unterstützung durch ein Career Center, Bestplacement und Entwicklungsaktivitäten» individuell betreut werden.
Betroffen von den Entlassungen sei besonders der Hauptsitz in Basel, schreibt das «Tagblatt».
Stellen im Einkauf und in der Informationstechnologie, die derzeit in Basel angesiedelt sind, würden nicht nur abgebaut, sondern teilweise auch von Basel in bereits bestehende Servicezentren im Ausland verlagert werden, weiss die NZZ.
Bereits in den letzten Jahren hat sich abgezeichnet, dass das gigantische Bauprojekt zu grosszügig geplant ist, um ausschliesslich Novartis-Angestellte zu beherbergen.
Der Konzern öffnete darum den sogenannten «Novartis Campus» ab 2021 für Unternehmen aus dem Bereich Life Sciences und Anbieter digitaler Gesundheitslösungen.
Auf Twitter äussert sich die Organisation Angestellte Schweiz empört über den «massiven Stellenabbau»:
#Novartis mutet seinen #Angestellten, sich selbst und der Schweizer #Wirtschaft eine brutale Fitnesskur zu. Angestellte Schweiz zweifelt an der Wirksamkeit und fordert Novartis auf, für die qualifizierten #Arbeitsplätze Verantwortung zu übernehmen. https://t.co/gIbhcI4Baf
— Angestellte Schweiz (@angestellte_ch) June 28, 2022
Bezüglich des Abbaus der Stellen in Basel äussert sich Pierre Derivaz, Branchenverantwortlicher bei Angestellte Schweiz in einer Medienmitteilung:
Der Dachverband von Angestellten-Vereinigungen unter anderem der Chemie- und Pharmabranche fordere Novartis nun auf, besonders die Stellenverlagerung ins Ausland zu überdenken und externe Sozialpartner beizuziehen, um langfristige Perspektiven zu bieten.
(yam)