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Die Post will höhere Preise für Briefe und Pakete

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Die Post will höhere Preise für Briefe und Pakete

Die Post rechnet zwar mit einer Zunahme der Paketmenge. Doch die zusätzlichen Einnahmen reichen nicht, um die höheren Kosten zu kompensieren. Deshalb will sie eine Preiserhöhung für Briefe und Pakete durchdrücken – wenn der Preisüberwacher mitspielt.
10.03.2023, 06:02
Stefan Ehrbar / ch media

Post-Chef Roberto Cirillo hatte Zuckerbrot und Peitsche im Gepäck, als er am Donnerstag vor die Medien trat. Mal betonte er, wie gut aufgestellt die Post trotz einem gegenüber dem Vorjahr deutlich tieferen Konzerngewinn von 295 Millionen Franken im Jahr 2022 sei. «Wir sind fit und resilient», sagte er. Minuten später warnte er, das laufende Jahr werde das «finanziell schwierigste der letzten Jahre»: «Wir müssen den Gürtel enger schnallen. Aber das wird nicht reichen.»

Roberto Cirillo, CEO, Schweizerische Post, spricht waehrend der Jahresmedienkonferenz der Schweizerischen Post, am Donnerstag, 9. Maerz 2023 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Post Chef Roberto Cirillo will mehr Geld für Briefe und PaketeBild: keystone

Deshalb sollen Kundinnen und Kunden künftig mehr für Briefe und Pakete bezahlen. Die Post hat beim Preisüberwacher eine Erhöhung der Tarife beantragt. In welchem Umfang, gibt sie nicht bekannt. Das sei Gegenstand der Diskussionen. Cirillo warnte den Preisüberwacher vor einem Veto: «Ohne Preiserhöhungen können wir die Grundversorgung nicht finanzieren». Eine Verteuerung dürfte frühestens nächstes Jahr in Kraft treten. Zuletzt hatte die Post die Tarife auf Anfang 2022 erhöht: A-Post-Briefe kosten seither 10 Rappen mehr, B-Post-Briefe 5 Rappen mehr.

Paketmenge nimmt wieder zu

Diese Preiserhöhung wirkte zwar: Der Betriebsertrag des Post-Segments Logistik-Services, in dem die Zustellung organisiert ist, nahm im letzten Jahr leicht auf knapp 4.2 Milliarden Franken zu – trotz einer Abnahme von je 4 Prozent bei der Zahl der zugestellten Pakete und adressierten Briefe. Doch das Betriebsergebnis des Segments ging um 107 Millionen Franken auf 358 Millionen Franken zurück.

Das liegt vor allem daran, dass auch die Kosten stark gestiegen sind. Material, das für die Paketzentren benötigt wird, wurde ebenso teurer wie Treibstoff für die Lieferwagen. Die Teuerung war zuletzt hoch, doch die Post kann diese im Grundversorgungsauftrag nicht sofort an die Kundschaft weitergeben. Hinzu kommt, dass die Löhne des Personals steigen, in diesem Jahr etwa um durchschnittlich 2.5 Prozent.

Zudem wird die Briefmenge auch in den nächsten Jahren abnehmen. Damit steigen die Kosten pro transportiertem Brief. Bei den Paketen rechnet die Post hingegen mittelfristig wieder mit einer Zunahme. Das leichte Minus im letzten Jahr dürfte nicht mehr als eine kleine Delle gewesen sein. Denn in den Jahren 2020 und 2021 florierte der Onlinehandel im Zusammenhang mit der Coronapandemie. Letztes Jahr flachte dieser Boom wieder etwas ab. Hinzu kam eine wechselhafte und schlechtere Konsumentenstimmung, die die Paketmenge besonders im zweiten Halbjahr einbrechen liess.

Gegenüber 2019 und somit vor der Coronakrise transportierte die Post letztes Jahr immer noch fast 30 Prozent mehr Pakete. Insgesamt aber, so Cirillo, vermag auch eine künftige Zunahme der Paketmenge den Rückgang bei den Briefen nicht zu kompensieren. Auch Effizienzmassnahmen – so werden etwa bereits in 80 Prozent der Touren Briefe und Pakete gemeinsam zugestellt – dürften nicht ausreichen.

Im öffentlichen Verkehr kann die Post mit ihrer Tochter Postauto die gestiegenen Kosten ebenfalls nicht sofort weitergeben. Immerhin: Postauto dürfte im laufenden Jahr wieder ähnlich viele Passagiere transportieren, wie es vor der Coronakrise der Fall war. In den Jahren 2020 und 2021 waren die Passagierzahlen eingebrochen. Nun scheint eine Normalisierung in Griffweite zu sein.

Auch die Post-Finanztochter Postfinance dürfte dieses Jahr wieder ein besseres Ergebnis liefern. Nach dem Ende der Negativzinsen zeichne sich eine Erholung der Gesamtzinsmarge ab, sagte Postfinance-Chef Hansruedi Köng vor den Medien.

Kundinnen und Kunden machte er aber keine Hoffnung, dass die Zinsen auf Sparkonten von Postfinance auf ein Niveau erhöht werden, das die Entwertung ihrer Guthaben durch die Inflation kompensiert. Das werde nicht möglich sein, so Köng. Stattdessen riet er, das Geld anderweitig anzulegen. Köng, der nächstes Jahr zurücktritt, bleibt damit seiner Linie treu: «Ein reiner Sparkunde ist nicht kostendeckend», sagte er schon 2021 im grossen Interview mit CH Media. (aargauerzeitung.ch)

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