Die Schweiz befindet sich mitten in der grössten Impfkampagne ihrer Geschichte. Das ging auch an der watson-Redaktion nicht spurlos vorbei. Fieberschübe, Schüttelfrost und der berühmt-berüchtigte «Moderna-Arm» hatten in den vergangenen Tagen Hochkonjunktur.
Doch längst nicht alle geimpften Mitarbeitenden waren stark betroffen. Und nach mehr oder weniger 25 Stunden waren die Nebenwirkungen meist komplett verschwunden. Was blieb, waren viele Fragen.
Die Experten des Berner Inselspitals haben unsere drängendsten Fragen beantwortet.
Die Nebenwirkungen fallen bei der zweiten Dosis tendenziell stärker aus.
Bei der ersten Dosis sind die Nebenwirkungen geringer. Hierzu zählen vor allem Schmerzen an der Einstichstelle. Fieber ist nach der ersten Dosis eher selten – nur ca. jede hundertste Person. Bei der zweiten Dosis ist es dann ca. jede sechste Person.
Beim Impfstoff von Pfizer/BioNTech ist die Fieberrate geringer.
Frauen mit fast 70 Prozent erleiden deutlich häufiger Nebenwirkungen. Zudem sind Menschen über 75 Jahre stärker betroffen.
Hier spielt am meisten unser eigenes Immunsystem / die Individualität eine Rolle. Am Schluss haben wir immer das gleiche Endprodukt: Antikörper und Abwehrzellen, die spezifisch trainiert sind, gegen SARS-CoV-2 vorzugehen. Aber dabei gibt es unterschiedliche Arten, zu diesem Ziel zu gelangen: Die einen reagieren kaum oder haben knapp Armschmerzen an der Einstichstelle, die anderen entwickeln heftige Zeichen einer Immunantwort (Fieber, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen etc.).
Ich vergleiche das mit unseren Beinen: Alle Menschen haben zwei Beine, die der Fortbewegung dienen – diese können aber länger, kürzer, dicker, dünner, muskulöser oder weniger muskulös sein. Die Funktion bleibt die gleiche, die anderen Parameter variieren von Mensch zu Mensch.
Die Erwartungshaltung gegenüber befürchteten Reaktionen spielt sicher auch eine Rolle – was sich im hohen Anteil an Placebo-«Nebenwirkungen» in den Zulassungsstudien zeigte: Rund 40% gaben irgendwelche allgemeinen Beschwerden bei der ersten Impfung an, obwohl sie nur eine physiologische Kochsalzlösung erhalten hatten.
Siehe oben. Sicher ist im Alter die Rate an Impfreaktionen geringer, weil auch das Immunsystem etwas schwächer antwortet. Aber warum Menschen gleichen Alters unterschiedlich reagieren, ist «Zufall» oder eben «Genetik».
Der Körper reagiert mit einer Immunantwort – wie wenn er selber ein Virus bekämpfen müsste. Er wird sehr aktiv mit einer extrem raschen Vermehrung von Immunzellen und Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen – es sind vor allem Letztere, die Fieber/Gliederschmerzen etc. hervorrufen.
Nein – der Schweregrad der Impfreaktion widerspiegelt nicht die Höhe der Antikörper-Titer, d. h. der Immunantwort.
Nein. Das Immunsystem kann gleichzeitig mit sehr vielen Erregern umgehen. Es ist auf keinen Fall geschwächt.
Es dürfen ohne Weiteres fiebersenkende und entzündungshemmende Medikamente eingenommen werden.
Ja, siehe oben.
Generell sind Nebenwirkungen in den ersten Tagen nach einer Impfung zu erwarten. Sie sind in der Regel mild und von kurzer Dauer. Ähnlich wie bei anderen Impfungen sind dies meist Reaktionen an der Einstichstelle (insbesondere Schmerzen oder auch Rötung, Schwellung) oder allgemeine Symptome (z. B. Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Fieber).
Wenn die Nebenwirkungen länger dauern, schlimmer werden oder sich das Wohlbefinden in den Wochen nach der Impfung verändert, sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.
Bei Fieber ist das nicht möglich und auch der Armschmerz kann auch mit der besten Einstellung auftreten. Aber Glieder-/Kopfschmerzen, Unwohlgefühl und Gefühl von Übelkeit treten auch häufig bei Placebo auf.
Ein paar herausgepickte Nebenwirkungen bei Impfung versus Placebo:
Für mich ist jede Impfung ein Geschenk für ein längeres und gesünderes Leben. Also freue ich mich auf jede einzelne Impfung und hoffe, dass es irgendwann auch für andere Krankheiten eine gibt (Malaria, Krebs, etc.).