Schweiz
X - Twitter

Meret Schneider auf X unwiderruflich gesperrt – das sind die Reaktionen

Grüne-Nationalrätin Meret Schneider auf X «unwiderruflich» gesperrt

Wegen eines am Montag abgesetzten Posts zum Thema Populismus ist das X-Konto der Grüne-Politikerin seit Dienstag gesperrt – gemäss eigenen Aussagen «unwiderruflich».
06.09.2023, 02:3906.09.2023, 14:25
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Meret Schneider war schon immer bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen – besonders auf X (ehemals Twitter). Dort hat die Nationalrätin regelmässig ihre Meinung kundgetan, oft gespickt mit einer grossen Portion Sarkasmus.

Meret Schneider, GP-ZH, spricht zur Grossen Kammer, an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 8. September 2020 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Meret Schneider: Die Zürcherin ist im Nationalrat für die Grünen. Bild: keystone

Beschwerde von Andreas Glarner

Während sie viele dafür feierten, wie sie zum Beispiel auch Hass-Kommentare öffentlich machte, fanden andere die Beiträge der Politikerin weniger lustig. Dazu gehört bekanntlich Andreas Glarner. Der SVP-Nationalrat hat sich am Montag über einen Beitrag von Schneider, der mittlerweile gelöscht wurde, beschwert.

Tweet von Meret Schneider
Bild: screenshot X

Im Beitrag verlinkte Schneider eine Umfrage, über die «20 Minuten» am Sonntag berichtet hatte. Auf die Frage, was sie am Schweizer Politsystem am meisten nerve, antwortete demnach eine Mehrheit der Teilnehmenden mit «Populismus», «Polarisierung» und «Zersplitterung». Den Bericht kommentierte die Grüne-Politikerin so: «Schreib jetzt deine Online-Kommentare, warum die Polarisierung und der Populismus wirklich das Hinterletzte sind und man die überbezahlten Politfratzen an ihrer eigenen verdammten Bundesterrasse erhängen sollte!!! (Grossbuchstaben nicht vergessen).»

Die Reaktion von Amtskollege Andreas Glarner liess nicht lange auf sich warten. In einem Beitrag auf X schrieb er: «Ein offener Aufruf einer grünen Politikerin zur rohen Gewalt an Politikern – wenn das keine Folgen hat …»

SVP Nationalrat Andreas Glarner, anlaesslich einer Delegiertenversammlung der SVP vom Samstag, 1. Juli 2023 in Kuessnacht am Rigi. (KEYSTONE/Urs Flueeler).
Hatte keine Freude am Post: Andreas Glarner, SVP-Nationalrat. Bild: keystone

Den Post «völlig verdreht»

Glarner habe den Post zum Thema Populismus «völlig verdreht», sagt Meret Schneider gegenüber «20 Minuten». Auf seinen Post hin habe sich dann «die Meute gemeldet» und sie beschimpft, so die Nationalrätin. Jemand habe den Beitrag anschliessend bei X gemeldet. Das US-Unternehmen habe ihr daraufhin eine E-Mail gesendet und ihr mitgeteilt, dass der Inhalt ihres Beitrags gegen die Regeln von X verstosse (gewaltsame Formulierungen) und das Konto deshalb gesperrt würde.

Ihr Einspruch sei vergebens gewesen, so Schneider. X habe ihr zudem mitgeteilt, dass jedes neue Konto, das sie zu eröffnen versuche, ebenfalls gesperrt würde. Gegenüber dem «Blick» sagt Schneider, sie bedauere diesen Schritt sehr: «Das ist schade, Twitter habe ich sehr geschätzt, und dort auch tolle Leute kennengelernt.» Es tue ihr deshalb «im Herzen weh», dass sie von der Plattform verbannt sei.

Die Reaktionen

Viele Mitglieder auf X bedauern die Reaktion der Plattform. «Die Meinungsfreiheit scheitert offenbar schon am Humor», schreibt zum Beispiel die SP-Nationalrätin Min Li Marti.

Andere monieren, dass die Plattform offenbar keinen Sarkasmus erkennen kann: «Da hat euer Support wenig Sprachkompetenz bewiesen», schreibt eine Userin. Ein weiterer meint, Schneiders Kritiker hätten sie «absichtlich falsch interpretiert».

Andere wiederum finden die Sperrung begrüssenswert. Auf X schreibt die Bewegung «Mass-Voll» beispielsweise, dieser Schritt «sei gut für die Demokratie».

Nicolas Rimoldi, Präsident von «Mass-Voll», hat in der Vergangenheit bereits mit einer Anzeige gegen die Grüne-Politikerin gedroht. Hintergrund war ein Tweet Schneiders im April vergangenen Jahres, in dem sie auf einen Post eines Twitter-Users reagierte, der schrieb: «Eierwerfer in Notwehr erschiessen – just fair enough.» Schneider schrieb darauf: «Ah was, in Notwehr erstech' ich den Rimoldi auch mit dem Sackmesser.»

«Mass-Voll»-Präsident Nicolas Rimoldi hatte zuvor dafür plädiert, dass in der Schweiz – ebenso wie in den USA – verdeckt und ohne Lizenz Schusswaffen getragen werden dürfen.

Der Tweet von Schneider wurde daraufhin gelöscht. Allerdings kündigte die Nationalrätin im Nachgang an die Medienberichterstattung an, sich «mittelfristig» von Twitter zu verabschieden – sie habe zahlreiche Mord- und Vergewaltigungsdrohungen per Mail erhalten. (lak)

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139 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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GrüeziMitenand
06.09.2023 05:52registriert September 2022
Nun ja grundsätzlich finde ich die Reaktion von X nicht falsch. Scheinheilig ist einfach, die Reaktion von Glarner und von X selber, da eine Sperrung auch bei einigen Posts von Glarner und anderen Politiker die Konsequenz hätte sein müssen.

Offembar verliert der eine oder andere Politiker auf den Sozialen Medien den Anstand. Aber Morddrohungen, ob mit oder ohne Humor, haben in einer Demokratie nichts zu suchen. Egal ob von Links oder Rechts.
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überflüssig
06.09.2023 04:03registriert März 2018
der andreas glarner? der rimoldi?
wenn man die regelmässigen äusserungen dieser beider herren auch nur ein wenig mitbekommen hat, wird einem die absurdität dieser story sprachlos machen.
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[CH-Bürger]
06.09.2023 03:39registriert August 2018
Rimoldi:
"(...) , dass in der Schweiz (...) verdeckt und ohne Lizenz Schusswaffen getragen werden dürfen".

Kennt jemand die Hintergründe dieser Botschaft? wenn das stimmt, dann ist dieser Herr definitiv abgedreht und unwählbar
(nicht, dass ich vorher im Traum daran gedacht hätte, ihn zu wählen...)
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