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Demo gegen «Drag Story Time» in Zürich ist nicht bewilligt

Demo gegen «Drag Story Time» in Zürich ist gemäss Polizei nicht bewilligt

19.05.2023, 14:5519.05.2023, 15:36
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Gegen die für Samstag geplante «Drag Story Time» in Zürich, bei der Drag Queens Kindern vorlesen, kündigt sich Widerstand von rechts an. Die Zürcher Stadtpolizei hat am Freitag jedoch betont, dass deren Demonstration nicht bewilligt sei.

Das Gesuch der Veranstalter sei zu kurzfristig eingereicht worden, teilte das Sicherheitsdepartement mit. Deshalb sei keine Bewilligung erteilt worden. Weil sich die Demonstranten dadurch kaum von ihrer Kundgebung abhalten lassen, wird die Stadtpolizei am Samstag bei der Pestalozzi-Bibliothek in Oerlikon präsent sein.

Auflösen wird die Polizei die Kundgebung trotz fehlender Bewilligung aber nicht auf Anhieb. Es werde geprüft, ob für die Kundgebung eine Spontanbewilligung erteilt werde, schreibt das Sicherheitsdepartement. Voraussetzung sei jedoch, dass die «Drag Story Time» sicher und störungsfrei durchgeführt werden könne.

Seit einigen Tagen rufen rechte Kreise auf Social-Media-Plattformen zu Widerstand gegen den Drag-Queen-Anlass auf. Solche Vorlesenachmittage für Kinder finden in Zürich seit mehreren Jahren statt. Im Herbst 2022 gerieten die Anlässe erstmals in den Fokus, als Neonazis der «Jungen Tat» einen Anlass im Tanzhaus störten.

Zunehmende Aggression

Die Diskussion um das Thema «Gender» (deutsch: Geschlecht) wird in der Schweiz zunehmend aggressiv geführt. Die SVP Schweiz erklärte «Gender-Gaga» zu ihrem grossen Wahlkampf-Thema und bewirtschaftet es entsprechend intensiv.

Vergangene Woche musste die Gemeinde Stäfa nach einem Shitstorm ihren «Gender-Tag» für Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler absagen. Nachdem der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner die Einladung zu diesem Anlass auf Twitter gepostet hatte, wurden Angestellte der Schule bedroht und verunglimpft.

Die SVP stellte sich im Kantonsrat auf den Standpunkt, dass sie sich von Drohungen zwar ausdrücklich distanziere. Die Verantwortung für den Empörungssturm sieht sie jedoch bei der Schule, welche die Einladung für den «Gender-Tag» schlecht gestaltet habe. Wer Sternchen und Transgender-Logo auf eine solche Einladung drucke, müsse nun mal mit Reaktionen rechnen.

Zahl der Angriffe gestiegen

Die Zahl der Angriffe und Diskriminierungen gegenüber LGBTQ-Personen (englische Abkürzung für: lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer beziehungsweise nicht-heterosexuelle Orientierung/Identität) erreichte im vergangenen Jahr derweil einen Höhepunkt: Noch nie wurden gemäss einer Helpline für LGBTQ-Personen so viele Übergriffe gemeldet. 134 Mal wurde die Helpline über Vorfälle informiert.

Die Helpline führt diese Entwicklung auf «zunehmende Feindseligkeiten von Politik und Medien» zurück, wie sie diese Woche mitteilte. LGBTQ-Verbände forderten deshalb Politik und Zivilgesellschaft zum Handeln auf. Sie zeigen sich besorgt. (oee/sda)

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156 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlaf
19.05.2023 15:05registriert Oktober 2019
Innert 4 Jahren gab es schon 25 solche Anlässe.
Sehr polemisch das Ganze, war ja nie ein Problem und jetzt wo die Rechten von dem wissen, wollen sie stören, trötzele und Unruhe stiften.
Denen ist schlicht zu langweilig.
Ich hoffe schwer, dass die Polizei einschreiten wird, wenn sie muss und sich nicht wie die Polizei von Stäfa verhält.
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Jason84
19.05.2023 16:19registriert März 2016
Es ist ja noch okay wenn sie ihre Kinder nicht daran teilnehmen lassen wollen.
Wieso sollten sie es aber dann für alle anderen verbieten können?
Wo ist da die Freiheit der anderen?
Die Rechten sind doch sonst immer so freiheitsliebend.
Irgendwie ein Paradoxon.
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Purscht
19.05.2023 15:40registriert Oktober 2017
Die Neonazis haben gemerk dass sie da mit Teilen der Gesellschaft einen Konsens haben und nutzen das jetzt um sich anzubiedern.
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