Was lange spekuliert und erwartet wurde, ist jetzt definitiv klar. Nico Hischier ist einer der drei Finalisten für den Gewinn der Frank J. Selke Trophy. Diese Auszeichnung wird in der NHL jährlich an den «Stürmer mit dem besten Defensivverhalten» vergeben.
Patrice Bergeron (@NHLBruins), Nico Hischier (@NJDevils) and Mitchell Marner (@MapleLeafs) are the three finalists for the 2022-23 Frank J. Selke Trophy, awarded “to the forward who best excels in the defensive aspects of the game.” #NHLAwards#NHLStats: https://t.co/str935SN2v pic.twitter.com/zU9D4SX6fI
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Neben Hischier sind auch Patrice Bergeron von den Boston Bruins und Mitch Marner von den Toronto Maple Leafs nominiert. Dass der Schweizer die Auszeichnung gleich dieses Jahr erhält, scheint unrealistisch. Zu stark war Bergeron, der die Auszeichnung schon fünf Mal gewonnen hat. Und da dies womöglich die letzte NHL-Saison des 37-jährigen Kanadiers ist, geniesst er noch zusätzlichen Sympathie-Bonus.
Doch bereits die Nomination ist für Hischier natürlich eine grosse Ehre und Anerkennung und der verdiente Lohn für eine bislang starke Saison. Der Center konnte endlich das umsetzen, was von ihm erwartet wurde, als er 2017 an erster Stelle gedraftet wurde. Hischier dominierte das Spiel, während er auf dem Eis stand. Er kreierte vorne viel, skorte 80 Punkte in 81 Spielen. Gleichzeitig liess er in der eigenen Zone nur sehr wenig zu und kommt auf die meisten Unterzahlminuten der Stürmer seiner Mannschaft. Der Captain der New Jersey Devils geht immer mit bestem Beispiel voran und gibt auf dem Eis alles, was er hat. Selbst wenn er vor Erschöpfung kaum mehr stehen kann, versucht er sich noch in gegnerische Schüsse zu werfen – wie hier in der Playoff-Serie gegen die New York Rangers.
Hischier was GASSED lolol pic.twitter.com/JLX4TVVPki
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Wenn Nico Hischier so weiterspielt, ist die Frage nicht ob, sondern nur wann er zum ersten Mal die Selke-Trophäe gewinnt. In NHL-Kreisen gilt der Walliser als möglicher Nachfolger von Bergeron, sollte dieser tatsächlich zurücktreten. Als Center mit rund einem Punkt pro Spiel und herausragenden Defensiv-Werten wäre das durchaus realistisch. Es wäre nach der Auszeichnung von Roman Josi zum besten NHL-Verteidiger in der Saison 2019/20 erst die zweite individuelle Trophäe für einen Schweizer.
Und vielleicht gibt es ja in näherer Zukunft noch andere Trophäen obendrauf. Die New Jersey Devils spielen in der Nacht auf Donnerstag die erste Partie des Conference-Halbfinals gegen die Carolina Hurricanes. Die Serie dürfte äusserst ausgeglichen werden, aber mit intakten Chancen für die Devils, in den Conference-Final vorzustossen und so dem Stanley Cup einen Schritt näherzukommen.
Hischier war für den bisherigen Erfolg nicht nur als Captain und Leader, sondern auch als Spieler auf dem Eis eine tragende Figur. Der Schweizer spielte in der Serie gegen die Rangers den grössten Teil seiner Eiszeit gegen die beiden Toplinien. Entweder waren Mika Zibanejad, Chris Kreider und Vladimir Tarasenko seine Gegner. Oder es standen Artemi Panarin, Vincent Trocheck und Patrick Kane auf der anderen Seite.
Igor Shesterkin robs Hischier blind with a beautiful glove stop, what a save!#NYR pic.twitter.com/9Klp2nCKvi
— Hockey Daily 365 l NHL Highlights (@HockeyDaily365) April 30, 2023
Trotz dieser grossen Namen als Gegenspieler dominierte Hischier mit seiner Linie das Geschehen. Über die gesamte Serie gesehen kontrollierten die Devils mit Hischier auf dem Eis 65,2 Prozent aller Torchancen bei 5-gegen-5-Eishockey – ein überragender Wert. Daneben hat er vier Strafen herausgeholt und selbst keine genommen. Es gibt also Argumente, die den Walliser für den Gewinn der Conn Smythe Trophy – die Auszeichnung des Playoffs-MVPs – in Frage kommen lassen.
Dagegen spricht derzeit Hischiers Torausbeute. In sieben Spielen gegen die Rangers hat der 24-Jährige kein einziges Mal getroffen (bei fünf Assists). Das liegt allerdings nicht daran, dass er es nicht versucht hätte: 22 Schüsse und 3,3 Expected Goals hat der Center zu Buche stehen. Letzteres bringt ihn auf Platz 14 der torgefährlichsten Stürmer in den Playoffs. Einzig etwas Abschlusspech und die Klasse von Rangers-Torhüter Igor Shesterkin verhinderten, dass Hischier reüssieren konnte.
Sollten Hischiers Schüsse ab heute Nacht endlich wieder reinfallen und die Devils am Ende tatsächlich ein Wörtchen um den Stanley Cup mitreden, ja dann wird der Traum vom Schweizer Conne-Smythe-Gewinner von ebendiesem plötzlich zur tatsächlichen Möglichkeit.