Ab dieser Saison sind in der National League sechs statt wie bisher vier ausländische Spieler pro Match erlaubt. Zudem bilden neu 14 Mannschaften die Liga. Beide Änderungen werden auch jetzt noch kontrovers diskutiert. Fakt ist auf jeden Fall: Die neuen Regeln haben dafür gesorgt, dass jede Menge neue, spannende Spieler in die Schweiz wechselten. Wir stellen sie dir vor.
2020/21 wurde Jesse Virtanen für die Auszeichnung zum Verteidiger des Jahres in der schwedischen SHL nominiert. Damals musste er allerdings dem späteren NHL-Super-Rookie Moritz Seider den Vortritt lassen. Doch nur schon die Nomination zeigt das Kaliber des Finnen. Er ist ein äusserst kompletter Verteidiger, der auf beiden Seiten des Eisfelds überzeugt.
Virtanen ist ein Verteidiger, der sich gerne auch in den Angriff einschaltet. In der gegnerischen Zone bleibt er nicht nur an der blauen Linie kleben, sondern sticht auch mal näher an den Slot, wenn sich die Gelegenheit bietet. Gegen die 30 Skorerpunkte kann man im Normalfall vom 31-Jährigen erwarten.
Tim Heed ist kein Unbekannter mehr auf Schweizer Eis, spielte er doch schon eine Saison für Lugano. Der Schwede ist deshalb interessant, weil er eigentlich gelernter Stürmer ist. Spät in seiner Juniorenkarriere wurde er dann aber zum Verteidiger umfunktioniert. Dementsprechend sind seine Qualitäten eher offensiver Natur. Der 31-Jährige ist ein guter Skater und dank seines guten Schusses eine gefährliche Waffe im Powerplay. Sein Defensivspiel ist über die Jahre zudem auch besser geworden.
Der Tscheche galt einst als grosse Sturmhoffnung der Ottawa Senators. In der NHL hat er sein Potenzial aber nie wirklich umsetzen können, kam er bislang doch nur auf 57 Spiele. Letzte Saison explodierte Chlapik aber so richtig: In 53 Spielen für Sparta Prag skorte er unfassbare 70 Punkte (davon 31 Tore).
Dass er bei Ambri gleich noch einmal in diesem Masse erfolgreich ist, darf nicht erwartet werden. Die Basis von Chlapiks Erfolg liegt vor allem in seinem Spielverständnis. Er scheint immer zu wissen, wie er sich positionieren muss, um das Beste aus einer Situation zu machen. Seine Spielintelligenz zeigt sich auch in starkem Passspiel. Wenn er eine Schwäche hat, dann liegt die am ehesten im läuferischen Bereich. Chlapik ist kein besonders explosiver Skater.
Michael Spacek soll mit seinem Landsmann Filip Chlapik ein torgefährliches Duo bilden. Der 25-Jährige kann sowohl als Center als auch als Flügel auflaufen. 2015 von den Winnipeg Jets in der 4. Runde gedraftet, gilt Spacek als intelligenter Spielmacher, der die Stärken seiner Mitspieler gekonnt in Szene setzt. Er ist keiner, der selber besonders oft den Abschluss sucht. Seit er aus Nordamerika zurück ist, hat er je eine halbe Saison in Finnland und Tschechien sowie eine ganze Saison in Schweden gespielt und überall überzeugt.
Der jüngere Bruder von Drew Shore (ehemals Kloten und ZSC) hat ebenfalls schon eine Vergangenheit in der Schweiz. 2020/21 stiess er während der Saison zum EV Zug und wusste zu überzeugen: In damals 22 Spielen skorte Nick Shore 27 Punkte. Dazu kamen acht weitere Skorerpunkte in 13 Playoff-Partien. Dem US-Amerikaner wird nachgesagt, dass er kaum Schwächen in seinem Spiel hat. Nicht ohne Grund hat er sich vier Jahre lang als Stammspieler in der NHL festgesetzt. Shore hat eine für seine Verhältnisse enttäuschende KHL-Saison hinter sich und will beweisen, dass er es besser kann.
Die Imports: Janne Juvonen (bisher), Tim Heed (neu), Jesse Virtanen (neun), Filip Chlapik (neu), Brandon McMillan (bisher), Nick Shore (neu), Michael Spacek (neu).
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und der darauffolgende Exodus vieler europäischer Spieler aus der KHL hat dazu geführt, dass der EHC Kloten sich auf der Goalieposition verstärken konnte. Mit dem Finnen Juha Metsola haben sich die Zürcher einen langjährigen KHL-Spitzengoalie geangelt. Jutsola hat sich trotz seiner für einen Goalie geringen Grösse (177 cm) auf höchstem Niveau durchgesetzt. Er ist extrem agil, liest das Spiel gut und ist deshalb fast immer in der richtigen Position.
Weil er das Spiel gut liest, ist Metsola fast nie aus der Position.
Lucas Ekestahl Jonsson war nie ein Supertalent. Er wurde nie gedraftet und war auch nie Teil der Nachwuchs-Nationalmannschaften in Schweden. Der Verteidiger hat sich über die zweite schwedische Liga und Finnland ganz nach oben gespielt. Letzte Saison schaffte er bei Rögle den ganz grossen Durchbruch mit 36 Punkten in 52 Spielen.
Die Zahlen lassen es vermuten: Ekestahl Jonsson ist ein Offensiv-Verteidiger. Einer, der insbesondere auch im Powerplay gute Pässe spielen kann. Ein Fragezeichen gibt es allerdings: Kann der Schwede seine gute letzte Saison auch bestätigen, wenn er in Kloten bei einem schwächeren Team der Liga spielt?
So erzielte Ekestahl Jonsson seine Tore bei Rögle.
Jordan Schmaltz wird gemeinsam mit Ekestahl Jonsson ein Leader in der Klotener Verteidigung sein müssen. Der US-Amerikaner ist ebenfalls ein Offensiv-Verteidiger. Einer, der ein Powerplay lenken und dort kluge Pässe spielen und auch Tore schiessen kann. Das Transition-Spiel – also das Umschalten von Verteidigung in den Angriff – gehört nicht zu Schmaltz' Stärken. Zudem hat er eine Tendenz, unter Druck in der eigenen Zone auch eher mal eine falsche Entscheidung zu treffen.
Unter Druck trifft Jordan Schmaltz nicht immer die richtige Entscheidung
Was Ekestahl Jonsson und Schmaltz für die Verteidigung sind, wird Miro Aaltonen für den Sturm sein müssen: Einer, der das Spiel ankurbelt. Der Finne gilt als Spieler, der viel Energie aufs Eis bringt und immer Vollgas gibt. Im Sommer war er eine der Stützen bei den finnischen Olympiasiegern mit drei Toren und einem Assist. Sonst ist Aaltonen aber eher Spielmacher, denn Sniper, ein guter Skater mit feiner Technik. Er ist aber keiner, der sich gross in die Zweikämpfe wirft.
Jonathan Ang ist auf Schweizer Eis schon ein bekanntes Gesicht. Er spielte zuletzt in der Swiss League beim HC Thurgau, wo er mit 64 Skorerpunkten aus 50 Spielen überzeugte. Dass es möglich ist, den Sprung von der Swiss League in die National League zu schaffen, haben zuletzt Philip-Michaël Devos und Jonathan Hazen (bedingt wegen einer Verletzung) bewiesen. Ob dies Ang auch gelingt, wird davon abhängen, wie gut er sein Tempo in der National League ausspielen kann.
Dass der junge Finne in der Schweiz unterschrieben hat, kommt etwas überraschend. Schliesslich hat er eine sehr starke AHL-Saison gespielt, mit der er sich eigentlich für einen Job in der NHL beworben hat. Es ist etwas der Fluch gewisser eher klein gewachsenen NHL-Stürmer (175 cm bei Ruotsalainen). Sie sind nicht gut genug, um sich in den ersten zwei Sturmlinien festzusetzen, aber fast zu talentiert und nicht robust genug, um im dritten oder vierten NHL-Sturm sinnvoll eingesetzt werden zu können.
Für die National League scheint er aber nahezu prädestiniert zu sein: Ruotsalainen ist schnell und technisch versiert. Er hat einen guten Schuss, aber auch das Auge für seine Mitspieler. Und trotz seiner geringen Grösse wirft er sich ohne Angst in die Zweikämpfe.
Die Imports: Juha Metsola (neu), Lucas Ekestahl Jonsson (neu), Jordan Schmaltz (neu), Miro Aaltonen (neu), Jonathan Ang (neu), Éric Faille (bisher), Arttu Ruotsalainen (neu).
Weltmeister. Einmal WM- und zweimal Olympiabronze. Fast 200 NHL-Spiele und über 500 KHL-Spiele. Ohne Frage: Sami Lepistö bringt viel Erfahrung mit nach Langnau. Der Offensiv-Verteidiger hat zuletzt im schwedischen Lulea eine gute Saison und besonders starke Playoffs gezeigt. Allerdings ist er auch schon 37 Jahre alt. Jede neue Saison wird ein Leistungsabfall wahrscheinlicher. Die National League ist besonders laufintensiv. Lepistös Spielintelligenz und Erfahrung dürfte reichen, um allfällige Defizite in diesem Bereich auszugleichen.
Eine Rolex auf dem Transferwühltisch für die SCL Tigers? Vili Saarijärvi ist ein starker Offensiv-Verteidiger. Er ist eher klein (178 cm/83 kg), dafür ein schlüpfriger, guter Skater. Zudem verfügt er über einen gefährlichen Schuss, den er auch im Powerplay gerne einsetzt. Zuletzt bei Lukko Rauma in der finnischen Liga hat er in 52 Spielen 17 Tore geschossen und 26 Assists gegeben. Der Nachteil am Finnen: Er ist nicht besonders zweikampfstark und neigt zu Fehlern in der eigenen Zone.
Nach Dominik Kahun ist Marc Michaelis der zweite Leistungsträger der deutschen Nationalmannschaft, der in der Schweiz anheuert. Der Stürmer beendete damit ein acht Jahre dauerndes Nordamerika-Abenteuer, das ihn über US-Nachwuchsligen und die College-Liga NCAA bis in die NHL führte. In insgesamt 15 Spielen für die Vancouver Canucks registrierte Michaelis aber keinen einzigen Punkt. Der 27-Jährige beschreibt sich selbst als vielseitigen Zweiwegspieler, der besonderen Wert auf die Arbeit in der eigenen Zone legt. Er kann sowohl als Center als auch als Flügel spielen.
Die Imports: Sami Lepistö (neu), Vili Saarjärvi (neu), Alexandre Grenier (bisher), Marc Michaelis (neu), Harri Pesonen (bisher), Aleksi Saarela (bisher).
Die Karriere von T.J. Brennan ist ein Kuriosum. Der Verteidiger hat in der AHL absolut dominiert. Über den Verlauf von mehreren Jahren hat er in der Farmteam-Liga der NHL beinahe einen Punkt pro Spiel geskort – und das als Verteidiger. Und trotzdem hat er kaum je eine Chance erhalten, sich in der NHL zu beweisen. Stattdessen landete er 2020 in der Swiss League bei Thurgau (wo er mehr als einen Punkt pro Spiel skorte). Dann in Salzburg (wo er knapp unter einem Punkt pro Spiel skorte). Und nun also in der National League bei Ajoie.
Was bringt der US-Amerikaner mit mittlerweile 33 Jahren noch? Brennan ist gross und kräftig und wird mit seinem gewaltigen Schuss immer noch ein gefährlicher Offensiv-Verteidiger sein. Das Spiel in der eigenen Zone war dagegen schon immer seine Schwäche und der Hauptgrund, warum er auf NHL-Niveau kaum eine Chance erhielt.
Torgefährlich: T.J. Brennan.
Zwei Saisons lang konnte sich Frédérik Gauthier in der NHL festsetzen, als Defensivstürmer bei den Toronto Maple Leafs. Danach fand er aber sowohl bei den Arizona Coyotes wie auch bei den New Jersey Devils keinen Platz mehr im Kader. Nun hat sich der Franko-Kanadier dem HC Ajoie angeschlossen. Dort wird der vielseitige Stürmer, der sowohl Center als auch Flügel spielen kann, auch seine offensive Seite wiederentdecken müssen. Mit seiner Grösse (195 cm/108 kg) ist er insbesondere direkt vor dem gegnerischen Tor eine Waffe.
Die Imports: T.J. Brennan (neu), Jérôme Leduc (bisher), Guillaume Asselin (bisher), Philip-Michaël Devos (bisher), Frédérik Gauthier (neu), Jonathan Hazen (bisher).