Ab dieser Saison sind in der National League sechs statt wie bisher vier ausländische Spieler pro Mannschaft erlaubt. Zudem bilden neu 14 Mannschaften die Liga. Beide Änderungen werden auch jetzt noch kontrovers diskutiert. Fakt ist auf jeden Fall: Die neuen Regeln haben dafür gesorgt, dass jede Menge neue, spannende Spieler in die Schweiz gewechselt haben. Wir stellen sie dir vor.
Das Spielerprofil von Peter Cehlarik erinnert etwas an Nino Niederreiter. Der Slowake ist ein grosser, kräftiger Flügelstürmer (188 cm/91 kg), wenn auch nicht ganz so talentiert wie sein Schweizer Pendant in der NHL. Cehlariks Stärken liegen im Forechecking, den Zweikämpfen entlang der Bande und vor dem Tor, wo er sich durchzusetzen vermag. Zudem spielt er auch ganz ordentliche Pässe.
Ein Paradebeispiel vom Peter Cehlariks Forechecking.
Cehlariks grösste Schwäche ist sein Skating. Das war schon so, als er 2013 von den Boston Bruins in der 3. Runde gedraftet wurde und auch heute, mit 27 Jahren, ist er beileibe nicht explosiv. Das muss er mit Teamkollegen wie Hofmann, Herzog oder Martschini aber auch nicht sein. Cehlarik ist ein grundsolider Powerflügel, der nach einem etwas enttäuschenden Jahr in der KHL auf Wiedergutmachung aus ist.
O'Neill ist fast schon die Antithese zu seinem neuen Teamkollegen Cehlarik. Der US-Stürmer ist eher klein gewachsen (175 cm, 78 kg), auch mit 34 noch wieselflink und kann sowohl als Center als auch als Flügel eingesetzt werden. In der NHL konnte er sich nie durchsetzen, dafür hat er eine schöne Karriere bei Jokerit Helsinki gemacht. Sechs Jahre spielte O'Neill beim KHL-Team aus der finnischen Hauptstadt. In den letzten vier Saisons hat er jeweils knapp unter oder knapp über einem Punkt pro Spiel geskort.
Ein Beispiel eines Ablenkers von Brian O'Neill.
O'Neill ist ein Spieler ohne grosse Schwächen. Obwohl er kein Riese ist, gibt er sich in den Zweikämpfen äusserst bissig und scheut sich nicht davor, sich vor dem gegnerischen Tor ins Gewimmel zu stürzen. Eine seiner grossen Stärken ist es, Schüsse von der blauen Linie noch entscheidend abzulenken. Gleichzeitig hat er auch Spielmacherqualitäten.
Die Imports: Christian Djoos (bisher), Niklas Hansson (bisher), Peter Cehlarik (neu), Carl Klingberg (bisher), Jan Kovar (bisher), Brian O'Neill (neu)
Mikko Lehtonen ist ein Offensiv-Verteidiger erster Güte, vielleicht sogar der beste Offensiv-Verteidiger ausserhalb der NHL (wobei Henrik Tömmernes da auch noch ein Wörtchen mitredet). Lehtonen ist aber nicht «flashy» – er ist nicht ein Roman Josi, der alleine an allen vorbeiläuft und in der offensiven Zone die Scheibe ewig hält. Vielmehr ist er ein Spieler, der immer die richtige Entscheidung trifft.
Der Finne ist ein genug guter Skater, um Gegner im Direktduell zu schlagen – aber er macht das nur, wenn es auch Sinn ergibt. Er kann fantastische Pässe in der Spielauslösung spielen, weiss aber auch, wann er das Risiko klein halten muss. Und in der Offensive tut der 28-Jährige vor allem eines: Schiessen, schiessen und noch mehr schiessen. Lehtonens Slapshot ist ein echter Kracher, vor dem sich Goalies in Acht nehmen müssen.
ZSC-Fans macht euch gefasst auf Marcus Krüger 2.0. Wallmark ist fünf Jahre jünger als sein schwedischer Landsmann, der bis vergangene Saison bei den Zürcher Löwen gespielt hat, vom Spielertyp aber relativ ähnlich. Er ist ein Center. Stark am Bully. Kreativ, aber kein Edeltechniker mit Wow-Faktor. Ein eher durchschnittlicher Skater, dafür auch in der eigenen Zone äusserst zuverlässig.
Wie sollen wir Juho Lammikko bewerten? In Nordamerika konnte er bei mehreren Versuchen selten glänzen. Auf europäischem Eis hat er eine ganz starke Saison gezeigt (2019/20 mit Kärpät in Finnland), aber halt eben nur eine. Lammikko gilt als zuverlässiger Zweiweg-Center, den du in allen Situationen einsetzen kannst. Der Finne ist ein Unterzahlspezialist. In der AHL hat er in 143 Einsätzen 20 Tore geschossen – davon fünf mit einem Mann weniger.
Hrubec soll sich bei den ZSC Lions die Arbeit mit Ludovic Waeber aufteilen. Der tschechische Nationalgoalie kommt mit grossen Vorschusslorbeeren. Er wurde schon tschechischer Meister und Champion in der KHL. 2018 gewann er die Auszeichnung zum MVP in der Champions Hockey League. Er galt in den letzten drei Jahren als einer der besten Torhüter in der KHL.
Im Videostudium gibt es wenig Auffälliges zu sehen. Hrubec ist ein ruhiger Goalie, der keine unnötigen Bewegungen macht. Er verfügt über eine gute Rebound-Kontrolle, insbesondere bei zentralen Abschlüssen. Für die Gegner wird es wichtig sein, dass sie es schaffen, Hrubec vor den Schüssen zu bewegen.
Die Meldung kam Ende August: Der französische Stürmer Alexandre Texier wird nach zwei Todesfällen im direkten Umfeld für 2022/23 nicht in die NHL zurückkehren, da er näher bei der Familie sein möchte. Wenig später unterschrieb der aus Grenoble stammende Stürmer bei den ZSC Lions.
Mit seinen bald 23 Jahren ist Texier in der NHL noch ein Youngster, aber einer, der schon 123 Spiele auf dem Buckel hat. Es hängt natürlich von seiner mentalen Verfassung ab, aber Texier hat absolut das Zeug dazu, der beste Spieler der Liga zu werden. Der Franzose ist schnell, technisch versiert und kann sowohl als Spielmacher als auch als Sniper glänzen. In den 36 Spielen, die er letzte Saison für Columbus machte, skorte er elf Tore und neun Assists.
Die Imports: Simon Hrubec (neu), Mikko Lehtonen (neu), Justin Azevedo (bisher), Juho Lammikko (neu), Garrett Roe (bisher), Lucas Wallmark (neu), Alexandre Texier (neu).
Von den vielen Neuzugängen in der National League ist Juuso Vainio wohl einer der unspektakulärsten. Er ist ein solider, zweikampfstarker Verteidiger, aber keiner, der die Massen mit Skorerpunkten in die Stadien ziehen wird. Dafür sind in der Gottéron-Verteidigung aber auch Ryan Gunderson und Raphael Diaz zuständig. Vainio wird für Fribourg viele Bandenduelle in der eigenen Zone gewinnen. Sein Spiel ist unkompliziert und direkt. An der offensiven blauen Linie versucht er meist, die Scheibe tief zu spielen oder aufs Tor zu bringen – da landet der Puck auch immer wieder in den gegnerischen Schlittschuhen.
Kann sich auch unter Druck behaupten: Juuso Vainio.
Was, wenn Juuso Vainio als Stürmer spielen würde? Dann kriegst du Jacob de la Rose. Das Spielerprofil der beiden Gottéron-Neuzugänge ist trotz unterschiedlicher Position fast identisch: gross, kräftig, zweikampfstark, defensiv solide, aber ohne riesiges Offensivpotenzial. Der ehemalige Draft-Pick der Montreal Canadiens bringt Intensität und Körpereinsatz mit, viele Tore und Assists darf man von ihm aber nicht erwarten.
Doch Gottéron hat auch noch andere Transfers getätigt. Janne Kuokkanens Vertrag wurde Anfang Sommer von den New Jersey Devils ausgekauft (sie bezahlten, damit sie den Vertrag auflösen durften). Eigentlich wurde erwartet, dass der Finne bei einem anderen NHL-Team Unterschlupf findet, er möchte nun aber bei den «Drachen» seinen nächsten Sprung in die NHL lancieren.
Kuokkanen ist ein smarter Alleskönner, der das Spiel extrem gut liest. Er spielte bei New Jersey auch regelmässig in Über- und Unterzahl. Er ist ein guter Skater, hartnäckig in Zweikämpfen und spielt ausgezeichnete Pässe. Der Nachteil: Der Finne sucht manchmal auch noch den Pass, auch wenn er sich in guter Schussposition befindet. Trotzdem hat Kuokkanen 2020/21 einen halben Punkt pro NHL-Spiel gesammelt. In der National League ist ihm zuzutrauen, dass er einen Punkt pro Spiel sammelt.
Auf dem Papier ist Marcus Sörensen die perfekte Ergänzung für Janne Kuokkanen. Ein weiterer Flügel mit NHL-Erfahrung, der das Spiel nicht nur schnell macht, sondern auch blitzschnell mitdenkt. Im Gegensatz zu Kuokkanen ist Sörensen ein Stürmer, der jeweils rasch den Abschluss sucht. Zudem ist er ein extrem unangenehmer Gegenspieler. Auch wenn er kein Riese ist, ist er immer dort zu finden, wo es zur Sache geht.
Zieht gerne sofort ab: Marcus Sörensen.
Die Imports: Ryan Gunderson (bisher), Juuso Vainio (neu), Jacob de la Rose (neu), Davis Desharnais (bisher), Janne Kuokkanen (neu), Marcus Sörensen (neu).
Säteri hat zwei turbulente Jahre hinter sich. Im Mai 2021 gewann er mit Finnland WM-Gold, im Februar 2022 doppelte er mit Olympiagold und einer fantastischen Turnierleistung (Fangquote 96,2 Prozent über fünf Spiele) nach. Für den Rest der Saison wurde er von den Toronto Maple Leafs verpflichtet, für die er allerdings keine einzige Sekunde spielte. Stattdessen landete er aufgrund der komplizierten Vertragsregeln in der NHL in der Wüste bei den Arizona Coyotes.
Eine schwierige Aufgabe. Die Coyotes waren letztes Jahr weit davon entfernt, konkurrenzfähig zu sein. Entsprechend schlecht sehen Säteris Statistiken aus: Sechs Spiele, 4,22 Gegentore pro Spiel und eine Fangquote von 86,6 Prozent. Säteri ist aber besser, als es diese Zahlen vermuten lassen. Er ist ein flinker, reflexstarker Torhüter, der sich gerne auch mal aggressiv in Richtung des scheibenführenden Gegners bewegt. Er hat trotz respektabler Körpergrösse (186 cm) eine Tendenz, sich kleiner zu machen, als er ist und ist deshalb bei hohen Schüssen etwas anfälliger. Goalie-Prognosen sind immer schwierig, aber Biel dürfte einen starken Ersatz für den verletzten Joren van Pottelberghe gefunden haben.
Einige Video-Beispiele, wie sich Säteri klein macht.
Jesper Olofsson ist auf Schweizer Eis kein Unbekannter mehr. Der Schwede ist quasi auf einer Tour de Bern – von Bern zu Langnau und jetzt neu in Biel. Die Frage ist eher: Welchen Olofsson sehen wir jetzt beim EHCB? Den SCB-Olofsson, der 0,72 Punkte pro Spiel skorte? Oder den Tigers-Olofsson, der 1,16 Punkte pro Spiel skorte? Oder eine Mischung der beiden? So oder so, Biel hat einen weiteren talentierten Flügel in seinen Reihen.
Die Imports: Harri Säteri (neu), Viktor Lööv (bisher), Alexander Yakovenko (bisher), Jesper Olofsson (neu), Toni Rajala (bisher), Jere Sallinen (bisher).
Es gab durchaus NHL-Teams, die gewillt waren, Mikko Koskinen noch einen Vertrag anzubieten. Doch der finnische Torhüter entschied sich dafür, seine letzten Karrierejahre in Europa, genauer gesagt in Lugano, zu verbringen. Der 34-Jährige ist gross und breit (200 cm/92 kg) und deckt so bereits einen grossen Teil des Tors ab. Wenn er Zeit hat, sich zu positionieren, ist er nur schwer zu bezwingen. Koskinens Schwäche ist die Mobilität, er ist zwar beweglich, aber nicht wirklich flink in seinen Bewegungen.
In der NHL schwankte Koskinen jeweils zwischen ungenügenden und soliden Leistungen, es fehlte ihm an Konstanz. Auf europäischem Eis – egal ob in Finnland oder in der KHL – hat er aber stets überzeugt.
Kaski wird bei Lugano die rechtsschiessende Antwort auf Santeri Alatalo sein. Der Finne ist ein smarter Offensiv-Verteidiger und eine Waffe im Powerplay. Er verfügt über einen krachenden Slapshot und schiesst bei jeder Gelegenheit. Dafür wurde er 2018/19 mit unfassbaren 51 Punkten aus 59 Ligaspielen in Finnland belohnt. Ganz so viele Punkte hat er seither nie mehr produziert. Sein Defensivspiel kann nicht ganz mit seinem Vorwärtsdrang mithalten. Er neigt dazu, grosse Risiken einzugehen und büsst dafür auch gelegentlich.
Ein grosser Name, wenn auch nicht ganz so gross wie der von Bruder Mikael, der bei den Nashville Predators engagiert ist. Doch auch der jüngere Granlund bringt Erfahrung von über 300 NHL-Spielen mit nach Lugano. Doch was liefert er auf dem Eis? Der Finne ist ein Alleskönner. Als Center verfügt er über eine grossartige Spielübersicht, er kann passen und schiessen. Granlund ist ein Zweiweg-Stürmer, also auch in der Verteidigungszone verlässlich.
Es ist faszinierend, das Skating des 29-Jährigen zu beobachten. Granlund ist kein explosiver Schlittschuhläufer, er besticht nicht mit hohen Tempi. Aber er ist so sicher auf den Kufen und an der Scheibe, dass er diese oft trotz Temponachteil an den Gegnern vorbeibringt.
Nicht immer schnell, aber effektiv: Markus Granlund.
Die Imports: Mikko Koskinen (neu), Oliwer Kaski (neu), Mark Arcobello (bisher), Daniel Carr (bisher), Markus Granlund (neu), Troy Josephs (bisher).