Normalerweise war der SC Freiburg stets der Wunschgegner von Borussia Dortmund. Selbst in vergangenen Schwächephasen reiste der BVB gerne in den Breisgau und holte Siege. Doch in dieser Saison ist für die Dortmunder alles ein wenig anders – und so auch das Aufeinandertreffen mit Freiburg. Die gestrige 1:2-Niederlage markierte keinen neuerlichen Tiefpunkt für den BVB, sondern war schlicht eine Fortsetzung der Misere, die auch Neo-Trainer Edin Terzic bis dato nicht stoppen konnte.
Interessant sind nach Niederlagen der Dortmunder die Interviews der gestandenen Spieler, weil sie gerne einen für heutige Zeiten ungewohnten ehrlichen Einblick in ihre Sichtweise erlauben. Gestern äusserten sich sowohl Mats Hummels als auch Emre Can kritisch zur Offensivleistung der eigenen Mannschaft.
«Heute haben wir mit dem Ball wieder ein bisschen Probleme gehabt», sagte etwa Hummels. Genau das scheint auch der momentane Knackpunkt beim strauchelnden BVB. Seit einigen Wochen kommt die Offensive nur in unregelmässigen Abständen auf Betriebstemperatur, wird aber allzu häufig von der gegnerischen Verteidigung im Griff behalten.
Konkret sah das gegen Freiburg so aus, dass Dortmund vielleicht viel Ballbesitz in der eigenen Hälfte ansammeln konnte und den Ball auch mehr oder weniger sicher durch die ersten Linien laufen liess, aber selten ein erfolgreicher Pass in die Offensivräume gelang. Dabei müssen auch die Leistungen einzelner Borussen kritisch erwähnt werden.
Julian Brandt etwa war als eigentlicher Verbindungsspieler im zentralen Mittelfeld phasenweise komplett unsichtbar. Giovanni Reyna konnte sich zu selten aus dem Deckungsschatten seiner Gegenspieler lösen. Und Marco Reus war zwar etwas häufiger anspielbar als Reyna, hielt sich aber zu selten bei Ballannahmen in den gefährlichen Offensiv- und dafür eher in ungefährlicheren Flügelzonen auf.
Und selbst dann kam es immer wieder zu Ballverlusten. «Man hatte heute das Gefühl, dass spätestens der dritte Pass immer weg war», analysierte Terzic. Die schwachen Leistungen von Reyna und Reus wurden umso offensichtlicher, weil Teamkollege Jadon Sancho mit seinen ständigen Bewegungen mit und ohne Ball viel präsenter schien, wenngleich auch der Engländer keine herausragende Partie absolvierte. Zum Zeitpunkt der Auswechslung von Reus in der 60. Minute hatte dieser den Ball 36-mal berührt. Reyna konnte 29, Sancho hingegen 53 Ballkontakte verbuchen. Doch alle drei spielten in ein- und derselben Offensivreihe.
Natürlich kann bei der Fehleranalyse des BVB nicht alles auf Einzelleistungen geschoben werden. Es wäre zu simpel, nun den Fehler nur bei Brandt, Reyna oder Reus oder auch dem weitgehend abgemeldeten Mittelstürmer Erling Haaland zu suchen. Auch die strukturellen Schwächen des Dortmunder Spielaufbaus machten sich gegen Freiburg wieder bemerkbar.
Trotzdem kam der Eindruck zustande, dass schon ein paar mehr Läufe aus den Deckungsschatten der Freiburger und anschliessende Ballannahmen im offensiven Spielfeldzentrum für erhebliche Gefahr gesorgt hätten. So hatte es der Sport-Club recht leicht, nach den eigenen zwei Treffern nach der Halbzeitpause, die selbst nicht das Ergebnis von grandiosen Spielzügen waren, noch tiefer und engstehender zu verteidigen.
Der BVB kam allerdings doch noch zu Torchancen und auch dem Anschlusstreffer, weil der viel agilere Youssoufa Moukoko für Reus im Zentrum spielte und sich dort aus der Deckung der Freiburger vielfach befreien konnte. Allein das spricht doch dafür, dass es auch an den Spielern selbst und eben nicht nur an den Vorgaben von Trainer Terzic liegt.
Aber mit 29 Gegentoren in 20 Spielen ist man halt nicht ganz vorne dabei. Verteidigung und Torhüter sind weder gut genug noch konstant genug. Wenn einer den kapitalen Fehler nicht macht, macht ihn halt der andere.