An der Darts-WM in London sind die Halbfinal-Teilnehmer bekannt. Zum Abschluss des Tages bot sich den Zuschauern ein nie für möglich gehaltenes Schauspiel: Der Engländer Dave Chisnall fegte den haushohen Favoriten Michael van Gerwen mit einem 5:0-Sieg weg.
In den 27 Vergleichen zuvor gelang ihm kein Sieg gegen «MvG». Dennoch sei er zuversichtlich in die Partie gestiegen, sagte Chisnall im «Sport 1»-Interview. «Ich habe sehr gut angefangen und konnte dieses Niveau danach halten. Man muss aber auch ehrlich sein, dass es Michael nicht gelang, sein bestes Spiel abzurufen.» Er habe schon einige schöne Siege feiern können, so Chisnall weiter, doch dieser sei vermutlich der grösste seiner Karriere.
«Chizzy» zeigte wohl das Spiel seines Lebens, er liess dem niederländischen Dominator der Szene nicht den Hauch einer Chance. Er beendete die Partie mit dem beeindruckenden Average von 107,34. Van Gerwen schaffte mit drei Pfeilen im Durchschnitt bloss für ihn bescheidene 98,29 Punkte. Der 40-jährige Chisnall hatte am Ende auch die bessere Doppelquote (48,4 % zu 43,8 %), er warf deutlich mehr 180er (14:4) und ihm gelang dreimal ein Highfinish, während dies der für einmal machtlose «Mighty Mike» nur einmal schaffte.
Gary Anderson darf weiter von seinem dritten Weltmeistertitel träumen, womit er mit van Gerwen gleichziehen würde. Der 50-jährige Schotte machte im Alexandra Palace kurzen Prozess mit Dirk van Duijvenbode. Anderson bezwang den ungesetzten Niederländer souverän mit 5:1. Der «Auberginius» konnte seine Nervosität nicht verbergen, Anderson hatte die Begegnung nach dem verlorenen Startsatz jederzeit unter Kontrolle.
«Das war gut», resümierte Anderson. «Ich denke, ich konnte mich im Verlauf des WM-Turniers steigern. Zwar unterliefen mir noch einige Fehler, aber ich bin glücklich über das Weiterkommen.»
Im Halbfinal trifft er am Samstag auf Chisnall. Anderson blickt dem Duell zuversichtlich entgegen: «Vermutlich war ich nun schon einige Zeit nicht mehr so gut drauf wie jetzt. Ab dem Halbfinal ist die Ausgangslage offen – jeder der vier Spieler kann Weltmeister werden.»
Als erster Spieler hatte sich am Nachmittag der Engländer Stephen Bunting für die Halbfinals qualifiziert. Für den BDO-Weltmeister 2014 ist es der bislang grösste Erfolg bei einer PDC-WM. Bunting machte Krzysztof Ratajski an dessen 44. Geburtstag keine Geschenke, er schlug den Polen 5:3.
«Das ist der grösste Sieg meiner Karriere», strahlte Bunting hinterher. «Ich hatte einen schwierigen Weg bis hierhin, aber ich gebe nie auf und bin gefährlich. Wenn ich die Nerven behalten kann, habe ich hervorragende Chancen, das Turnier zu gewinnen. Ich würde es liebend gerne gewinnen!»
Der Halbfinalgegner Buntings heisst Gerwyn Price. Der Waliser behielt in einem packenden Duell mit dem Nordiren Daryl Gurney das bessere Ende für sich. Gurney steckte nie auf, kämpfte sich nach 0:2- und 2:4-Rückstand zurück und erzwang im entscheidenden neunten Satz ein fünftes Leg, das über das Weiterkommen entscheiden musste. In diesem vergab er die Möglichkeit, mit einem Highfinish zu siegen, stattdessen zog Favorit Price mit seinem ersten Wurf aufs Doppelfeld in den Halbfinal ein.
«Ich hatte sehr viel Glück», gab Price unumwunden zu. «Ich habe ein paar Sätze vergeigt, in denen ich viele Doppel verpasst habe.» Er habe an diesem Abend mit Sicherheit eine wichtige Lektion gelernt, betonte der frühere Rugbyspieler: «Ich sollte nicht selbstgefällig sein, wenn ich 4:2 vorne liege und noch einen Satz gewinnen muss.» Vielleicht habe er den Erfolg zu sehr gewollt, mutmasste Price, der nun aber schnell nach vorne blickt: «Ich bin trotz allem immer noch im Turnier und werde alles geben.»
Absolut grosses Kino heute, bin schon seeehr gespannt auf die Halbfinals 🙈