Die Antworten von Jan Cadieux waren so schnell wie der Puck zwischen den Stöcken seiner Spieler am Samstag. Ja, der Trainer von Genf-Servette war nach dem sechsten Akt des Finals, den sein Team mit 7:1 gegen den EHC Biel gewann, besonders schnell in den Interviews.
Der höfliche Trainer der Grenats war äusserst kurz angebunden, vor allem bei seinen ersten Antworten. «Ich weiss nicht, wie ich es schaffen soll, eine ausreichend lange Passage zu senden», sorgte sich ein Kollege aus der Radiopresse nicht ohne Humor.
Kürzere Interaktionen als üblich, ein verschlossenes Gesicht, ein nervöser Schritt: Diese Zeichen verraten die Nervosität des Genfer Trainers. Doch diese ist mehr als verständlich: Genf ist nur noch einen Sieg von seinem ersten Meistertitel entfernt. Sollte der 43-jährige Jan Cadieux am Dienstag im Seeland gewinnen, wäre er der erste Trainer diesseits der Saane, der seit 40 Jahren den Titel gewinnt. Der Letzte, dem dies gelang, war Kent Ruhnke 1983 mit dem EHC Biel.
Glaubt man Olivier Keller, dem ehemaligen Teamkollegen von Jan Cadieux während dessen Zeit als Spieler in Lugano (2000–2003) und bei Genf (2006–2009), so war Cadieux schon immer gallig. «Er war sehr, sehr nervös», spult der ehemalige Verteidiger lachend ab. «Er hatte seine Mimik, sein Ritual vor dem Spiel und er war immer sehr schnell.»
Sébastien Telley, Journalist für das Genfer Medium Radio Lac, teilt diesen Eindruck.
Diese Fähigkeit, seine Emotionen weitestgehend zu verbergen, ist eine der grossen Stärken von Jan Cadieux. Selbst unter grosser Anspannung bleibt der Trainer ruhig genug, um seinen Spielern die nötige Gelassenheit zu vermitteln. Olivier Keller, der 2003 mit Lugano Schweizer Meister wurde und 2010 mit Lausanne den Titel in der NLB gewann, sagt: «Ein Finale gewinnt man durch die Kontrolle der Emotionen.»
Olivier Keller meint, dass sein ehemaliger Teamkollege in diesem Finale eine ausgezeichnete Einstellung hinter der Bande hat, vor allem durch «seine Ruhe gegenüber den Schiedsrichtern». Wie sich in Genf die Zeiten geändert haben. Diejenigen, die Chris McSorley gekannt haben, können dem nur zustimmen.
Auch Jan Cadieux hat sich weiterentwickelt. Andernfalls würde er wahrscheinlich nicht seine derzeitige Position bekleiden. Das ist zumindest die Meinung von Olivier Keller. «Ehrlich gesagt hätte ich zu der Zeit, als es Gerüchte darüber gab, dass Jan Trainer wird, kein Geld darauf gesetzt», lacht der ehemalige Schweizer Nationalspieler.
In der ersten Halbzeit des Spiels hatte er sich nicht besonders gut geschlagen. «Er sprach nicht viel in der Kabine», erinnert sich Olivier Keller, der am anderen Ende der Leitung lächelt: «Es war schwierig, ihn mit Leuten wie McSorley und Goran Bezina zu platzieren.»
Sicherlich ist Jan Cadieux immer noch nicht die überschwänglichste oder gesprächigste Person in der Sportwelt. Aber er hat gelernt, sich durch Kommunikation zu behaupten. «Als ich anfing (Red.: als Trainer), war ich manchmal kalt und distanziert. Jetzt kann ich besser kommunizieren. Ich habe in den letzten Jahren viel über mich selbst gelernt, und das hilft mir im Alltag», sagte er im Oktober letzten Jahres in der La Tribune de Genève.
Der Trainer der Genfer bleibt aber vor allem ein Anführer durch Taten. Das war auch schon auf dem Eis der Fall. Olivier Keller erinnert sich daran:
Diejenigen, die ihn aus nächster Nähe kennen, sind sich einig, dass seine Professionalität mit seiner Aufopferungsbereitschaft übereinstimmt.« Ich würde ihn als Perfektionisten bezeichnen. Man merkt jeden Tag, wie penibel er ist. Er hat wirklich eine Gewinnermentalität», sagte der Verteidiger Arnaud Jacquemet im selben Artikel der «Tribune de Genève». «Er ist ein Arbeitstier», sagte Sébastien Telley.
Der Radioreporter hat ein konkretes Beispiel:
Diese Liebe zum Eishockey und die taktische Akribie hat der Adler-Trainer von seinem Vater, dem legendären Paul-André Cadieux (ehemaliger Spieler und Trainer in der NLA), geerbt, mit dem er schon als Kind sonntags Videokassetten von Spielen analysierte.
Um am Dienstag den Gral zu erreichen, muss Jan Cadieux seinen Spielern die gleiche Entschlossenheit einflössen, die ihn selbst dazu brachte, sich mit dem Kopf voran in die gegnerischen Schüsse zu werfen. Aber er muss auch in der Lage sein, seine Nervosität zu verbergen, wie er es bisher immer getan hat. Ein ziemlicher Balanceakt. Sollte er ihn nicht bestehen, wird er am Donnerstag in Les Vernets ein siebtes und letztes Spiel bestreiten.