Können die ZSC Lions den Meistertitel gewinnen? Auf jeden Fall. Können die ZSC Lions blamabel im Viertelfinal gegen Biel scheitern? Auf jeden Fall. Wie fast immer ist bei den Zürchern auch in diesen Playoffs alles denkbar.
Sicher ist nur: Es werden die letzten Playoff-Spiele im Hallenstadion sein. Ab der nächsten Saison spielen die Lions nicht mehr in Oerlikon, sondern in Altstetten; auch wenn sie wegen Bauverzögerungen ihre Heimspiele erst ab Mitte November bestreiten können, ist keine Rückkehr ins Hallenstadion geplant.
Ohne Terminprobleme geht es auch in dieser letzten Saison nicht. Weil das Hallenstadion nicht nur die Eishockeyaner beherbergt, sondern auch Stätte vieler Konzerte ist, musste und muss der ZSC häufig ausweichen. Darum beginnt der Viertelfinal gegen Biel schon heute Mittwoch, und nicht wie die drei anderen Duelle erst am Freitag. Bevor es im Hallenstadion zum grossen Abschied kommt, lassen wir Direktbeteiligte noch einmal in ihren Erinnerungen ans legendäre Stadion schwelgen.
Das Hallenstadion? I love it! I love it! I love it! Kürzlich war ich bei «Art on ice», da merkte ich schon beim Betreten der Halle, wie ich Gänsehaut bekomme. Ich muss nur reinlaufen, nach oben und ins weite Rund schauen und ich merke, dieses Stadion ist einfach etwas Magisches.
Natürlich, der Frühling 1992 ist unvergesslich. Als 36-jähriger Jungtrainer beim ZSC gelang es uns, im Playoff das «Grande Lugano» auszuschalten. Was bei diesem entscheidenden Sieg abging, das ist unbeschreiblich. 12'500 Zuschauer hätten eigentlich Platz gehabt, aber der Hallenstadion-Chef Sepp Vögeli liess jeden rein, der wollte. Diese Stimmung, Mamma mia, es war abartig geil! Zürich ist durchgedreht nach dem Sieg im Penaltyschiessen.
Natürlich bleiben mir auch die epischen Rock-Konzerte in bester Erinnerung. Auch später als HCD-Trainer kehrte ich immer gerne zurück. Zweimal wurden wir im Hallenstadion Meister. Und nun ist also alles bald vorbei, das ist riesig schade. Aber vielleicht steht die letzte rauschende Nacht ja noch bevor.
Am Hallenstadion hat mir am meisten gefallen, wie viel dort immer los war. Es wurde Eishockey gespielt, Velo gefahren, es gab Konzerte, Reitturniere, alles mögliche. Als Eismeister war ich immer mittendrin. Von 1984 bis 2020 habe ich den Job gemacht. Da war ich 83 Jahre alt.
Es war mir eine Ehre, dass ich im Hallenstadion das Eis machen durfte. Ich habe noch erlebt, wie Denise Bielmann auf dem Eis trainierte und nebenan schon die Eishockeyspieler warteten. Dazwischen musste ich noch das Eis ausbessern. Früher, als es die Rennbahn noch gab, trainierten die Hockeyspieler und die Velofahrer manchmal nebeneinander. Es kam vor, dass ein Puck auf die Bahn flog. Wenn das zum falschen Zeitpunkt passierte, lagen die Velofahrer auf dem Boden.
Eismeister im Hallenstadion zu sein war wahnsinnig stressig, weil es Konzerte gab und dann zwei Tage später wieder ein Hockeyspiel. Dafür habe ich viele Menschen kennengelernt. Ich habe mit Seger, Micheli und Sulander gejasst. Mit Tina Turner Cüpli getrunken. Jetzt hoffe ich, dass der ZSC in den Playoffs weit kommt und ich noch viele Spiele im Hallenstadion besuchen kann. Der Final zum Abschluss, das wäre schön.
Der ZSC war schon immer ein Klub, der von den Emotionen gelebt hat. Das war früher so, und ist auch nach dem Umbau des Hallenstadions 2005 so geblieben. Wobei mir die erste Saison im neuen Hallenstadion natürlich schmerzlich in Erinnerung bleibt. Ich habe von Mark Streit das Captain-Amt übernommen – und gleich richtig abgekackt.
Wir mussten ins Playout, es war eine Saison voller Pannen. Der Klub hat aus den Fehlern von damals aber gelernt. Der Umbruch war zu gross. Es gingen viele Spieler, die wichtig für die Garderobe waren, Leaderfiguren. Die Mannschaft wurde aber vornehmlich mit Talent aufgefüllt. Für mich war es aber eine wichtige Erfahrung, die mich reifen liess.
Jeder der sechs Meistertitel, die ich erleben durfte, war auf eine eigene Weise speziell. Häufig kommt es ja beim ZSC dann gut, wenn die Qualifikation ein Knorz war. Ausser vielleicht 2014, da ging es fast schon zu einfach. Das Hallenstadion behalte ich auch wegen der vielen tollen Menschen gut in Erinnerung. Wir wurden stets wie Könige behandelt. So, dass wir uns immer wie zu Hause fühlten.
Ich bin seit 50 Jahren Materialwart beim ZSC, und man kann sagen, dass das Hallenstadion in all den Jahren für mich eine zweite Heimat geworden ist. Als ich angefangen habe, war vieles noch anders: Die Spieler mussten ihre Leibchen zum Beispiel selber waschen. Am Anfang machte ich den Materialwart nebenbei, das änderte sich erst mit der Zeit.
Das Hallenstadion ist eine Ikone, gar keine Frage. Ich erinnere mich am liebsten an das alte Stadion zurück, an die Zeit vor dem Umbau Anfang der 2000er-Jahre. Damals gab es noch keine Konzerte, wir trainierten und spielten dort. Meine liebste Erinnerung ist die Zeit mit Fritz Bühlmann, einem Velomechaniker, der im Hallenstadion gearbeitet hat, als die Velofahrer noch dort waren. Wir wurden gute Kollegen.
Dieser Lärm. Dieser Geruch im alten Hallenstadion. Es hat damals nach Sport gerochen. Heute ist das nicht mehr so. Der Abschied wird besonders sein, aber ich freue mich auch darauf, dass der ZSC wieder eine richtige Heimat bekommt. Ein Stadion, das er nicht teilen muss.
Als der ZSC 1992 Lugano aus dem Playoff kippte, erlebte ich das als 17-Jähriger auf der Tribüne. Kurz zuvor unterschrieb ich meinen Vertrag. So konnte ich schon einmal erahnen, wie verrückt das Hallenstadion sein kann.
Das Stadion wurde für mich zur zweiten Wohnung. Ich habe 15 Jahre da drin gelebt. Nicht nur fürs Eishockey. Wir haben auch unzählige Konzerte erlebt, oder legendäre Sechs-Tage-Rennen-Nächte. Es gab einige Finals von Risi/Betschart um 3.30 Uhr morgens, die wir noch erlebten.
Es ist mehr als nur eine Legende, dass im alten Hallenstadion die Sicht wegen des Rauchs mit jeder Minute während eines Spiels schlechter wurde. Die Trikots haben stets bestialisch gestunken – aber es war halt schon ein ziemlicher Heimvorteil.
Von den Emotionen her war der Titel 2000, der erste nach 39 Jahren, einzigartig. Zürich war ausser sich. Wir Spieler hatten mit den Fans eine spezielle, gute Beziehung. Wenn wir unterwegs waren in der Stadt, dann wussten die Fans stets, wo sie uns finden. Es ist über die Jahre etwas gewachsen.
Und wahrscheinlich verdanke ich dem Hallenstadion auch mein zweites Leben. 2001 wurde ich bei einem Spiel von einer Schlittschuhkufe am Hals getroffen. Ich verlor viel Blut, hatte riesiges Glück, dass unser Arzt Gerry Büsser alles richtig machte, und auch im Spital schon alles für die Notoperationen vorbereitet war. Wenn das in einem anderen Stadion passiert wäre, wo der Weg bis zum Universitätsspital weiter gewesen wäre, hätte ich wohl nicht überlebt.