4101 Kilometer trennen Edmonton, das im Zentrum der kanadischen Provinz Alberta liegt, und Sunrise, den Vorort von Miami, wo die Florida Panthers zuhause sind. Es ist die grösste Distanz zwischen zwei Stanley-Cup-Finalisten in der Geschichte der NHL und könnte nur noch überboten werden, wenn Vancouver oder Seattle im Final auf die Panthers treffen würden.
Tatsächlich ist es so, dass Edmonton beispielsweise an die Ostküste Sibiriens (3305 Kilometer entfernt) oder nach Grönland (3912 Kilometer entfernt) weniger lang reisen müsste als nach Südflorida. Kein Wunder hat die NHL immer zwei Tage Pause in den Spielplan eingebaut, wenn die Teams zwischen den zwei Spielorten hin und her reisen müssen.
982 Skorerpunkte aus 645 Spielen in der Regular Season und bislang 106 Punkte in 67 Playoff-Partien – Connor McDavid ist ohne Frage der beste Eishockeyspieler der Gegenwart. Aber lange schien es so, als würde die Karriere des mittlerweile 27-jährigen Superstars ungekrönt bleiben. Das Management der Oilers schaffte es einfach nicht, um McDavid und seinen kongenialen Sturmpartner Leon Draisaitl eine echte Playoff-Mannschaft aufzubauen.
Das ist dieses Jahr anders. Die Oilers sind breiter aufgestellt und insbesondere auch defensiv stabiler. Trotzdem wird bei Edmonton vieles davon abhängen, wie gut das Powerplay funktioniert. Nach 18 Playoff-Spielen wandeln die Kanadier immer noch 37,3 Prozent ihrer Überzahlsituationen in Tore um. Ein fantastischer Wert, aber angesichts der Formation mit McDavid, Draisaitl, Zach Hyman, Ryan Nugent-Hopkins und Evan Bouchard auch keine Überraschung.
Die Panthers wollen McDavids Krönung natürlich verhindern, zumal auch für sie eine Premiere anstehen könnte. 1993 wurde das Team gegründet, hat aber noch nie einen Stanley Cup gewonnen. 1996 und auch letztes Jahr standen die Floridianer im Final, konnten die Trophäe aber noch nie hochstemmen.
Dieses Mal soll alles anders werden, zumal die Panthers im Gegensatz zum letztjährigen gegen Vegas mehrheitlich gesund sind. Damals spielte etwa Matthew Tkachuck mit einem gebrochenen Brustbein. Fast noch mehr könnte aber von Alexander Barkov abhängen, dessen Job es in diesen Playoffs ist, die gegnerischen Stars aufzuhalten.
In der ersten Runde gegen die Tampa Bay Lightning spielte er bei 5-gegen-5 27 Minuten gegen Nikita Kucherov, der kein einziges Tor schoss. In der zweiten Runde gegen die Boston Bruins wurde Barkov gegen David Pastrnak fast 36 Minuten eingesetzt. Ein Gegentor. Und zuletzt im Conference-Final gegen die New York Rangers spielte der Finne 23 5-gegen-5-Minuten gegen Artemi Panarin, ohne ein Gegentor zu kassieren.
My goodness pic.twitter.com/euSosnFSjR
— Chris Jastrzembski (@Chris_Jast) June 2, 2024
Seit Ende Januar spielt Corey Perry bei den Edmonton Oilers, nachdem sein Vertrag zuvor bei den Chicago Blackhawks aufgelöst worden ist. Damit schreibt der Kanadier ein Stück Eishockey-Geschichte: Er ist der erste Spieler überhaupt, der mit fünf verschiedenen Teams im Stanley Cup steht.
2007 gewann Perry den Cup mit den Anaheim Ducks. Danach stand der heute 39-Jährige aber stets auf der Verliererseite. 2020 (mit Dallas) und 2021 (mit Montreal) scheiterte er im Final jeweils an den Tampa Bay Lightning. Also wechselte er selbst in die Stadt in Florida, doch dieses Mal scheiterten er und die Lightning im Final ihrerseits an den Colorado Avalanche. Egal, was nun mit Edmonton passiert, Corey Perry wird als einer der erfolgreichsten Eishockey-Spieler der Geschichte eingehen. Neben dem Stanley Cup gewann der Kanadier auch zweimal Olympia-Gold, einen Weltmeistertitel, einmal den World Cup of Hockey, einmal U20-WM-Gold und wurde einmal als NHL-MVP ausgezeichnet.
Corey Perry becomes the FIRST player in NHL history to play in a Stanley Cup Final with 5 different franchises 🤯 pic.twitter.com/2LNgl9VRPH
— Gino Hard (@GinoHard_) June 3, 2024
1993. Dann hat zum letzten Mal ein kanadisches Team den Stanley Cup gewonnen. Seit dem damaligen Triumph der Montreal Canadiens wartet das Mutterland des Eishockeys also schon 31 Jahre auf den Gewinn der grössten Trophäe in diesem Sport. Zuletzt im Final waren 2021 die Montreal Canadiens, die Tampa in fünf Spielen unterlagen. Davor kam Vancouver dem Titel am nächsten. Die Canucks unterlagen 2011 den Boston Bruins erst im siebten Spiel.
Realistischerweise dürfte aber bei den meisten ernsthaften Hockey-Fans aus Toronto, Ottawa, Montreal, Winnipeg, Calgary oder Vancouver ziemlich wenig Patriotismus vorherrschen. Im Gegenteil: Aufgrund von Rivalitäten sind gewisse Kanadier wohl eher für Florida als für Edmonton.
Will Canada's Stanley Cup drought finally end this year? 🇨🇦🏆 @aidan_thakkar pic.twitter.com/I0E6gnET0Y
— theScore (@theScore) June 3, 2024
Dass die Edmonton Oilers im Stanley-Cup-Final stehen, ist vielleicht überraschend, wenn man auf den Saisonstart von McDavid und Co. zurückblickt. Am 12. November lagen die Oilers mit drei Siegen aus den ersten 13 Spielen auf dem zweitletzten Platz der gesamten NHL. McDavid war angeschlagen, Trainer Jay Woodcroft wurde entlassen.
Danach folgte die grosse Wende. Unter dem neuen Trainer Kris Knoblauch gewannen die Oilers 46 der ausbleibenden 69 Spiele – die beste Bilanz aller NHL-Teams von diesem Datum an. Aber auch die Bilanz der Florida Panthers lässt sich nicht lumpen (69 Spiele, 44 Siege). Im Stanley-Cup-Final treffen also zwei der besten Mannschaften dieser Saison aufeinander.