Die Schweizer Hockey-Nati ist mit Trainer Patrick Fischer auf dem langen Marsch in die Beletage des Welthockeys: 2017 besiegen sie in Paris zum WM-Auftakt Aufsteiger Slowenien in der Verlängerung 5:4. Es ist Pausenplatz-Hockey im besten Wortsinn. Wildes, leidenschaftliches und kreatives Vorwärtshockey ohne Struktur. Die Slowenen holen ein 0:4 auf und retten sich in die Penalty-Entscheidung.
Slowenien ist seither nicht besser geworden. Die Schweizer hingegen schon. Sechs Jahre später ist das Pausenplatz-Hockey perfektioniert und strukturiert worden. Lust und Leidenschaft für die Offensive sind geblieben. Die Schweizer begegnen den Grossen mit spielerischen Mitteln auf Augenhöhe. Der Sieg gegen die Slowenen steht nicht eine Sekunde in Frage. Die Preisgabe eines 4:0-Vorsprunges 2023 liegt ausserhalb jeder Möglichkeit.
Die Slowenen haben – anders als 2017 – nicht den Hauch einer Chance und werden in allen drei Zonen dominiert (37:16 Torschüsse). Die Schweizer beginnen das Turnier so, wie es die Grossen zu tun pflegen. Zügig, aber ohne Hast, führen sie die Entscheidung herbei. Die offensiven Titanen können im Powerplay etwas fürs Selbstvertrauen tun (vier Treffer). Die Kernelemente Tempo und Präzision prägen das Spiel vom Anfang bis zum Ende.
Captain Silber, Nino Niederreiter (er gehörte schon zu den Silberteams von 2013 und 2018), bringt das Element eines Brechers ins Spiel. Denis Malgin findet zurück zur Magie seines Spiels (mit drei Skorerpunkten), die ihn schon vor einem Jahr zum Tospkorer des WM-Teams gemacht hat.
Die Frage ist berechtigt: Wo wären die ZSC Lions mit Denis Malgin? Sein Vertrag bei Colorado läuft aus. Spielt er nächste Saison nicht in der NHL, dann ist er vertraglich an die ZSC Lions gebunden. Die Freigabeklausel für die KHL, noch in den Vertrag geschrieben, als es den Krieg in der Ukraine nicht gab, ist inzwischen theoretischer Natur.
ZSC-Sportchef Sven Leuenberger pflegt den Kontakt mit Denis Malgin. Er sagt: «Es hängt nun alles davon ab, was Colorado tun wird. Offerieren die Amerikaner einen guten Vertrag, dann sind wir wohl aus dem Spiel.» Je besser Denis Malgin in Riga spielt, desto grösser die Chance auf einen neuen NHL-Vertrag und desto geringer die Aussichten für die ZSC Lions auf einen Königstransfer.
Die Partie gegen Slowenien hat bereits gezeigt: Die «Ausländer» – die in Nordamerika engagierten Spieler – nehmen im WM-Team die gleiche Rolle ein wie die echten Ausländer in der nationalen Meisterschaft. Sie machen aus einem guten ein grosses Team. Die NHL-Schweizer haben gegen die Slowenen die vier ersten Tore erzielt.
Nun kommt auch Kevin Fiala von den Los Angeles Kings (deshalb muss Biels Mike Künzle nach Hause fliegen). Er ist einer der kreativsten, unberechenbarsten Stürmer der Welt und gehörte 2018 zu den WM-Silberhelden. Wir haben das offensiv beste WM-Team seit gut 70 Jahren. Seit den Zeiten von Bibi Torriani und den Gebrüdern Poltera in den späten 1940er- und frühen 1950er-Jahren.
Im Laufe der nächsten Woche sollten auch noch die Swiss Devils in Riga eintreffen: Torhüter Akira Schmid, Verteidiger Jonas Siegenthaler und Nico Hischier, einer der besten Zweiweg-Mittelstürmer der NHL. Dann wird die offensive Feuerkraft noch grösser.
Alles in allem ist dieses 7:0 gegen Slowenien das perfekte WM-Auftaktspiel und das zweitbeste seit 2013. Was wir noch nicht wissen: Ist Leonardo Genoni immer noch so gut wie bei der Silber-WM von 2018? Er ist in der Meisterschaft von Ajoie und Langnau härter geprüft worden als nun von den Slowenen.
Noch besser waren die Schweizer 2013. In Stockholm gelang ihnen im Eröffnungsspiel mit dem 3:2 gegen Schweden eine Sensation. Sie stürmen anschliessend ohne Niederlage bis in den Final gegen Schweden (1:5) und zur ersten Medaille seit 1953.
Mal schauen, ob man gegen die grossen bereit ist, über sich hinaus zu wachsen – dann ist alles möglich.
Aber am Wichtigsten: Einen Schritt vor den anderen setzen, ein Spiel nach dem anderen. Hopp Schwiiz ❤️💪🏽