Fabienne Humm und Sandy Maendly haben schon viel erlebt. Gemeinsam vereinen die beiden 155 Länderspiele, beide sind Schweizer Meisterinnen und haben in der Champions League gespielt. Die Nationalspielerinnen sind die Anführerinnen ihrer Teams. Humm, die Klubikone von Zürich, ist 35 Jahre alt. Maendly, die Leaderin von Servette, 34.
Doch was heute ab 15 Uhr passiert, das ist selbst für die beiden Routiniers neu. Der Meistertitel wird in diesem Jahr in einem Playoff-Final vergeben. In Lausanne treffen Servette und Zürich aufeinander, es entscheidet sich, wer die Trophäe in die Höhe stemmen darf.
Während im Männerfussball die Einführung von Playoffs beschlossen wurde, es sich aber um ein Duell zwischen dem Ersten und dem Zweiten um den Titel sowie um Europa-Spiele handelt, gibt es im Frauenfussball seit dieser Saison «richtige» Playoffs. Nach der regulären Spielzeit wird ähnlich vorgegangen wie im Eishockey. Der Achte spielt im Viertelfinal gegen den Ersten, der Zweite gegen den Siebten, und so weiter. Dabei wird in der Europacup-Formel mit Hin- und Rückspiel gespielt.
Durchgesetzt haben sich am Ende jene Teams, die schon in der regulären Spielzeit die besten waren: Qualifikationssieger Servette Chênois und der Cupsieger FC Zürich. Sandy Maendly freut es: «Im Final sind die beiden Teams, die alle dort erwartet haben. Das ist toll. Doch wenn nur ein Spiel entscheidet, ist es für mich eher Cup als Meisterschaft.»
Ähnlich sieht es auch Fabienne Humm: «Es ist ein Spiel, das alles entscheidet. Das kennt man von der Meisterschaft sonst noch nicht, nur vom Cup. Deshalb fühlt es sich wie ein Cupfinal an und irgendwie auch ein bisschen falsch für ein Meisterschaftsspiel.» Dass der Meister in nur einer Partie entschieden wird, findet Humm nicht gerade fair. «Die Tagesform wird zwischen zwei guten Teams darüber entscheiden, wer Meister wird. Zudem wird Servette in Lausanne mehr Fans haben.»
Wie sehr die Tagesform entscheiden kann, zeigte sich schon in den vorherigen Playoff-Runden. Während Zürich ziemlich souverän gegen YB und GC durchmarschierte, bekundete Servette grosse Mühe. Gegen Basel verloren die Genferinnen das Hinspiel mit 0:2, siegten zu Hause dann aber mit 2:0 und qualifizierten sich durchs Penaltyschiessen noch für den Final. «Wir haben 15 Minuten schlecht gespielt und haben zwei Tore kassiert», bilanziert Sandy Maendly. «Ich denke, dass wir es noch drehen konnten, war der Erfahrung zu verdanken. Wir hatten mehr Nerven, wenn es zählte.»
Für Maendly, die nach der EM zurücktritt, war das Rückspiel gegen Basel das letzte Spiel im Servette-Trikot. Im Final wird sie wegen einer Gelbsperre fehlen. «Nicht spielen zu dürfen, ist bitter. Es zeigt aber auch das Problem eines Finals: Wenn sich alles in einem Spiel entscheidet, kann es zu Absenzen wegen Verletzungen, Krankheiten oder Sperren kommen. Das Spiel kann sich verändern.»
Fabienne Humm sagt, sie stehe der Modusänderung offen gegenüber. «Doch eigentlich ist es für mich schon so, dass jenes Team Meister werden soll, das am konstantesten war.» Dass ein solches Final für die Vermarktung besser sei, verstehe sie. Dank Ligasponsoren und TV-Präsenz habe sich einiges getan. «Doch die Anspielzeiten machen oft keinen Sinn», so Humm.
Während des Champions-League-Finals der Frauen lief auf SRF das Playoff-Halbfinal zwischen Basel und Servette und während des Champions-League-Finals der Männer die Partie Zürich gegen GC.
Auch der Pfingstmontag ist für Humm ungünstig gewählt. «Eine grosse Feier kann es kaum geben. Wir sind keine Profis, müssen am Dienstag wieder arbeiten.» Und so ist die Bilanz vor dem Playoff-Final durchzogen. «Ich denke, es war eine Findungsphase. Es gibt noch einige Möglichkeiten zur Verbesserung», so Humm.
So oder so wollen die Cupsiegerinnen aus Zürich und die Titelverteidigerinnen aus Genf den Meistertitel. «Ich denke, die Chancen stehen 50:50», sagt Humm. «Wir sind auf gleichem Niveau», sagt Maendly. Eine würdige Affiche wird dieses Final somit auf alle Fälle.