Während es in der Championship Group in der höchsten Schweizer Liga um den Meistertitel und die europäischen Plätze geht, kämpfen die Teams in der Relegation Group um den Ligaerhalt. Durch das grosse Polster aus den bisherigen 33 Runden können St.Gallen und der FC Zürich nicht mehr absteigen. Aber die vier restlichen Teams liegen vor den letzten fünf Runden nur sechs Punkte auseinander. Mit noch insgesamt sechs Direktduellen zwischen den abstiegsbedrohten Teams kommt es in jeder Runde zu mindestens einem direkten Aufeinandertreffen.
Interessanterweise sind die vier Teams, welche sich noch keinen sicheren Platz im nächsten Jahr in der Super League gesichert haben, die Mannschaften, die in den letzten vier Jahren aufgestiegen sind. 2021 kehrte GC nach zwei Saisons in die Super League zurück, ein Jahr später folgte der Kantonsrivale aus Winterthur. Bei der Ligaaufstockung vor zwei Jahren stieg unter anderem auch Yverdon auf (mit Lausanne-Ouchy und Lausanne-Sport) und in der letzten Spielzeit gelang Sion nach dem Abstieg der direkte Wiederaufstieg.
Vor dem Start der heissen Phase blicken wir auf die einzelnen Teams im Abstiegskampf und listen die Punkte auf, welche für und gegen den Klassenerhalt sprechen.
Die tabellarisch besten Karten hat aktuell der FC Sion. Mit 36 Punkten liegen die Walliser drei Punkte vor GC und Yverdon und haben sechs Zähler mehr auf dem Konto als Schlusslicht Winterthur.
Nach der Rückkehr in die Super League sah es für den Aufsteiger lange Zeit nach einer ruhigen Saison aus. In der Winterpause lagen die Sittener nur einen Punkt hinter der Meistergruppe und hatten ein Polster von elf Zählern auf dem Barrageplatz. Doch im neuen Jahr stecken die Walliser in einer grossen Krise, nur zwei Siege und zehn Punkte aus 15 Spielen sind eindeutig zu wenig und gleichbedeutend mit dem letzten Platz in der Rückrundentabelle.
Dennoch steht zur Überraschung aller weiterhin Trainer Didier Tholot an der Seitenlinie. Präsident Christian Constantin bleibt seiner Linie in dieser Saison treu und verzichtet bisher auf einen Trainerwechsel. Kürzlich sagte er in einem Interview mit «Blick»: «Als wir 2023 vor dem Fall in die Barrage standen, habe ich Paolo Tramezzani zurückgeholt. Er hat dann die letzten drei Spiele verloren. Dazu die beiden Barrage-Spiele. Und wir waren unten. Schlechter kann es mit einem Feuerwehrmann nicht kommen. Das war mir eine Lehre. Deshalb halte ich an Didier fest.»
Trotz des klaren Bekenntnisses vom Präsidenten stehen Tholot und seine Männer unter Druck. Aus den letzten sechs Spielen konnte keines gewonnen werden. Sion trifft innerhalb der ersten drei Runden bereits auf Zürich und St.Gallen, für welche die Saison bereits gelaufen ist. Mit Punkten in diesen Partien könnten die Walliser unangenehmen Spielen zum Ende der Saison ausweichen, dann trifft der FCS auf GC und Winterthur.
GC befindet sich wie bereits in der letzten Saison schon wieder voll im Abstiegskampf. Bereits die gesamte Saison über sind die Hoppers im Tabellenkeller klassiert und befinden sich mit Yverdon und Winterthur in einem Dreikampf.
Mit dem Trainerwechsel im letzten November brachte der deutsche Tomas Oral eine Konstanz in das Team und der Rekordmeister ging neunmal hintereinander nicht als Verlierer vom Platz. Doch da von diesen Spielen auch nur zwei gewonnen wurden, konnte sich GC nie wirklich von den zwei weiteren Kontrahenten absetzen. Am letzten Spieltag verpassten es die Zürcher im Sechs-Punkte-Spiel, sich von Winti zu distanzieren.
Die Hoppers, die vor einem Jahr den Abstieg erst in der Nachspielzeit des Barrage-Rückspiels verhindern konnten, treffen zu Beginn der Relegation Group direkt auf die beiden Kantonskonkurrenten. Zunächst kommt es gegen Angstgegner Winterthur am morgigen Samstag schon zur Revanche. Fünfmal ging GC in den letzten sechs Spielen gegen den FCW als Verlierer vom Platz. Nach dem Kantonsderby ist dann vor dem Stadtderby gegen den FC Zürich.
Für den FCZ, der seine sportlichen Ziele mit dem Verpassen der Meister-Gruppe bereits nicht mehr erreichen wird, ist das Derby gegen den Stadtrivalen das einzige noch verbleibende Highlight in dieser Saison. Es wäre für die Fans der Zürcher eine kleine Genugtuung, wenn man ausgerechnet dem grossen Rivalen ein Bein stellen könnte.
Im Sommer- und Wintertransferfenster hat Yverdon insgesamt 22 Spieler neu verpflichtet respektive ausgeliehen. Es wurde von den US-Investoren viel Geld in die Hand genommen, um unter anderem Antonio Marchesano vom FC Zürich abzuziehen.
Doch die Waadtländer befinden sich erneut im sehr bedrohlichen Bereich des Abstiegskampfes. Wie bei Sion ist auch in Yverdon die Formkurve alles andere als erfreulich. Nur zwei Punkte konnten in den letzten fünf Spielen gesammelt werden und am letzten Spieltag vor der Ligateilung kassierte Yverdon eine bittere 0:5-Niederlage gegen Basel.
In diesem engen Abstiegskampf könnte schlussendlich die Tordifferenz entscheidend sein, und diese sieht alles andere als gut für Yverdon aus. Mit -24 weisen die Waadtländer eine viel schlechtere Tordifferenz als GC und Sion auf. Einzig Winterthur hat mit -29 eine miserablere Bilanz.
Seit Januar sitzt bei Yverdon Paolo Tramezzani auf der Trainerbank. Genau dieser Tramezzani welcher vor zwei Jahren mit Sion bereits in der Barrage gegen Lausanne-Ouchy abgestiegen ist.
Am letztjährigen Heiligabend erhielt Winterthur ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk in Form des neuen Trainers Uli Forte. Der als Feuerwehrmann bekannte Trainer übernahm das Schlusslicht mit der Mission: Ligaerhalt.
Doch zunächst wirkte der sogenannte Trainereffekt überhaupt nicht. Winti sammelte in den ersten fünf Spielen nach der Winterpause nur einen Punkt. Forte fiel währenddessen eher durch Interviews auf, die sich gegen die Liga richteten. Dafür wurde der 51-Jährige gesperrt und sah den ersten Sieg im neuen Jahr nur von der Tribüne aus.
So richtig fand Winterthur den Anschluss lange nicht und vor den letzten vier Spielen lagen die Eulachstädter sieben Punkte hinter dem Barrageplatz. Doch im April kam es zum fast perfekten Monat: Drei Siege wurden gefeiert, nur gegen Zürich liess man beim torlosen Unentschieden Punkte liegen.
So präsentiert sich für Winterthur die Ausgangslage schon einiges ansehnlicher und mit einem Sieg im Abstiegsknaller gegen GC könnte mit dem Rekordmeister nach Punkten gleichgezogen werden. Doch aufgrund des katastrophalen Torverhältnisses könnte eine Niederlage bereits vorentscheidende Auswirkungen haben. Die Konkurrenz (abgesehen von Yverdon) hat gefühlt einen halben Punkt mehr vorzuweisen als die Winterthurer.