Mehrere Minuten wurde die Partie zwischen Valencia und Real Madrid in der zweiten Halbzeit unterbrochen. Grund dafür waren rassistische Beschimpfungen gegen Vinicius Junior. Der brasilianische Stürmer der Gäste war in den vergangenen Monaten wiederholt Opfer rassistischer Beleidigungen geworden.
«Das war nicht das erste Mal, nicht das zweite und nicht das dritte Mal», betonte Vinicius nach dem Spiel. Und weiter: «Rassismus ist in La Liga normal. Die Konkurrenz hält es für normal, der Verband hält es auch für normal und die Gegner fördern es. Ich bedauere das sehr. Die Meisterschaft, die einst Ronaldinho, Ronaldo, Cristiano Ronaldo und Messi gehörte, gehört jetzt den Rassisten.»
Não foi a primeira vez, nem a segunda e nem a terceira. O racismo é o normal na La Liga. A competição acha normal, a Federação também e os adversários incentivam. Lamento muito. O campeonato que já foi de Ronaldinho, Ronaldo, Cristiano e Messi hoje é dos racistas. Uma nação…
— Vini Jr. (@vinijr) May 21, 2023
Real-Trainer Carlo Ancelotti mochte nach dem Spiel gar nicht über dieses sprechen. «Sie wollen mit mir wirklich über die Partie reden?», fragte er die Interviewerin, die seine Gegenfrage daraufhin bejahte. Er nicht, er wolle über das sprechen, was im Stadion geschehen sei, sagte der 63-jährige Italiener. «Ich bin sehr traurig. Wir müssen dem ein Ende setzen, denn im Jahr 2023 sollte es Rassismus nicht geben.»
"La Liga tiene un problema. No es una persona que le grita 'mono', es un estadio que insulta a un jugador por racismo". #LaCasadelFútbol #LaLiga pic.twitter.com/MkccCbT6jh
— Fútbol en Movistar Plus+ (@MovistarFutbol) May 21, 2023
Ancelotti wies darauf hin, dass es sich nicht um einen einzelnen Zuschauer gehandelt habe, der Beleidigendes gerufen habe. «Es war das ganze Stadion. Sie hätten das Spiel abbrechen sollen.» Aufnahmen aus dem Estadi de Mestalla in Valencia zeigen, wie sehr viele Zuschauer an den 22-Jährigen gerichtet Affenlaute machen und vor der Partie sangen: «Vinicius, eres un mono» («Vinicius, du bist ein Affe»).
— Adrián González Helguera (@adrihelguera) May 21, 2023
pero si a mí me dijeron que el que llamaba mono a vinicius era sólo 1 persona🤡🤡 pic.twitter.com/xou6MpybDg
— marcos〽️ (@_maarcosbr) May 21, 2023
Spanien sei eine wunderbare Nation, die ihn willkommen geheissen habe und die er liebe, teilte Vinicius weiter mit. «Aber sie hat sich bereit erklärt, das Bild eines rassistischen Landes in die Welt zu exportieren. Es tut mir leid für die Spanier, die damit nicht einverstanden sind, aber heute ist Spanien in Brasilien als ein Land der Rassisten bekannt.»
Am G7-Gipfel in Japan äusserte sich Brasiliens Staatspräsident Luiz Inacio Lula da Silva zum Vorfall. Er hoffe, dass die FIFA, die spanische Liga und andere Fussballverbände Massnahmen ergreifen, damit Rassismus und Faschismus im Sport nicht überhandnähmen. «Es ist nicht fair, dass ein armer Junge, der in seinem Leben gewinnt und einer der besten Fussballer der Welt wird, sicherlich der beste bei Real Madrid, in jedem Stadion, in das er geht, beleidigt wird», sagte Lula. Auch unzählige brasilianische Fussballklubs zeigten sich solidarisch mit dem 21-fachen Nationalspieler.
Vinicius Junior erlebte das Ende der Partie nicht mehr auf dem Feld. In der Nachspielzeit sah er nach einer Rudelbildung die Rote Karte – eine Entscheidung, die Fragen aufwarf.
«Er sieht Rot, nachdem er gewürgt wird und während des Spiels rassistisch beleidigt wird … WTF», zeigte sich der englische Ex-Nationalspieler Rio Ferdinand schockiert. «Wie oft müssen wir noch erleben, wie dieser junge Mann mit dieser Scheisse konfrontiert wird? Es braucht nun ein einheitliches Vorgehen, sonst wird auch dieser Vorfall einfach wieder unter den Teppich gekehrt.»
Eine Nebenrolle gehörte in diesem Spiel einem Schweizer. Nationalspieler Eray Cömert, Verteidiger bei Valencia, stoppte einen Angriff recht unkonventionell. Er spedierte einen zweiten Ball, der sich auf dem Platz befand, so weg, dass er damit genau den Spielball des dribbelnden Vinicius traf. Für seine Aktion sah der 25-Jährige die Gelbe Karte.
Für Valencia war der Sieg von grosser Bedeutung im Abstiegskampf. Mit fünf Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze sieht es drei Runden vor Schluss stark nach Klassenerhalt aus.