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Vinicius erneut massiv beleidigt: «Die Liga gehört jetzt den Rassisten»

epa10644429 Referee Ricardo de Burgos Bengoetxea (2-R) talks with Real Madrid's striker Vinicius Junior (R) during the Spanish LaLiga match between Valencia CF and Real Madrid at Mestalla stadium ...
Vinicius Junior im Gespräch mit dem Schiedsrichter.Bild: keystone

«Die Liga gehört jetzt den Rassisten» – Vinicius erneut massiv beleidigt

Drei Runden vor Schluss verliert Real Madrid Rang 2 an den Stadtrivalen Atlético. Doch nach dem 0:1 in Valencia gibt etwas anderes viel mehr zu reden.
22.05.2023, 09:0822.05.2023, 13:39
Ralf Meile
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Mehrere Minuten wurde die Partie zwischen Valencia und Real Madrid in der zweiten Halbzeit unterbrochen. Grund dafür waren rassistische Beschimpfungen gegen Vinicius Junior. Der brasilianische Stürmer der Gäste war in den vergangenen Monaten wiederholt Opfer rassistischer Beleidigungen geworden.

«Das war nicht das erste Mal, nicht das zweite und nicht das dritte Mal», betonte Vinicius nach dem Spiel. Und weiter: «Rassismus ist in La Liga normal. Die Konkurrenz hält es für normal, der Verband hält es auch für normal und die Gegner fördern es. Ich bedauere das sehr. Die Meisterschaft, die einst Ronaldinho, Ronaldo, Cristiano Ronaldo und Messi gehörte, gehört jetzt den Rassisten.»

«Müssen dem ein Ende setzen»

Real-Trainer Carlo Ancelotti mochte nach dem Spiel gar nicht über dieses sprechen. «Sie wollen mit mir wirklich über die Partie reden?», fragte er die Interviewerin, die seine Gegenfrage daraufhin bejahte. Er nicht, er wolle über das sprechen, was im Stadion geschehen sei, sagte der 63-jährige Italiener. «Ich bin sehr traurig. Wir müssen dem ein Ende setzen, denn im Jahr 2023 sollte es Rassismus nicht geben.»

Ancelotti wies darauf hin, dass es sich nicht um einen einzelnen Zuschauer gehandelt habe, der Beleidigendes gerufen habe. «Es war das ganze Stadion. Sie hätten das Spiel abbrechen sollen.» Aufnahmen aus dem Estadi de Mestalla in Valencia zeigen, wie sehr viele Zuschauer an den 22-Jährigen gerichtet Affenlaute machen und vor der Partie sangen: «Vinicius, eres un mono» («Vinicius, du bist ein Affe»).

Support vom Staatspräsident

Spanien sei eine wunderbare Nation, die ihn willkommen geheissen habe und die er liebe, teilte Vinicius weiter mit. «Aber sie hat sich bereit erklärt, das Bild eines rassistischen Landes in die Welt zu exportieren. Es tut mir leid für die Spanier, die damit nicht einverstanden sind, aber heute ist Spanien in Brasilien als ein Land der Rassisten bekannt.»

Am G7-Gipfel in Japan äusserte sich Brasiliens Staatspräsident Luiz Inacio Lula da Silva zum Vorfall. Er hoffe, dass die FIFA, die spanische Liga und andere Fussballverbände Massnahmen ergreifen, damit Rassismus und Faschismus im Sport nicht überhandnähmen. «Es ist nicht fair, dass ein armer Junge, der in seinem Leben gewinnt und einer der besten Fussballer der Welt wird, sicherlich der beste bei Real Madrid, in jedem Stadion, in das er geht, beleidigt wird», sagte Lula. Auch unzählige brasilianische Fussballklubs zeigten sich solidarisch mit dem 21-fachen Nationalspieler.

Vinicius Junior Twitter
Bild: reddit/Dragaoda Alvorada

Platzverweis für Vinicius

Vinicius Junior erlebte das Ende der Partie nicht mehr auf dem Feld. In der Nachspielzeit sah er nach einer Rudelbildung die Rote Karte – eine Entscheidung, die Fragen aufwarf.

Die Szene, die zum Platzverweis führte.Video: streamable
Das Handgemenge aus anderer Perspektive.Video: streamable

«Er sieht Rot, nachdem er gewürgt wird und während des Spiels rassistisch beleidigt wird … WTF», zeigte sich der englische Ex-Nationalspieler Rio Ferdinand schockiert. «Wie oft müssen wir noch erleben, wie dieser junge Mann mit dieser Scheisse konfrontiert wird? Es braucht nun ein einheitliches Vorgehen, sonst wird auch dieser Vorfall einfach wieder unter den Teppich gekehrt.»

Cömert spielt Fussball-Billard

Eine Nebenrolle gehörte in diesem Spiel einem Schweizer. Nationalspieler Eray Cömert, Verteidiger bei Valencia, stoppte einen Angriff recht unkonventionell. Er spedierte einen zweiten Ball, der sich auf dem Platz befand, so weg, dass er damit genau den Spielball des dribbelnden Vinicius traf. Für seine Aktion sah der 25-Jährige die Gelbe Karte.

Video: streamja

Für Valencia war der Sieg von grosser Bedeutung im Abstiegskampf. Mit fünf Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze sieht es drei Runden vor Schluss stark nach Klassenerhalt aus.

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49 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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P.Rediger
22.05.2023 09:34registriert März 2018
Wenn die UEFA hier nichts unternimmt und Valencia sanktioniert, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Valencia sollte mindestens fünf Geisterspiele austragen und eine hohe Busse bezahlen müssen. Das sind nicht mehr einzelne, das war beinahe das ganze Stadion.
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Rikki-Tiki-Tavi
22.05.2023 09:34registriert April 2020
Leider nicht nur in Spanien so, leider ein gesellschaftliches Thema. Und nein, die Fussballclubs tun nicht wirklich etwas dagegen.
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Matthiah Süppi
22.05.2023 09:43registriert Mai 2015
Es ist eine Schande. Aber ich kann euch sagen in den Kurven der Schweiz tönt das oft ähnlich. Da rufen Menschen, die im Alltag sehr vernünftig sind grausame Sachen auf den Platz. Wir dürfen das nicht akzeptieren, das Stadion ist kein rechtsfreier Raum!
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