Borussia Dortmund nutzte die Steilvorlage, die ihm Bayern München geliefert hatte. Einen Tag nach der 1:3-Heimniederlage des Rekordmeisters gegen RB Leipzig machte es der BVB besser und siegte in Augsburg 3:0. «Als Augsburg müde wurde, waren die Jungs da. Das war richtig gut», lobte Dortmunds Trainer Edin Terzic seine Mannschaft.
Der BVB geht damit in der Pole Position in den letzten Spieltag. Zwei Punkte beträgt der Vorsprung. Bayern hat immerhin die deutlich bessere Tordifferenz. Das heisst: Gewinnt Bayern sein letztes Spiel und Dortmund spielt nur unentschieden, kommt der Meister doch wieder aus München.
Beide Meisterschaftsanwärter haben Gegner aus dem Tabellenmittelfeld, bei denen nicht mehr besonders viel auf dem Spiel steht. Leader Dortmund empfängt am Samstag um 15.30 Uhr den 1. FSV Mainz 05 (der seine letzten vier Spiele alle verloren hat), Bayern spielt zeitgleich rund 100 Kilometer südlich beim 1. FC Köln.
«Dieses Jahr sind wir so nah dran wie lange nicht mehr», meinte Terzic über die Titelaussichten der Schwarz-Gelben. Er warnte vor voreiliger Euphorie: «Wir sind noch nicht fertig. Jetzt müssen wir noch sechsmal schlafen, einmal wach werden, Vollgas geben und dann können wir hoffentlich die Schale in der Hand halten.»
Torschütze der ersten beiden Treffer in Augsburg war Sébastien Haller. In den letzten drei Spielen schoss der Franzose damit fünf Tore. Die Rückkehr des Stürmers ist eine der schönsten Geschichten dieses BVB-Aufschwungs. Haller kann erst seit der Winterpause und nach überstandener Hodenkrebs-Erkrankung wieder mitspielen.
«Hätte mir jemand vor sechs Monaten gesagt, dass ich in dieser Situation sein werde, hätte ich es nicht geglaubt», gab Haller nach dem Sieg in Augsburg zu. «Jeder wusste, dass wir eine grosse Chance haben – und jeder wusste, dass wir in der Vergangenheit viele grosse Chancen vergeben haben. Wir haben versucht, zusammenzuhalten und positiv zu bleiben. Heute war ein gutes Beispiel dafür, dass das funktioniert hat.»
Trainer Edin Terzic tritt in den Tagen vor dem finalen Showdown – zumindest gegen aussen – auf die Euphoriebremse. Denn im Ruhrgebiet, sofern es sich nicht gerade um königsblaues Terrain handelt, träumen sie nun natürlich mehr denn je von der Meisterschale. Zugleich setzt Terzic auch bewusst darauf: «Wir brauchen Emotionen, wir haben nur eine Chance, wenn wir fest dran glauben. Wir brauchen unsere Stadt, unsere Region, unser Stadion.»
Sportdirektor Sebastian Kehl, als Verteidiger 2011 und 2012 bei den bisher letzten BVB-Titeln an Bord, kennt sich mit schwarz-gelber Euphorie bestens aus. Er betonte: «Wir haben die Gunst genutzt, das Ergebnis von gestern hat uns in die Karten gespielt. Jetzt dürfen wir uns das nicht mehr nehmen lassen.» Es sei noch nicht entschieden, warnte Kehl. Bayern München werde den Druck bis zuletzt aufrechterhalten. Doch: «Ich bin sehr, sehr zuversichtlich, dass wir es schaffen.»