Das Weiterkommen wertet Knup als «sehr hoch» ein – umso mehr, als die Schweizer in der Gruppe D mit Italien eine hochkarätig besetzte Mannschaft hinter sich gelassen haben. Mit Deutschland, den Niederlanden und Belgien sind weitere Fussballnationen vorzeitig gescheitert.
«Das ist eine Bestätigung dafür, dass unser Ausbildungsweg stimmt und die Integration der Jungen in den Aktivfussball funktioniert», sagt der frühere Internationale.
Letzteres ist für Knup entscheidend, denn um auf diesem Niveau zu bestehen, braucht es Spieler, die regelmässig in der Super League zum Einsatz kommen. Das ist beim aktuellen Schweizer Team der Fall. Fabian Rieder und Ardon Jashari, in der vergangenen Saison Captain beim FC Luzern, verfügen sogar schon über WM-Erfahrung bei den «Grossen». Was die Integration in den Aktivfussball betreffe, hätten sie sicher Fortschritte gemacht, so Knup. «Je besser die Spieler ausgebildet sind, desto grösser sind die Chancen, dass die Vereine auf Eigengewächse setzen.»
Neben der fussballerischen Ausbildung und einer guten Physis ist für Knup die Persönlichkeitsentwicklung ein «ganz wichtiger Punkt». Diesbezüglich sei ebenfalls eine individuelle Betreuung erforderlich. Und: «Es dürfen nicht alle in den gleichen Topf geworfen werden.» Klar müsse es Regeln geben, es gelte aber ebenso, jene Charaktere zu fördern, die nicht immer den Normen entsprechen. «Da ist die nötige Flexibilität gefordert.»
Dass die Schweizer noch im Turnier dabei sind, verdanken sie auch Norwegen, das im abschliessenden Gruppenspiel Italien 1:0 bezwungen hat. Jedes andere Resultat hätte das Ausscheiden bedeutet. «Es gibt ab und zu Gerechtigkeit im Fussball», sagt Knup. Damit spricht er unter anderem an, dass den Schweizern bei der 2:3-Niederlage gegen Italien zwei klare Penaltys verweigert wurden, da der VAR erst ab den Viertelfinals zum Zug kommt.
Zudem ist das Weiterkommen für Knup der Lohn für die gesamte Kampagne. Es darf nicht vergessen werden, dass das Team einen Trainerwechsel hinter sich hat, dass Patrick Rahmen das Amt erst vor einem Jahr von Mauro Lustrinelli nach dessen Wechsel zum FC Thun übernommen hat. «Das war eine sehr grosse Herausforderung, auch weil Rahmen sehr wenig Zeit hatte, seine Philosophie zu implementieren», sagt Knup. «Es wäre einfacher gewesen, wenn wir den einen oder anderen Zusammenzug mehr gehabt hätten. Insofern macht es mich umso stolzer, die letzten Acht erreicht zu haben.»
Unter Rahmen änderten sich gewisse Prinzipien, die Positionierung auf dem Feld. Geblieben ist die Ausrichtung des Spiels, nämlich möglichst dominant zu agieren. In Rumänien gelang dies trotz des Viertelfinal-Einzuges allerdings nicht wie gewünscht. Die Schweizer hatten zwar in allen drei Partien sehr gute Phasen, es fehlte aber die Konstanz. Vor allem in der Defensive ist eine Steigerung erforderlich; kein Team hat in der Vorrunde mehr Gegentore (8) hinnehmen müssen. «Wir haben überall noch Luft nach oben, vor allem in den Zonen eins und zwei», sagt Knup.
Gegen Spanien dürften die bisherigen Leistungen nicht reichen, das ist allen klar. Nicht umsonst standen die Iberer an vier der letzten sechs U21-Europameisterschaften im Final und holten sich dreimal den Titel. Wie bei den «Grossen» ist ihr Spiel auf Ballbesitz ausgerichtet, sie machen wenig Fehler und sind gut positioniert. Mut macht den Schweizern, dass sie sich im Testspiel im März (2:3) weitgehend auf Augenhöhe bewegt haben. «Der Schlüssel wird sein, während neunzig Minuten im Block zu verteidigen und aktiv zu bleiben. Wir müssen bereit sein zu leiden», sagt Knup.
Um die mentale Frische hinzubekommen, durften die Spieler am Donnerstagabend, nachdem sie zuvor von Cluj nach Bukarest disloziert waren, einen freien Abend geniessen. Es sei wichtig gewesen, mal den Alltagstrott zu verlassen, betont Knup. Denn um das angestrebte Ziel, die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 in Paris, zu erreichen, genügt der Vorstoss in die Viertelfinals nicht. (abu/sda)