Schlusspfiff in Lugano – der Aarauer Schock sitzt tief. Mit einer Niederlage in dieser Höhe hat wohl keiner gerechnet: 0:4 steht aus Sicht des FC Aarau auf der Anzeigetafel. Und das Resultat ist in dieser Deutlichkeit absolut gerechtfertigt. Die Aarauer waren während 95 Minuten im Barrage-Hinspiel gegen die Grasshoppers chancenlos.
Die einzige positive Erkenntnis bleibt, dass die Spieler – wie schon die ganze Saison über – vom Aarauer Fan-Anhang auch nach dieser Partie aufgebaut und angefeuert werden. Immerhin: Ein Rückspiel gibt es noch. Das ist trotz der üblen Ausgangslage Fakt.
Doch was ist eigentlich schiefgelaufen? Trainer Brunello Iacopetta versucht im Stadio Cornaredo nach dem Spiel einzuordnen: «Wir haben in der ersten Halbzeit zu lange gebraucht, um uns an den Rhythmus und die Intensität des Gegners zu gewöhnen.»
Wahrlich, GC hat gleich von Beginn an losgelegt wie die Feuerwehr und kam bereits in der Startphase zu unzähligen Chancen. Zur Halbzeit zeigte die Statistik 15:0 Torschüsse für das «Heimteam» aus Zürich: «Man hat den Unterschied zwischen der Challenge League und der Super League gemerkt», analysiert der FCA-Coach.
Es stellt sich die Frage, warum der FC Aarau gleich zu Beginn der Partie so dermassen unter Druck geriet. Viele Fehlpässe und Unsicherheiten in den Zweikämpfen schlichen sich ein. Irgendwie spielte Iacopettas Team zu keinem Zeitpunkt befreit auf. War der FCA zu nervös? «Ich weiss nicht, ob ‹nervös› das richtige Wort ist. Natürlich geht es in diesen Partien um viel – das spürt auch die Mannschaft. Aber ich denke, wir sind mit der Spielweise von GC einfach nicht zurechtgekommen. Besonders was die Zweikampfführung anbelangt.»
Etwas besser hat der Trainer seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit gesehen, in der der FC Aarau tatsächlich in Sachen Ballbesitzphasen zulegen konnte: «Wir konnten nach dem Seitenwechsel etwas mehr mit dem Ball kreieren und sind auch zu Chancen gekommen. Leider haben uns dann das 3:0 und das 4:0 den Stecker gezogen.»
Viel Positives kann der FC Aarau aus diesem Spiel nicht mitnehmen. Vier Abschlussversuche weist die Statistik aus. Wirklich gefährlich waren dabei allerdings nur ein Weitschuss von Emmanuel Essiam und ein geblockter Volley von Nikola Gjorgjev: «Wir müssen unbedingt etwas Positives mitnehmen. Phasenweise sind wir mit mehr Mut aufgetreten. Daran müssen wir im Rückspiel anknüpfen.»
Eine 0:4-Niederlage im Hinspiel – absurderweise kommt diese Ausgangslage dem FC Aarau wohl ein bisschen bekannt vor. Nicht, weil er sie selbst einmal in einer Barrage erlebt hat, sondern weil sein Gegner Neuchâtel Xamax im Jahr 2019 in genau dieser Situation steckte. Damals geschah im Rückspiel ein Fussballwunder. Und ein solches braucht nun auch der FC Aarau. Glaubt der Trainer an ein solches Szenario? «Wenn wir nicht an das Wunder glauben, brauchen wir gar nicht anzutreten. Dafür müssen wir massiv zulegen – sei es im Passspiel oder bei der Zweikampfführung. Ich glaube an meine Mannschaft. Am nächsten Freitag wollen wir vieles besser machen.» (riz/az)