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Taro Tsujimoto: Buffalo Sabres erfinden am NHL-Draft 1974 einen Spieler

Zwei Fans des «Mythos Taro Tsujimoto».
Zwei Fans des «Mythos Taro Tsujimoto».bild: tsn
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Die Buffalo Sabres erfinden einen Japaner, um beim NHL-Draft alle reinzulegen

28. Mai 1974: Es ist eine der kuriosesten Episoden der NHL-Geschichte. Im Draft 1974 ziehen die Buffalo Sabres den völlig unbekannten Taro Tsujimoto. Dass ihn niemand sonst auf der Rechnung hat, hat einen einfachen Grund: Der Japaner existiert gar nicht.
28.05.2024, 00:0124.05.2024, 15:00
Ralf Meile
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Den Stanley Cup haben die Buffalo Sabres noch nie gewonnen. Dafür aber die Herzen aller Fans mit Sinn für Humor.

Der Amateur Draft 1974 zieht sich ewig in die Länge. Die Klubvertreter treffen sich nicht an einem Ort, sondern werden Runde für Runde vom NHL-Präsidenten Clarence Campbell angerufen.

Das dauert. Denn Campbell rattert erst die Namen der bereits gedrafteten Spieler herunter und bittet dann einen Klubvertreter um den Namen des Spielers, dessen Rechte sich sein Team sichern will.

George Imlach langweilt das Prozedere mit fortschreitender Dauer. Der General Manager der Buffalo Sabres schmiedet deshalb einen Plan: Er will alle anderen an der Nase herumführen.

Und so wird Taro Tsujimoto von den Tokio Katanas der erste in der NHL gedraftete Japaner. Ein 1,72 m grosser und 19 Jahre alter Center – den es gar nicht gibt.

Ein Farmer ist Namenspate

«Ich weiss gar nicht mehr, wie wir auf die Idee gekommen sind», sagt Paul Wieland, der der PR-Verantwortliche der Sabres war und das Buch «Taro lives!» verfasst hat. «Aber wir fanden es grossartig, einfach einen Spieler zu erfinden.» Also hätten sie es durchgezogen. «Es war Pauls Einfall, da bin ich mir sicher», ist Floyd Smith, der damalige Head Coach überzeugt. «Und Imlach war sofort dabei bei allem, was Potenzial hatte, die NHL aufzurütteln.»

Der Draft 1974
Buffalos General Manager Imlach war der Meinung, dass kaum eine Chance auf die NHL habe, wer in den hinteren Runden ausgewählt werde. Deshalb war er bereit, einen Pick zu verschenken und Tsujimoto zu erfinden. Imlach sollte sich täuschen: Die Sabres hätten auch Dave Lumley (Nr. 199, zweifacher Stanley-Cup-Sieger mit den Edmonton Oilers) oder Stefan Persson (Nr. 214, vierfacher Stanley-Cup-Sieger mit den New York Islanders) haben können.

Sicher ist, dass es auf Wielands Mist wächst, dass der potenzielle NHL-Star Japaner ist. «Als ich noch das College besuchte, fuhr ich stets an einem Schild der ‹Tsujimoto Farm› vorbei. Dieser Name blieb mir immer im Gedächtnis.» Der Nachname ist also rasch gefunden.

Die Farm mit Laden, die dem Spieler seinen Namen gab.
Die Farm mit Laden, die dem Spieler seinen Namen gab.BILD: TSN

Die Eishockey-Welt kriecht den Sabres auf den Leim

Nun geht es an die Feinarbeit. «Sie haben meinen Vater angerufen», erinnert sich Paul Tsujimoto, der Sohn des Farmbesitzers. Die Verantwortlichen der Buffalo Sabres hätten sich nach einem populären japanischen Vornamen erkundigt. Daraufhin habe ihr Vater Taro empfohlen. «Er gab ihnen auch die Auskunft, dass ‹Sabres› auf japanisch ‹Katanas› heisst, ein Katana ist ein Samuraischwert.»

Und so kommt es, dass George Imlach, als ihn der NHL-Präsident nach dem Elftrunden-Draft der Buffalo Sabres fragt, antwortet: «Taro Tsujimoto von den Tokio Katanas.» In Buffalo halten sich Imlach und Wieland die Hände vors Gesicht, um nicht loszuprusten. Der Jux geht auf. Die NHL kriecht dem Duo auf den Leim – und mit ihr der Rest der Eishockey-Welt.

«Einer hat behauptet, er sei der schnellste Eishockeyspieler der Welt»

«Wir beschlossen, dass wir niemandem etwas verraten», schildert Wieland weiter. Nicht einmal die Klubbesitzer ahnen etwas. «Imlach hat den Reportern erzählt, dass wir zwar keine Vollzeit-Scouts in Fernost hätten, aber dass wir Tsujimoto beobachten liessen. Er hoffe, er reise zum Vorbereitungscamp an.»

Weil niemand den Japaner je gesehen hat, werden auch einige Reporter zu Erfindern. «Einer hat behauptet, Taro trainiere im Himalaya. Ein anderer hat geschrieben, das sei der schnellste Eishockeyspieler der Welt», weiss Sabres-Materialwart Rip Simonick noch.

Protagonisten erinnern sich an den NHL-Draft 1974.Video: YouTube/John Boutet

Doch als nach einigen Monaten die Saisonvorbereitung beginnt, taucht kein Taro Tsujimoto auf. Seinen Namen haben die Sabres zwar auf die Spielerliste gesetzt, auch ein Spind ist schon angeschrieben. Doch allmählich sickert durch, dass der Japaner frei erfunden ist. NHL-Präsident Campbell soll den Streich dem Vernehmen nach nicht annähernd so lustig gefunden haben wie das Sabres-Duo Imlach/Wieland …

Sammelbild mit 37 Jahren Verspätung

Die Legende des Taro Tsujimoto lebt bis heute, die Sabres kultivieren sie auch. So sieht man immer wieder Fans mit einem Trikot mit seinem Namen und der Rückennummer 74 im Stadion. Nur aus den offiziellen NHL-Büchern ist der 183. Pick des Drafts 1974 verschwunden – mit dem Vermerk, dass die Buffalo Sabres in der elften Runde eine ungültige Wahl getroffen haben.

Doch die NHL weiss auch, was sie an dieser Legende hat. Als Panini 2011 ein Sammelbild des Japaners produziert, dauert es «weniger als zehn Minuten», bis die Liga ihr Okay gibt, sagt Al Muir von Panini, «sie war sofort Feuer und Flamme.» Etwas länger dauert es, bis auch die Spielergewerkschaft grünes Licht gibt.

Fragt sich nur noch, wer auf der Sammelkarte abgebildet ist. Taro Tsujimoto ist es kaum. Oder zeigt die Aufnahme tatsächlich den «Stolz von Tokio»?

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Adam Oates (Mitte): Center von 1985 bis 2004. 1337 Spiele *, 1420 Punkte für Detroit, St.Louis, Boston, Washington, Philadelphia, Anaheim und Edmonton. (* aufgelistet sind Partien der Regular Season)
quelle: ap cp / paul chiasson
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11 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Tom Garret
28.05.2020 10:01registriert Juli 2014
Dad mag ich an den USA. Sie widsen es wirklich solche Kuriositäten und Kleinen Facetten des Sports zu kultivieren und zu erhalten. Das fehlt uns ein wenig meiner Meinung nach. Wobei Watson mit dieser Sparte hier gutes leistet! Ich lese die Artikel immer gerne
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Bivio
28.05.2021 11:51registriert März 2018
"Und weil niemand den Japaner je gesehen hat, werden auch einige Reporter zu Erfindern"
Diese Art der Berichterstattung wird bis heute von einigen Chronisten gepflegt.
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Ehrenmann
28.05.2020 11:09registriert Januar 2018
Wältklass!
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