Es sind bemerkenswerte Sätze von Ciriaco Sforza. Oder muss man sagen: wahnwitzige? «Wichtig war, dass wir nicht verlieren. Aber wir haben versucht, zu gewinnen.» Ja, das ist tatsächlich der Trainer des FC Basel, der so spricht. Nach einem 2:2 zum Saisonauftakt gegen Aufsteiger Vaduz.
Es ist ein Fehlstart des FCB. Mit viel Mittelmass und Leerlauf. Und es ist natürlich alles andere als ideal, in der Meisterschaft der Konkurrenz bereits wieder hinterherzulaufen. Doch deswegen muss man nicht gleich alles in Frage stellen. Vor allem, wenn ein neuer Trainer am Werk ist. Einer, der die Ausrichtung justiert, das System verändert, mehr Offensive fordert. Ja, die Automatismen müssen sich einspielen. Und ja, der FC Basel hat eine anstrengende Reise hinter sich nach Kroatien im Europacup – die er überdies wieder einmal als einziger Schweizer Vertreter erfolgreich bestritten hat. Und doch gibt es Alarmzeichen.
Dass Sforza seinen Torhüter Nikolic nach dessen erneutem Flop schützen möchte, ist noch irgendwie zu verstehen. Aber wenn er den Eindruck erweckt, als könne der FCB mit einem 2:2 gegen Vaduz leben, dann ist das ziemlich beunruhigend. Die Erwartungshaltung beim FC Basel ist eine andere. Ein solches Unentschieden zu Hause gegen einen Aufsteiger darf es nicht geben. Wer das nicht klipp und klar anspricht, degradiert seinen Verein so zum Mittelmass.
Ein bisschen anders sieht es bei der Konkurrenz aus. YB siegt, St. Gallen siegt – zufrieden ist trotzdem keiner. So muss das sein. Auf dem Planeten Sforza aber, da gelten andere Regeln. Doch irgendwie passt das zu einem Verein, der verzweifelt versucht, die Ruhe zu finden. Niemand hätte einen schwungvolleren Start in die Meisterschaft mehr gebrauchen können als der FCB. Nach den gefühlt unendlichen Irritationen rund um die Führung. Nun folgt das Spiel gegen Anorthosis Famagusta in der Europa-League-Qualifikation. Und dann die Reise zu Servette. Gelingt der Turnaround? Vielleicht. Aber es könnte kompliziert werden.
Es ist ein überraschender und toller Auftakt, den die beiden Aufsteiger hinlegen. Lausanne und Vaduz überzeugen nach ihrer Rückkehr in die Super League beide. Sie zeigen erfrischenden Fussball, sind immer aufopfernd, auch mutig und verdienen sich damit am ersten Wochenende der neuen Super-League-Saison Bestnoten. Geht es so weiter, dann werden die Neulinge eine Bereicherung für diese Liga.
Lausanne wird zwar mittlerweile fast komplett von London aus geführt, die Besitzer von «Ineos» haben längst alle Fäden in der Hand, das regionale Element ist aus dem Klub verschwunden. Doch was die Mannschaft betrifft, agieren die Verantwortlichen ohne Schnellschüsse – es ist fast dasselbe Team am Werk, das den Aufstieg in die höchste Liga bewerkstelligt hat. Das Ziel lautet vorerst: Etablieren in der Super League. Dann schauen wir weiter. Die Strategie erscheint sinnvoll. Die Frage ist einfach, wie lange die Geduld reicht, wenn es einmal über ein paar Wochen nicht gelingt, die Widerstände, die sicher kommen werden, zu überwinden.
Lausanne verdiente sich das 2:1 gegen Servette (es war der erste Léman-Derby in der Super League seit sieben Jahren) mit einer tollen ersten Hälfte. Torhüter Diaw zeigte zum Schluss einige aussergewöhnliche Paraden. Und das Sturmduo Zeqiri/Turkes könnte gar etwas vom Aufregendsten werden, was diese Liga zu bieten hat. So dann Zeqiri wirklich bei Lausanne bleibt – es ist nicht nur für die Waadtländer zu hoffen.
Es hätte schlimmer kommen können für den FCZ. Nicht 0:5 oder 0:4 verloren die Zürcher in Bern, wie sie das letzte Saison gerne taten, sondern «nur» 1:2, und sie zeigten dabei eine über weite Strecken ordentliche Leistung. Trotzdem stellt sich die Frage: Wie gut ist dieser FCZ wirklich? Gelingt es Trainer Ludovic Magnin endlich, dass eine Einheit zusammenwächst? Oder geht das Auf und Ab munter weiter? Der FCZ ist auf dem Prüfstand.
Und dasselbe gilt auch für den Stadtrivalen GC. Nachdem die chinesischen Besitzer innert kürzester Zeit aus dem GC-Land eine portugiesische Kolonie machten, gibt es nur die Flucht nach vorne. GC braucht gute Resultate und dynamische Auftritte. Sonst wird es rasch hektisch.
Eine andere Frage eint die Zürcher Vereine auch: Nächstes Wochenende wird wieder einmal über ein neues Stadion abgestimmt. Es warten wegweisende Wochen auf Zürichs Fussball.
Konrad Konterbier
RichiZueri
Herren