Sport
Fussball

Viertligist im Halbfinal – was den französischen Cup so besonders macht

Grosse Freude beim AS Cannes: Der Viertligist steht im Cup-Halbfinal.
Grosse Freude beim AS Cannes: Der Viertligist steht im Cup-Halbfinal.Bild: instagram.com/ascannes_officiel

Viertligist im Cup-Halbfinal – auch weil der Modus in Frankreich Underdogs bevorteilt

Mit dem AS Cannes steht ein Viertligist im Halbfinal des französischen Cups – und ist damit keine Ausnahme. Was den Coupe de France so besonders macht.
26.02.2025, 09:0626.02.2025, 13:55
Mehr «Sport»

Mit der AS Cannes schafft einer der beiden im französischen Cup-Viertelfinal noch vertretenen Viertligisten den Sprung in den Halbfinal. Die Südfranzosen schlagen daheim Guingamp mit 3:1. Der Treffer zum 2:0 nach einer halben Stunde durch Cédric Gonçalves fiel durch einen Schuss von der Mittellinie.

In Cannes machten unter anderen Zinédine Zidane, Patrick Vieira und Johan Micoud ihre ersten Schritte im Profifussball. Der Klub befindet sich nach einem Konkurs und dem Fall in die 7. Liga wieder auf dem Vormarsch. Besitzer ist der Amerikaner Dan Friedkin, der auch der AS Roma und Everton vorsteht.

Mit Saint-Brieuc spielt am Mittwoch ein weiterer Viertligist im Cup-Viertelfinal. Die Aufgabe ist mit Paris Saint-Germain aber deutlich schwieriger als jene von Cannes bei Zweitligist Guingamp. Ausserdem ist Zweitligist Dunkerque bei Champions-League-Teilnehmer Stade Brest zu Gast.

Dass in Frankreich so viele Unterklassige unter den besten Acht stehen – lediglich die Hälfte der diesjährigen Viertelfinalisten spielt in der Ligue 1 – ist keine Seltenheit. Auch in den letzten Jahren kamen jeweils mindestens drei Klubs aus tieferen Ligen mindestens so weit. Im Vergleich zu den anderen europäischen Top-Nationen ist Frankreich damit ein Sonderfall. Und das liegt auch am Modus des Coupe de France, der Sensationen aus mehreren Gründen wahrscheinlicher macht.

epaselect epa11908546 Bradley Barcola of PSG celebrates after scoring the 1-0 lead during the UEFA Champions League knockout phase play-offs 2nd leg soccer match between Paris Saint-Germain and Stade  ...
Die Superstars von PSG um Bradley Barcola treten am Mittwochabend bei Viertligist Saint-Brieuc an.Bild: keystone

Seit 1989 die Rückspiele im Cup abgeschafft wurden, haben Klubs, deren Gegner mindestens zwei Ligen höher spielen, stets Heimvorteil. Dies ist erst einmal nicht aussergewöhnlich. 2020 wurde dann aber auch noch die Verlängerung gestrichen, wodurch es bei Gleichstand nach der regulären Spielzeit bereits ins Penaltyschiessen geht. So profitieren die Topklubs davon, dass in einer ohnehin langen Saison keine zusätzliche Belastung entsteht. Für den Underdog bedeutet es hingegen eine halbe Stunde weniger, in welcher er den Favoriten vom Tor weghalten muss.

Doch damit nicht genug: Die Ligue-1-Klubs steigen erst in der dritten Runde ein, an der insgesamt 64 Teams teilnehmen. Diese wird im Dezember gespielt, die vierte Runde im Januar kurz nach der Winterpause und die Achtelfinals dann Anfang Februar – also mitten im Winter. Einerseits haben die Erstligisten, und gerade die Europacup-Teilnehmer, schon eine Menge Spiele in den Knochen und sind nicht mehr ganz so frisch, wie zu Beginn. Andererseits müssen die Profis dann auswärts auf teils gefrorenen Böden gegen Teams spielen, die im Wettbewerb bereits ein Momentum aufgebaut haben.

Dies sorgt dafür, dass im Coupe de France regelmässig Underdogs für Furore sorgen und sich wie Cannes für den Halbfinal qualifizieren. Im Jahr 2018 erreichte mit Les Herbiers gar ein Drittligist den Final, den es aber 0:2 gegen Paris Saint-Germain verlor. 18 Jahre zuvor gelang mit Calais gar einem Viertligisten der Weg in den Final. Diese «petits poucets» (auf Deutsch: «kleine Daumen») machen den Coupe de France wie auch die Cupwettbewerbe in anderen Ländern so besonders.

French Cup Final - PSG Beats Les Herbiers 2-0 Paris Saint-Germain s French forward Kylian Mbappà R kicks the ball in front of Les Herbiers goalkeeper Matthieu Pichot during the French Cup final footba ...
2018 mass sich im Cupfinal ein Drittligist mit Kylian Mbappé und Co.Bild: www.imago-images.de

Im französischen Cup herrschen aber auch sonst besondere Regeln. So müssen die Heimklubs entweder in Rot oder Weiss spielen, während die Auswärtsteams die Wahl zwischen Blau, Grün und Gelb haben. Die Goalies tragen entweder graue oder schwarze Leibchen. Ausserdem sind bis zum Achtelfinal für die Startformation die Nummern 1 bis 11 und für die Ersatzspieler die Nummern 12 bis 18 vorgesehen. Ab den Viertelfinals tragen die Spieler dann ihre gewohnten Nummern, die bis 99 gehen können.

Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das sind die grössten Sensationen im Schweizer Cup
1 / 28
Das sind die grössten Sensationen im Schweizer Cup

April 2025: Promotion-League-Klub FC Biel schlägt YB sensationell und steht als erster drittklassiger Klub der Geschichte im Cupfinal.

quelle: keystone / peter klaunzer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Mit Hybrid-Fahrzeug einfach über den Stau hüpfen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
    Schlauheit oder Selbstüberschätzung? Der riskante Schachzug von ZSC-Manager Zahner
    Die Schweiz setzt mit einem hochheiklen und voreiligen politischen Manöver den Einfluss beim Eishockey-Weltverband (IIHF) aufs Spiel. Mögen die Hockey-Götter dafür sorgen, dass sich ZSC-Peter-Zahner nicht überschätzt und verrechnet.

    Es geht um den Sitz im IIHF-Council. Also in der 14-köpfigen «Eishockey-Weltregierung» (13 plus Präsident). Jahrelang musste sich die Schweiz keine Sorgen um den Einfluss auf höchster hockeypolitischer Ebene machen: René Fasel schaffte 1986 die Wahl ins Council und sass von 1994 bis 2021 auf dem Thron des Präsidenten.

    Zur Story