Mit der AS Cannes schafft einer der beiden im französischen Cup-Viertelfinal noch vertretenen Viertligisten den Sprung in den Halbfinal. Die Südfranzosen schlagen daheim Guingamp mit 3:1. Der Treffer zum 2:0 nach einer halben Stunde durch Cédric Gonçalves fiel durch einen Schuss von der Mittellinie.
In Cannes machten unter anderen Zinédine Zidane, Patrick Vieira und Johan Micoud ihre ersten Schritte im Profifussball. Der Klub befindet sich nach einem Konkurs und dem Fall in die 7. Liga wieder auf dem Vormarsch. Besitzer ist der Amerikaner Dan Friedkin, der auch der AS Roma und Everton vorsteht.
Mit Saint-Brieuc spielt am Mittwoch ein weiterer Viertligist im Cup-Viertelfinal. Die Aufgabe ist mit Paris Saint-Germain aber deutlich schwieriger als jene von Cannes bei Zweitligist Guingamp. Ausserdem ist Zweitligist Dunkerque bei Champions-League-Teilnehmer Stade Brest zu Gast.
Dass in Frankreich so viele Unterklassige unter den besten Acht stehen – lediglich die Hälfte der diesjährigen Viertelfinalisten spielt in der Ligue 1 – ist keine Seltenheit. Auch in den letzten Jahren kamen jeweils mindestens drei Klubs aus tieferen Ligen mindestens so weit. Im Vergleich zu den anderen europäischen Top-Nationen ist Frankreich damit ein Sonderfall. Und das liegt auch am Modus des Coupe de France, der Sensationen aus mehreren Gründen wahrscheinlicher macht.
Seit 1989 die Rückspiele im Cup abgeschafft wurden, haben Klubs, deren Gegner mindestens zwei Ligen höher spielen, stets Heimvorteil. Dies ist erst einmal nicht aussergewöhnlich. 2020 wurde dann aber auch noch die Verlängerung gestrichen, wodurch es bei Gleichstand nach der regulären Spielzeit bereits ins Penaltyschiessen geht. So profitieren die Topklubs davon, dass in einer ohnehin langen Saison keine zusätzliche Belastung entsteht. Für den Underdog bedeutet es hingegen eine halbe Stunde weniger, in welcher er den Favoriten vom Tor weghalten muss.
Doch damit nicht genug: Die Ligue-1-Klubs steigen erst in der dritten Runde ein, an der insgesamt 64 Teams teilnehmen. Diese wird im Dezember gespielt, die vierte Runde im Januar kurz nach der Winterpause und die Achtelfinals dann Anfang Februar – also mitten im Winter. Einerseits haben die Erstligisten, und gerade die Europacup-Teilnehmer, schon eine Menge Spiele in den Knochen und sind nicht mehr ganz so frisch, wie zu Beginn. Andererseits müssen die Profis dann auswärts auf teils gefrorenen Böden gegen Teams spielen, die im Wettbewerb bereits ein Momentum aufgebaut haben.
Dies sorgt dafür, dass im Coupe de France regelmässig Underdogs für Furore sorgen und sich wie Cannes für den Halbfinal qualifizieren. Im Jahr 2018 erreichte mit Les Herbiers gar ein Drittligist den Final, den es aber 0:2 gegen Paris Saint-Germain verlor. 18 Jahre zuvor gelang mit Calais gar einem Viertligisten der Weg in den Final. Diese «petits poucets» (auf Deutsch: «kleine Daumen») machen den Coupe de France wie auch die Cupwettbewerbe in anderen Ländern so besonders.
Im französischen Cup herrschen aber auch sonst besondere Regeln. So müssen die Heimklubs entweder in Rot oder Weiss spielen, während die Auswärtsteams die Wahl zwischen Blau, Grün und Gelb haben. Die Goalies tragen entweder graue oder schwarze Leibchen. Ausserdem sind bis zum Achtelfinal für die Startformation die Nummern 1 bis 11 und für die Ersatzspieler die Nummern 12 bis 18 vorgesehen. Ab den Viertelfinals tragen die Spieler dann ihre gewohnten Nummern, die bis 99 gehen können.
Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.