Gestern haben Sie im Final der WM gegen Tschechien eine bittere Niederlage erlebt. Wie geht es Ihnen heute? Konnten Sie das Ganze bereits ein bisschen einordnen oder ist es dafür noch zu früh?
Nino Niederreiter: Es ist sicher schwierig, diese Gefühle im Moment zu beschreiben, weil wir schon wieder Gold verpasst haben. Es schmerzt schon immer noch sehr.
Es ist ja nicht die erste Finalniederlage für Sie. Ist es in diesem Jahr noch schmerzhafter?
Ich war jetzt zum dritten Mal im Final und jedes Mal haben wir verloren. Das ist schon sehr bitter. Bei der ersten Medaille (2013, Anm. Redaktion) war es so, dass niemand an uns geglaubt hatte, dann waren wir im Final und haben Silber gewonnen. Beim zweiten Mal (2018, Anm. Redaktion) haben wir im Penaltyschiessen verloren, obwohl Schweden eigentlich die bessere Mannschaft war und schlussendlich verdient gewonnen hat. Gestern war es so, dass die Mannschaft, die das erste Tor schiesst, wohl auch gewinnen wird, und so kam es dann auch. Sie wussten das, wir wussten das. Und deshalb ist es auch so schmerzhaft im Moment.
Ich sehe, dass Sie eine Naht am Auge haben. Ist das vom Spiel gestern?
Ja, ich habe einen Stock zu nahe ans Auge gekriegt, das passiert halt ab und zu (lacht).
Sie durften die Entwicklung dieses Teams ganz nah miterleben. Was ist der Grund dafür, dass es so gut läuft im Moment?
Das Eishockey hat in den letzten Jahren eine grosse Entwicklung durchgemacht, wobei wir immer noch den Anschluss gegen oben finden müssen. Wir dürfen uns jetzt nicht einfach auf den Lorbeeren ausruhen. Wir sind auf einem guten Weg, aber wir haben noch viel Arbeit vor uns. Wir haben auch dieses Mal gesehen: Die richtig Jungen, die puschen, die fehlen uns. Hier muss der Schweizer Eishockeyverband aufpassen, dass er den Anschluss nach oben nicht verliert. Die anderen Nationen schlafen nicht. Österreich war sehr nahe dran am Viertelfinal, die Deutschen haben wieder einen Schritt voraus gemacht und deshalb müssen wir schauen, dass wir nicht den Anschluss verlieren.
Man spricht ja oft von dieser «Goldenen Generation», die langsam zu Ende geht. Wie sehen Sie das?
Ja, es ist schon so, die meisten sind schon eine Weile dabei. Wie gesagt, die nächste Generation muss kommen, die muss puschen. Hier muss der Verband schauen. Irgendwann sind wir nicht mehr da und da braucht es eine neue Generation. Bei den Norwegern hatte es zwei Spieler mit Jahrgang 2005 und die fehlen bei uns.
Sie spielen normalerweise in der NHL in den USA. Wie ist es für Sie, zur Nati zu stossen und mit den Teamkollegen Schweizerdeutsch zu sprechen?
Es ist ein unglaubliches Gefühl. Natürlich möchte ich in den USA jeweils möglichst lange um den Stanley Cup spielen, aber sobald wir ausscheiden, will ich so schnell wie möglich für die Schweiz spielen. Die ganze Atmosphäre in der Garderobe, Deutsch zu sprechen, die Zeit mit dem Team, das ist alles unglaublich toll.
Sind Sie jetzt noch ein bisschen in der Schweiz oder gehen Sie sofort zurück in die USA?
Nein, ich bleibe jetzt mehr oder weniger bis im September in der Schweiz in Chur. Ich werde diese Zeit sicher sehr geniessen. Es ist schön, jetzt einfach mal ein bisschen nach Hause zu gehen und eine Weile zu bleiben.
Wie lange geht es erfahrungsgemäss, bis Sie das Gefühl haben, Silber gewonnen statt Gold verloren zu haben?
Für mich ist es mittlerweile definitiv Gold verloren nach dem dritten Mal (lacht). Aber wenn man hier die Kinder sieht, alle Leute, die heute hier sind, ist es sicher schön zu sehen, was für eine Euphorie man im Land verbreiten konnte. Ich glaube, das tut sehr gut. Wenn man dann die Highlights des Turniers und der Spiele wieder sieht, tut es sofort wieder weh. Es braucht seine Zeit. Und wie gesagt: Hoffentlich können wir diesen Kübel bald heimholen.
Der letzte namhafte Newbie vor ein paar Jahren, war Nico Hischier.
Und jetzt...?