Es passiert im ersten Vorbereitungsspiel vor der neuen NHL-Saison. Nico Hischier macht eine kleine Bremsbewegung. Plötzlich ein Zwick. Schmerzen. «Als ich die Diagnose der Ärzte erhielt, musste ich zuerst googeln, um sie zu verstehen. ‹Zerrung der Kniesehne› trifft es am besten», sagt Hischier im grossen Gespräch.
Der 23-jährige Captain der New Jersey Devils verpasst danach die komplette Vorbereitung und das erste Saisonspiel. Mittlerweile ist er zurück.
Wie stark hat Sie die Verletzung kurz vor Saisonbeginn zurückgeworfen?
Nico Hischier: Allzu besorgniserregend war sie nicht. Ich wusste, dass ich nach zirka zwei Wochen wieder zurück bin. Und versuchte, die Zeit so gut es ging für Trainings neben dem Eis zu nutzen, um die Kondition nicht zu verlieren. Das ist mir gut gelungen.
Offensichtlich! Nach vier Spielen stehen Sie schon bei sechs persönlichen Skorerpunkten. Wie fällt Ihre erste Bilanz aus?
Gut. Die Harmonie mit meinen Sturmkollegen wird von Spiel zu Spiel besser. Wichtig war, dass das Team nach den beiden Niederlagen zum Start nun zweimal gewonnen hat. Auch die ersten Spiele waren nicht schlecht, aber wir fanden einfach keinen Weg zum Sieg. Zuletzt sind wir immer besser reingekommen und haben dominiert. Ich bin zufrieden.
Sie stehen in der sechsten Saison mit den New Jersey Devils – die Playoffs erlebten Sie aber nur in der allerersten Saison. Das Warten wird immer länger, wie sehr nervt das?
Es ist immer bitter, zuschauen zu müssen, wenn die Playoffs laufen. Darum ist das grosse Ziel, endlich wieder einmal in die Playoffs zu kommen. Ich erinnere mich noch gut an meine erste Saison. Ich habe damals gar nicht gross überlegt, bin einfach mit dem Flow gegangen und am Ende kamen wir in die Playoffs. Aber ich habe nicht realisiert, wie schwierig das ist. Wir gewannen häufig, mehr als die Hälfte aller Spiele. Und am Ende hat es doch nur wegen eines einzigen Punktes gereicht. Das ist eben so, wenn nur 16 von 32 Teams in die Playoffs kommen.
Was gibt Ihnen die Zuversicht, dass es in dieser Saison für die Playoffs reicht?
Rein personell sind wir klar stärker einzuschätzen. Wir konnten einige gute Transfers machen (darunter Linien-Kollege Ondrej Palat, d.Red.), und ich hoffe sehr, dass wir gesund bleiben. In der letzten Saison war das Verletzungspech schon arg. Wir mussten zum Beispiel sieben verschiedene Goalies einsetzen.
Ende 2019 konnten Sie Ihren ersten grossen Vertrag unterschreiben. Für die sieben Jahre bis 2027 erhalten Sie 50.75 Millionen Dollar. Was bedeutet Ihnen Geld?
Primär ist Geld für mich eine Absicherung. That’s it. Klar, damit habe ich ein paar Probleme weniger. Aber wenn man innerlich unglücklich wäre, hilft kein Geld der Welt.
Wen man im Schweizer Eishockey von Ihnen spricht, dann folgt häufig der Zusatz «Jahrhunderttalent». Ist Ihnen das eigentlich unangenehm?
Nein. Aber es interessiert mich auch nicht. Denn die Wahrheit ist ganz einfach: Sobald ich schlecht spiele, tönen diese Stimmen ganz anders.
Spüren Sie Ihren Bekanntheitsgrad im Alltag?
In meiner Heimat im Wallis ein bisschen mehr als sonst, da kennt man sich ja ein bisschen besser untereinander. Aber ich kann mich jederzeit frei bewegen. Und wenn ich mal um ein Foto gebeten werde, dann ist das überhaupt kein Problem.
Den Sommer haben Sie wie immer in der Schweiz verbracht. Wie schalten Sie vom Eishockey ab?
Ich besuche gerne Festivals. Schön, dass sie in diesem Jahr endlich wieder stattfinden konnten. Ich habe viele Freunde wieder getroffen, an manch einem Festival ist die Eishockey-Bubble sehr gut vertreten (lacht). Ich mag auch die vielen verschiedenen Kulturen, die da aufeinandertreffen. Ob Gurten oder Gampel, ich entdecke auch immer wieder neue coole Musik.
In diesem Sommer hat Jonas Siegenthaler einen neuen Vertrag erhalten bei den Devils – das ist auch eine gute Nachricht für Sie, schliesslich sind Sie gute Freunde.
Und wie! Das ist sehr cool. Schön, dass das Management genauso überzeugt ist von ihm wie ich. Wir haben uns einst an einer U18-WM in Zug/Luzern kennengelernt. Kurz darauf waren wir zusammen in Mallorca in den Ferien. Seither sind wir sehr gut befreundet.
Sie selbst haben Ihre gesamte bisherige Profi-Karriere bei den Devils verbracht. 2017 waren Sie der Nummer 1 Draft, mittlerweile ist aus dem grossen Talent der Captain geworden. Wie hat sich Ihr Standing innerhalb des Klubs verändert?
In meiner Wahrnehmung eigentlich gar nicht so sehr. Ich bin immer noch derselbe Nico, der nichts anderes will, als sein Team zu möglichst vielen Toren und Siegen führen. Mein Denken hat sich seit 2017 nicht verändert. Aber natürlich ist mir bewusst, dass die Aussenwahrnehmung eine ganz andere ist. Als Captain habe ich zusätzlich Aufgaben. Ich bin ein wichtiges Gesicht der Devils. Wenn es Dinge zu besprechen gibt zwischen Team und Coach, dann bin ich das erste Bindeglied. Und natürlich, ich muss dann hinstehen und Erklärungen liefern, wenn es sportlich nicht so gut läuft. Aber all das sind Aufgaben, die mich nicht belasten.
Lange ging Ihr Weg nur steil nach oben ohne jegliche Rückschläge. Dann folgte der Corona-Unterbruch und danach die Saison 2020/21, in der Sie die Seuche richtiggehend anzogen.
Ja, man kann es gar nicht anders sagen. Bis dahin bin ich verletzungsfrei geblieben in meiner Karriere. Dann kam eines nach dem anderen. Mittlerweile denke ich, das gehört einfach dazu.
Mögen Sie noch einmal auf die schwierigen Monate zurückblicken?
Am Anfang war ein Wadenbeinbruch, der erste Bruch meines Lebens. Ich wusste gar nicht, wie ich mit einer Pause umgehen soll. Immerhin konnte mir mein Bruder Luca helfen, er hat schon einige Verletzungen erlebt. Gut war, dass man relativ genau abschätzen kann, wie lange die Pause dauert.
Doch es wurde nicht besser, sondern schlimmer.
Kurz bevor ich wieder mit dem Team hätte trainieren können, steckte ich mich mit Corona an. Wieder Pause. Wieder alleine sein. Ok, dann hatte ich das auch durch, gab endlich mein Comeback. Fünf Spiele habe ich absolviert, als mir der fatale Puck ins Gesicht flog und ich mir eine Stirnhöhlenfraktur zuzog. Und das war mental dann einiges schwieriger.
Warum?
Ich hatte einen Kopf voller Fragen und Sorgen. Zunächst waren sich die Ärzte nicht einig, ob ich operieren soll oder nicht. Einer sagte: nicht operieren! Der nächste: Operieren! Konkret war es ein Sinusbruch. Weil der Sinus für den Druckausgleich zuständig ist, und ich wegen des Eishockeys so viel fliege, entschied ich mich für die Operation. Aber ich hatte zuvor noch nie im Leben eine Operation, und die erste findet gleich am Kopf statt. Diese Vorstellung ist nicht gerade toll. Dazu kam, dass viele Corona-Restriktionen galten, ich war häufig alleine. Zum Glück konnte mich meine Mutter rund um die Operation besuchen und unterstützen. Das hat mir sehr geholfen.
Dann muss die Erleichterung umso grösser gewesen sein, die schwierige Saison endlich hinter sich zu haben.
So ist es. Ich konnte viele positive Dinge aus den Verletzungspausen mitnehmen. Und ich glaube, irgendwie gehören solche Erlebnisse – leider – zu jeder Karriere.
Aus Sicht der Schweiz hat das Verpassen der NHL-Playoffs immerhin eine schöne Folge: Sie können an der WM dabei sein. In diesem Jahr erstmals als Captain. Wie sehr schmerzt die Viertelfinal-Niederlage gegen die USA noch?
Es regt mich schon noch auf. Es war eine Niederlage, die wir nicht so schnell verdauen konnten. Wir hatten ein super Team, in der Gruppenphase begeisterten wir und lösten im Land eine kleine Euphorie aus. Und dann ausgerechnet im Viertelfinal ziehen wir einen Tag ein, an dem wir wohl noch ewig hätten weiterspielen können, ohne ein Tor zu schiessen.
In den letzten Jahren ist die Schweiz mehrfach knapp im Viertelfinal gescheitert. Gegen Kanada den Ausgleich 0.3 Sekunden vor Schluss kassiert, gegen Deutschland im Penaltyschiessen verloren. Nun die Niederlage als Gruppensieger gegen die USA. Warum ist das Glas trotzdem halbvoll?
Irgendwann wollen wir ganz oben stehen und Weltmeister werden. Das ist unser grosses Ziel. Und wer grosse Ziele hat, ist natürlich umso enttäuschter, wenn man scheitert. Unsere Erwartungen und Standards sind also höher geworden. Dafür ist das Zittern um eine Viertelfinal-Qualifikation in den letzten Jahren auch gänzlich verschwunden. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass wir die Viertelfinal-Hürde bald überspringen. (aargauerzeitung.ch)
Denn Geld ist in unserer Welt so zentral, dass einfachste Dinge wie Freunde ausserhalb der Nachbarschaft besuchen, Dienstleistungen in Anspruch nehmen (Sich etwas Gutes tun) mit Geld verknüpft sind. So ist man mit wenig Geld überproportional oft in der Unglückspirale gefangen.
Als Betroffener von Depressionen und permanent leerem Konto (Von Armut will ich als Bewohner der CH/ersten Welt nicht reden) bin ich froh, muss er meine Erfahrungen nicht machen. Ich gönne ihm den Erfolg und eine lange, verletzungsfreie Karriere!
Irgendwann wollen wir ganz oben stehen und Weltmeister werden. Das ist unser grosses Ziel. Und wer grosse Ziele hat, ist natürlich umso enttäuschter, wenn man scheitert. Unsere Erwartungen und Standards sind also höher geworden.
Richtig, man muss sich die Ziele hoch stecken, im Wissen, dass wer hoch fliegen will auch tief fallen kann. Das wichtigste ist, den Weg weiter zu gehen und alles zu unternehmen um dem Ziel näher zu kommen, wann immer man es erreichen mag.
Ein sympathischer und geerdeter junger Mann. Ich hoffe er darf all seine Ziele sportlich wie privat erreichen.