Die ZSC Lions haben gestern die Premiere im neuen Stadion gegen Fribourg Gottéron mit 2:1 gewonnen. Es war eine zähe Partie, doch darum soll es hier mal nicht gehen. Stattdessen werfen wir einen Blick darauf, was in der neuen Halle im Laufe des Abends auch neben dem Eis so aufgefallen ist.
Eines wird schnell klar: Nur weil ein Stadion eröffnet ist, heisst das nicht, dass alle Arbeiten bereits abgeschlossen sind. Als ich rund zweieinhalb Stunden vor Spielbeginn auftauche, werden gerade noch letzte Scheiben gereinigt. Vor dem Eingang des Gästeteams steht noch ein massives Gerüst. In gewissen Gängen liegen noch Kartons und leere Kisten. Und beim Sitzplatz eines Bekannten liegt noch ein Nutenstein von der Sitzbefestigung auf dem Boden.
Das sind aber natürlich nur Details. Wichtig ist: Das Eis ist gemacht, die Tore verankert und alle 12'000 Zuschauer haben Platz. Und das ist natürlich der Fall.
Was sofort auffällt, wenn man die neue ZSC-Arena betritt: Der Klub und die Stadt werden zelebriert. Im Eingangsbereich und bei den Essensständen hängen zahlreiche Erinnerungsstücke. Schlittschuhe und Stöcke ehemaliger Meisterspieler sind genauso zu sehen wie Trikots von NHL-Spielern, die einst für die Lions aufgelaufen sind. Überall, wo man hinsieht, steht der Slogan «Mir sind Züri». Und natürlich wird zum Auftakt der Eröffnungsfeierlichkeiten der Sechseläutenmarsch gespielt.
Ein Kritikpunkt am Hallenstadion war, dass es oftmals an Stimmung mangelte. Das soll sich im neuen Stadion natürlich ändern. Einerseits, weil die Fans ganz grundsätzlich näher am Geschehen sind. Andererseits, weil die Zürcher nun erstmals auch eine richtige Stehplatzkurve haben.
Das Fazit nach den ersten 60 Minuten National-League-Eishockey in der Swiss Life Arena: Es kann tatsächlich sehr laut werden. Die Reaktionen auf die Tore und die Ovationen vor dem Spiel sind ohrenbetäubend. Während des Spiels machen die Stehplätze konstant Stimmung, es fehlt aber noch etwas an Unterstützung des Restpublikums.
Wenn man die Swiss Life Arena betritt, fühlt man sich tatsächlich etwas an die NHL erinnert – und nicht nur, weil auf dem Sitz nebendran Stanley-Cup-Sieger David Aebischer sitzt. Da ist einerseits das weite Rund mit Platz für 12'000 Zuschauer – da erblassen die Arizona Coyotes, die aktuell an einer Universität vor 6000 Fans spielen, vor Neid. Andererseits hängt unter dem Hallendach der riesige Videowürfel, der ebenfalls nordamerikanische Dimensionen hat.
Und auch die Presseplätze sind vergleichbar mit jenen, die ich beispielsweise schon in New Jersey, Nashville oder Tampa Bay erleben durfte. Weit oben, sodass man das Spiel fast aus der Vogelperspektive schaut. Nur die Akustik hat noch nicht ganz NHL-Niveau. Reden bei der Eröffnungszeremonie und die Ansagen des Speakers sind nicht immer gut zu verstehen.
Schon bei der Vorpremiere, als die GCK Lions vor 6000 Fans gegen den EHC Basel spielten, hiess es, dass das Catering phasenweise überfordert gewesen sei. Und auch beim ersten ZSC-Spiel in der neuen Heimat bilden sich in der ersten Pause sofort lange Schlangen. Zwischen den Dritteln ein Bier holen? «Keine Chance. Die Schlange ging bis zur Treppe am Stadioneingang», heisst es von einem ZSC-Fan. Fazit nach dem zweiten Drittel: «Zehn Minuten angestanden für Bier. Es ist lauwarm.» Auch andere Matchbesucher bestätigen, dass sie lange auf ihr Essen gewartet haben – die ganze Pause ging fürs Anstehen drauf.
Ein anderer Fan war etwas verwirrt, dass Toilette und Essensstand an einem Ort direkt nebeneinander stehen: «Ich wusste nicht, welche Schlange wohin führt.» Ein besseres Verpflegungs-Fazit gibt es aus dem Gästesektor: «Nach sechs Minuten bereits wieder am Platz.»
Auf der Pressetribüne sitzen nicht nur Journalisten, sondern auch beispielsweise die Statistiker der Liga oder Videocoaches und Statistiker der beiden Teams. Und an dieser Premiere in Zürich auch ein einsamer NHL-Scout der Arizona Coyotes. Obwohl watson ihm seinen Platz gezeigt hat und ihm half, das Internet einzurichten, wollte er gegenüber einem Journalisten nicht rausrücken, wen oder was er hier denn scoutete.
Es war ein Klassiker im Hallenstadion und bleibt auch in Altstetten erhalten. Wird eine Strafe gepfiffen, hallt auch weiter die Durchsage «jetzt häts gschället» durch das weite Rund. Neu ist dagegen der Torsong der Lions. Das Lied «Chelsea Dagger» wurde durch einen Remix des Sechseläutenmarschs ersetzt.
Wer nicht Swisscom-Kunde ist, hat im neuen ZSC-Stadion bislang keinen Handyempfang. Wie die Lions mitteilen, arbeitet man mit Sunrise und Salt daran, dass ab 2023 auch diese Netze abgedeckt sind. Für Gäste ohne Handyempfang gibt es dafür gratis Internet im Stadion. Doch dieses gibt bei der Premiere noch im ersten Drittel den Geist auf – glücklicherweise ist das Netz der Medien davon unbeeinträchtigt.
Obwohl es in gewissen Bereichen noch Startschwierigkeiten gibt, dominieren vor, während und nach der Partie Euphorie und Zufriedenheit. Auch wenn es ab und an vielleicht noch etwas länger dauert beim Verpflegungsstand oder beim Anstehen für die Toilette, sind die ZSC-Fans begeistert von ihrem neuen Zuhause. Weil es eben genau das ist, was den Lions so lange fehlte: ein echtes Zuhause.
Und Spieler und Funktionäre sehen das natürlich gleich. Immer wieder fällt nach dem Spiel das Wort «Hühnerhaut». ZSC-Captain Patrick Geering sagt: «Sie singen immer noch draussen, wir haben gewonnen. So macht es Spass.»
Auch CEO Peter Zahner zieht nach der Premiere ein positives Fazit: «Wir hatten volles Haus, eine super Stimmung. Wir hatten eine emotionale Eröffnung, schiessen das erste Tor. Am Ende siegen wir, besser hätte man das Drehbuch kaum schreiben können.» Vor dem Spiel habe er die ganze Zeit gedacht, dass hoffentlich alles klappe. Es hätte immer eine Restangst gegeben, dass irgendetwas in die Hose gehen könne.
Und stammt von der Befestigung der Sitze auf einer Schiene, keine Sorge, der fehlt nirgends, die nimmt der Monteur immer Sackweise mit ;-)