Kein anderes Sportereignis der Geschichte hatte mehr Einfluss auf den Alltag als die Olympischen Spiele der Antike. Während ihrer Dauer ruhten die Waffen auf der ganzen damals bekannten Welt. So geht die Legende. So war es vielleicht tatsächlich.
Die politische Wirkung ging also nicht von politischen Aktionen während der Spiele aus. Die Spiele allein hatten politische Wirkung.
Die 1896 eingeführten Spiele der Neuzeit haben nicht mehr diese Wirkung. Wenigstens verdrängen sie heute eine gewisse Anzahl negativer Meldungen aus den verschiedenen Medienkanälen.
Aber sie haben nach wie vor eine ganz besondere Ausstrahlung, ja eine Magie, die kein anderes globales Ereignis der Neuzeit hat. Auch nicht eine Fussball-WM.
Weil sie offen für alle sind, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion und politischer Gesinnung. Wenn es denn ein paar Tage ohne Rassismus und ohne politische Diskriminierung auf einer globalen Bühne gibt – dann sind es die Tage der Olympischen Spiele. Es geht um die sportliche Leistung. Das ist die Magie, die Faszination der Spiele. Und ihre stärkste Botschaft.
Wenn diese Spiele für noch so gut gemeinte politische Aktionen missbraucht werden, dann verlieren sie diese Magie, diese Faszination und damit ihre Ausstrahlung. Denn jede politische Botschaft weckt Gegenkräfte und entfacht Debatten und Auseinandersetzungen. Heute mehr denn je. Wer vermag denn schon zu sagen, was oder wer wahrhaftig gut oder böse ist?
Solche Auseinandersetzungen mögen fruchtbar sein und Veränderungen zum Guten herbeiführen. Aber sie bringen ebenso Leid in diese Welt. Sie gehören nicht in die Zeit der Spiele. So ziemlich die einzige Zeit die uns geblieben ist für einen friedlichen globalen Wettstreit, für ein globales Klassentreffen, zu dem alle eingeladen sind.
Wenn wir politische Aktionen bei den Spielen zulassen, werden wir die Kontrolle über diese Aktionen verlieren und die Spiele vergiften. Die olympische Geschichte ist auch ein ewiger Kampf gegen die politische Vereinnahmung. Die Spiele sind immer wieder durch Boykotte entwertet worden. Selbst die neutrale Schweiz hat sich an solchen Aktionen beteiligt. Nach dem Einmarsch der Sowjets in Ungarn (1956) und in Afghanistan (1980). Mal hat der Ostblock wegen der «Bösen» aus dem Westen boykottiert, mal der Westen wegen der «Bösen» aus dem Osten und auch die Afrikaner boykottierten schon. Und 1972 in München sind die Spiele das Opfer eines Attentates geworden, das 17 Menschenleben gekostet hat.
Politik tut dem Sport nicht gut. Es hat schon seinen Grund, warum sich praktisch alle nationalen und internationalen Sportverbände in ihren Statuten und Satzungen politischer und religiöser Neutralität verschrieben haben.
Gewiss: Alles ist auf diese oder jene Weise Politik. Auch das Olympische Spektakel. Allein die Vergabe ist hochpolitisch: Bald wird es unmöglich sein, dort Spiele zu organisieren, wo das Volk dazu das letzte Wort hat.
Aber die Spiele selbst sollten wir von allen politischen Aktionen freihalten. Und uns für ein paar Tage ungestört von der Politik der Illusion hingegeben, dass es auch eine Welt ohne Rassismus und politische Diskriminierung gibt. Diese Botschaft der Hoffnung macht die Magie der Spiele. Die Kraft der Spiele kommt aus dem Verzicht auf Politik während der Wettkämpfe.
Das mag eine naive Sichtweise sein. Aber sie ist weniger naiv als die Annahme, dass wir uns mit politischen Aktionen auch noch auf der olympischen Bühne einen Gefallen tun und tatsächlich etwas Gutes bewirken. Denn politische Aktionen sind auch für jene möglich, die aus unserer Sicht das Falsche tun.
Mehr denn je. Wir sollten diese paar Tage nicht auch noch politisch aufladen.
Schliesslich liegen Träume, Illusionen und Hoffnungen in der DNA des Sportes im Allgemeinen und der Olympischen Spiele im Besonderen.
Ich finde aber, dass Ungerechtigkeiten (Menschenrechte) über der Politik stehen und auch IMMER und ÜBERALL angesprochen werden sollten/müssen. Ist vielleicht auch naiv zu denken, es bringe was, aber die Hoffnung stirbt zuletzt!
Zaugg, wenn sein alter Kumpel René F. aus F. einen Diktatoren besucht, diesen umarmt und ihm auch (verbands-)politisch in den Allerwertesten kriecht: Alles ok, der will nur spielen. Er meint es doch nur gut. Etc., etc., etc.
Hör doch uf Chlöisu!