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Die Olympischen Spiele in Tokio werden politisch – und das ist gut so

epa09385224 Silver medalist Raven Saunders of the USA during the medal ceremony for the Women's shot put during the Athletics events of the Tokyo 2020 Olympic Games at the Olympic Stadium in Toky ...
Der Protest von Kugelstösserin Raven Saunders bei der Siegerehrung.Bild: keystone
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Die Olympischen Spiele in Tokio werden politisch – und das ist gut so

Das Internationale Olympische Komitee freut sich nicht über Negativschlagzeilen. Aber sind die zwei jüngsten Vorkommnisse bei den Sommerspielen in Tokio letztlich nicht sogar positive Geschichten?
03.08.2021, 06:5603.08.2021, 12:49
Rainer Sommerhalder / CH Media
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Sport kann die Welt verändern! Diese gebetsmühlenartig wiederkehrenden Worte so mancher hochdekorierter Funktionäre werden oft und deutlich als naive und blauäugige Träumereien kritisiert. Ausgesprochen von sich grenzenlos überschätzenden Personen aus dem Paralleluniversum Sport.

Doch so falsch ist der Gedanke gar nicht, dass der weltgrösste Jahrmarkt sportlicher Inszenierungen – die Olympischen Spiele – mithelfen kann, die Augen auf Dinge zu richten, die ungerecht sind und die falsch laufen.

Die Olympischen Sommerspiele in Tokio bieten derzeit Anschauungsunterricht. Da meldet sich eine junge weissrussische Leichtathletin am Montagabend mit einem dramatischen Appell vom Flughafen, sie sei von Mitgliedern der Delegationsleitung entführt worden und solle gegen ihren Willen zurück in die Heimat gebracht werden. Ihre Bahn im fünften Vorlauf über 200 m blieb leer.

Krystsina Tsimanouskaya, of Belarus, runs in the women's 100-meter run at the 2020 Summer Olympics, Friday, July 30, 2021. Tsimanouskaya alleged her Olympic team tried to remove her from Japan in ...
Über 100 m konnte Timanowskaja noch laufen.Bild: keystone

Kristina Timanowskaja weigerte sich, ins Flugzeug Richtung Minsk zu steigen, übernachtete von der Polizei bewacht in einem Flughafenhotel und erhielt am Tag darauf politisches Aysl in Polen. Derweil soll der Ehemann der 24-Jährigen und das gemeinsame Kind in die Ukraine geflüchtet sein. Wie gross die Solidarität mit der Sportlerin war, zeigt die Tatsache, dass gleich mehrere osteuropäische Staaten Timanowskaja Asyl angeboten hatten.

Fast gleichzeitig nutzte die zweitplatzierte US-Kugelstösserin Raven Saunders die Siegerehrung dazu, mit gekreuzten Armen an die Solidarität für alle Menschen zu erinnern, welche auf dieser Welt unterdrückt werden. Ob die in der Heimat als Aktivistin für die Anliegen der «People of Color» und gegen die Diskriminierung in der sexuellen Orientierung bekannte Sportlerin dabei explizit auch an die Uiguren in China dachte, weiss man nicht. Zumindest wartete die 25-Jährige mit ihrer Geste «aus Respekt» zu, bis die Nationalhymne für ihre siegreiche chinesische Konkurrentin Gong Li beendet war.

Für das Internationale Olympische Komitee sind es zwei heisse politische Eisen. Zumindest hat das IOC nach langen Jahren der Anbiederung gegenüber dem weissrussischen Regime in den vergangenen Monaten eine gewisse Konsequenz an den Tag gelegt – was man nicht von jedem Sportverband behaupten kann.

Starke Frauen im Kugelstossen der Olympischen Spiele 2020

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Starke Frauen im Kugelstossen der Olympischen Spiele 2020
Sophie McKinna, Grossbritannien
quelle: keystone / christian bruna
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Drei führenden Personen des nationalen Sport-Dachverbands wurde eine Akkreditierung für Tokio verweigert. Die Wahl von Viktor Lukaschenko, des Diktators ältester Sohn, zum Präsidenten des Verbandes wurde nicht anerkennt. Auch im Fall der geflüchteten Leichtathletin stellten sich die Olympiamacher konsequent hinter die Sportlerin. Noch am späten Montagabend sagten ihr Funktionäre des IOC die volle Unterstützung zu.

Schwieriger tun sich die Herren der fünf Ringe mit den friedlichen Athletenprotesten. Sie sind bei Siegerehrungen explizit untersagt und verlangen im Fall von Raven Saunders eine Untersuchung der Disziplinarkommission. Da aber sowohl der olympische Verband der USA wie auch der internationale Leichtathletik-Verband einen solchen «Ausdruck der Unterstützung sozialer Gerechtigkeit» tolerieren, steht das IOC trotz klarer Regeln auch in Sportkreisen mehr im Gegenwind, als dass es ihm lieb ist. Die «Bestrafung» Saunders wird wohl erst Wochen nach Olympia passieren und ihr nicht weh tun, vermutet ein IOC-Insider.

Die Anführer des IOC sollten den Aktionen der vergangenen 24 Stunden mit einer Portion Gelassenheit begegnen. Und sich ob ihrer Wirkung freuen, auch wenn es nicht die auf Hochglanz polierten Nachrichten sind, dass durch Olympia verfeindete Staaten gemeinsame Teams bilden oder Nationen ihre kriegerischen Handlungen zugunsten des olympischen Friedens unterbrechen.

Vielleicht sind gekreuzte Arme auf dem Podest oder die spektakuläre Flucht einer unterjochten Sportlerin letztlich sogar die stärkere Botschaft, dass der Sport tatsächlich Dinge verändern kann. Weil die ganze Welt hinschaut und den Hut zieht vor dem Mut von Kristina Timanowskaja oder Raven Saunders.

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Eintauchen und geniessen! Eindrückliche, besondere und schöne Bilder der Olympischen Spiele 2020 in Tokio.
quelle: keystone / martin meissner
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Belarus – Lukaschenko zeigt sich mit Sturmgewehr
Video: watson
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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Yuni, Subulussalam (#Save_Brahim)
03.08.2021 10:02registriert März 2021
"Die olympischen Spiele werden politisch - Und das ist gut so" Aber nur wenn euch die vertretenen Ansichten passen.
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RichiZueri
03.08.2021 09:05registriert September 2019
Ich möchte widersprechen. Unabhängig der Botschaft - welche wir vermutlich mehrheitlich teilen - sollte es bei Sportveranstaltungen um Sport gehen. Bloss weil wir z.B. die Meinung von Raven Sunders teilen, ist es noch lange nicht richtig. Stellt euch all diese Aktionen in der Sportwelt mal vor, mit Messages, welche wir nicht teilen...
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Bivio
03.08.2021 09:28registriert März 2018
Ich finde die Weisung des IOC, dass politische Gesten etc. nicht toleriert werden ok. Was wäre, wenn ein türkischer Sportler den Wolfsgruss machen würde? Müsste dann das IOC jedes Mal überprüfen, ob eine Geste "woke" od. PC ist und dann über eventuelle Sanktionen entscheiden?
Nein, entweder mache ich aktiv Sport an den Olympischen Spielen und halte mich zurück und lasse meine sportlichen Leistungen für mich sprechen oder ich kann dies vor bzw. nach der Olympiade machen bzw. werde politisch aktiv.
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