Am Donnerstag schreckte die Basketball-Welt auf. Die San Antonio Spurs teilten mit, dass ihr Superstar Victor Wembanyama aufgrund einer «tiefen Venenthrombose» (TVT) in seiner rechten Schulter wohl den Rest der NBA-Saison verpassen wird.
Thrombose allein klingt schon gefährlich, das Adjektiv «tief» lässt Medizinlaien erst recht das Blut in den Adern gefrieren verängstigt zurück. Und tatsächlich ist eine solche Diagnose sehr ernstzunehmen. Bei einer TVT handelt es sich um ein Blutgerinnsel, das eine der grösseren, tief in den Muskelschichten liegenden Venen verstopft. Die Ursache ist bei Wembanyama wohl die Verdichtung der Vene aufgrund von wiederholter Belastung der Oberarme. Dabei sei eine schnelle Behandlung nötig, um Schäden an den Venen zu verhindern, wie gesundheitsinformation.de schreibt. In seltenen Fällen könne gar eine Lungenembolie drohen.
Im Falle von Wembanyama sind aber glücklicherweise keine Langzeitfolgen zu befürchten. So zitierte Interimstrainer Mitch Johnson, der den legendären Gregg Popovich seit dessen Schlaganfall Anfang November vertritt, die Medizinexperten: «Es gibt keine Bedenken in Bezug auf Victors langfristige Gesundheit. Weder persönlich noch in Bezug auf Basketball.» Zur nächsten Saison solle der 2,21 m grosse Franzose wieder fit sein.
Dies bestätigt auch die Erfahrung von anderen NBA-Stars wie Brandon Ingram von den New Orleans Pelicans oder Ausar Thompson von den Detroit Pistons, die in der Vergangenheit ebenfalls aufgrund eines Blutgerinnsels pausieren mussten. Als grossgewachsene Menschen sind NBA-Stars anfälliger für solche Thrombosen, wie ein Kardiologe «The Athletic» sagt. Der Fall von Chris Bosh zeigt aber, dass es auch weniger harmlose Verläufe gibt. Dem damaligen Star der Miami Heat, der mit LeBron James zwei Meistertitel feierte, wurde 2016 ebenfalls eine «tiefe Venenthrombose» diagnostiziert. In der Folge musste er seine Basketball-Karriere beenden.
Wembanyama wird sich nun der Behandlung mit Blutverdünnern unterziehen, weshalb er vorerst keinen Kontaktsport betreiben darf. Der Center äusserte sich bisher noch nicht zu der Diagnose, die ihm nach seiner Rückkehr nach San Antonio vom All-Star-Game gestellt wurde. Interimstrainer Johnson sagte lediglich: «Er wünscht sich einfach, dass er bei seinen Teamkollegen sein könnte. Und das Team hätte ihn ebenso gerne bei sich.»
Dass Wembanyama erst einmal nicht auf einem NBA-Court zu sehen sein wird, ist auch für die Basketballfans enorm bitter. So war der Nummer-1-Pick vom Draft 2023 bereits in seiner zweiten Saison einer der besten Spieler der Liga. Im Schnitt erzielte er 24,3 Punkte und schnappte sich 11,0 Rebounds. Dazu kamen 3,8 Blocks – wie schon in seiner Rookie-Saison bedeutete das Liga-Bestwert. Auch deshalb war er auf dem Weg dazu, als bester Verteidiger der Liga ausgezeichnet zu werden. Sowohl Experten als auch Buchmacher sahen Wembanyama mit deutlichem Abstand als Favorit. Mit einem Einsatz von 100 Franken hätte man lediglich fünf Franken gewonnen.
Die Auszeichnung wird er aber nicht entgegennehmen dürfen. Aufgrund des Blutgerinnsels wird er die nötige Anzahl an Spielen von 65 nicht erreichen, bisher stand er in der laufenden Saison erst 46 Mal auf dem Feld. Im Alter von 21 Jahren wäre er der jüngste Defensive Player of the Year der NBA-Geschichte, ausserdem wäre ihm die Ehre als erst zweitem Spieler in seinem zweiten Profijahr zuteilgeworden.
In Erfolg konnten die San Antonio Spurs die Leistungen ihres Topstars noch nicht ummünzen. So gewannen sie bisher erst 24 von 53 Spielen, hätten aber noch immer Chancen auf einen Playoff-Platz. Ohne Wembanyama wird dies nun noch viel schwieriger, wie auch der erfahrene Point Guard Chris Paul weiss: «Wir können ihn nicht ersetzen. Er ist enorm wichtig für unser Team, aber auch für den Sport allgemein.»
Möglicherweise entsteht durch Wembanyamas Ausfall aber doch noch etwas Positives für das Team aus Texas. So könnten sie in der NBA-Tabelle von Platz 22 weiter nach unten fallen und so die Chancen auf einen frühen Draftpick erhöhen. In der nordamerikanischen Basketballliga wird dieser unter allen Teams, welche die Playoffs verpassen, verlost. Der Hauptpreis in der Talentziehung ist in diesem Jahr fast so begehrt wie Wembanyama vor zwei Jahren. Könnten die Spurs Cooper Flagg mit «Wemby» paaren, würden die Zukunftsaussichten noch rosiger aussehen.
Erst einmal muss sich Victor Wembanyama aber von seiner schockierenden Diagnose erholen und hoffentlich rechtzeitig zur nächsten Saison zurückkehren.