Trotz der deutlichen Auftaktniederlage des Europa-League-Siegers gegen Bayern München am vergangenen Freitag in der Bundesliga ist die Euphorie rund um das erste europäische Supercup-Spiel in der Geschichte der Eintracht riesig. Wie schon in der vergangenen Saison sind wieder unzählige Fans aus Frankfurt mit nach Helsinki, wo die Partie heute (21.00 Uhr) ausgetragen wird, gereist.
«Die Mannschaft muss disziplinierter spielen als gegen die Bayern und die Umschaltmomente, die sie bekommt, nutzen», meinte Frankfurts Sportvorstand Michael Krösche im Vorfeld der Partie. Auch Trainer Oliver Glasner sieht sein Team gegen den Champions-League-Sieger nicht chancenlos. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir Real vor Probleme stellen können. Das Ziel ist klar: Wir wollen mit der nächsten Trophäe nach Frankfurt fahren.»
Um den Supercup mit nach Frankfurt zu nehmen, bedarf es nach dem Spiel gegen Bayern München jedoch einer gehörigen Leistungssteigerung von Glasners Elf. Ansonsten dürfte es auch gegen Real ein böses Erwachen für die Eintracht geben.
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— Eintracht Frankfurt (@Eintracht) August 9, 2022
„Unser Ziel ist ganz klar: Wir wollen mit der nächsten Trophäe nach Frankfurt zurückkehren. Dafür brauchen wir große Begeisterung. Große Lauffreude. Großen Spirit.“
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Das bisher einzige Duell zwischen Real Madrid und Eintracht Frankfurt war das Europapokal-Endspiel 1960. In diesem setzten sich die Madrilenen mit der Real-Ikone Alfredo Di Stefano im Sturm mit 7:3 durch.
Seit damals hat die Eintracht allerdings keine Partie mehr gegen ein Team aus Spanien verloren. Sechs Siege und drei Unentschieden stehen für die Frankfurter zu Buche. Nicht zuletzt wurde letzte Saison auf dem Weg zum Europa-League-Sieg der grosse FC Barcelona ausgeschaltet. Auf der anderen Seite steht allerdings ein Real Madrid, welches seit elf Pflichtspielen nicht mehr gegen ein deutsches Team verloren hat. Zuletzt gelang dem VfL Wolfsburg im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals 2016 ein 2:0-Erfolg.
Die Bilanz spricht zwar für Real, das bei bislang sieben Supercup-Teilnahmen viermal als Sieger vom Platz ging. Für die Eintracht ist es die erste Teilnahme. Zudem konnte sich seit 2013 der Europa-League-Sieger nur einmal durchsetzen. Doch ausgerechnet dieses Spiel darf den Frankfurtern Hoffnung machen, denn 2018 bezwang Atlético Madrid den amtieren Champions-League-Sieger Real Madrid mit 4:2 nach Verlängerung.
Auf die Unterstützung der Anhänger kann die Eintracht auch in Helsinki wieder zählen. Welchen Einfluss der Support der Fans auf die Spieler hat, schilderte Torhüter Kevin Trapp auf der Pressekonferenz im Vorfeld des Spiels wie folgt: «Wir freuen uns auf 10'000 Fans, die uns unterstützen werden. Die Unterstützung der Fans ist ein wichtiger Teil unseres Vereins. Hoffentlich werden wir nach dem Spiel mit ihnen feiern können, wie in Sevilla.»
Nach dem 1:6 gegen die Bayern fand Oliver Glasner klare Worte zur Leistung seiner Mannschaft. «Nach dem 0:2 haben wir den Kopf verloren. Wir hatten auch Umschaltmomente, die wir aber nicht genutzt haben. In der zweiten Hälfte haben wir es besser gemacht, sind tiefer gestanden und haben dem Gegner weniger Raum gegeben. Nun haben wir gegen einen ähnlich starken Gegner die Gelegenheit, es besser zu machen. Manchmal ist es ganz gut, gleich einen Nackenschlag zu bekommen, damit nicht jeder denkt, dass es so weiter geht wie vergangenes Jahr.»
Carlo Ancelotti, Trainer der «Königlichen», wollte der hohen Niederlage der Frankfurter keine grosse Bedeutung schenken und verwies auf die gute Leistung der Frankfurter in der letzten Euro-League-Saison. «Das wird nichts zur Sache tun, wir lassen uns vom 1:6 nicht täuschen. Das war das Spiel gegen Bayern, aber davor gab es auch eine herausragende Saison in der Europa League. Sie sind eine dynamische Mannschaft.»
Für Real Madrid ist es das erste Pflichtspiel der neuen Saison, die spanische Liga beginnt für die «Galacticos» erst am Sonntag bei UD Almeria. Die Vorbereitung konnte Real mit einem 2:0-Testspiel-Sieg über Juventus Turin in Los Angeles erfolgreich abschliessen. Dabei präsentierte sich Real-Superstar Karim Benzema schon wieder in Torlaune, er traf per Penalty zur 1:0-Führung. Real könnte mit einem Sieg heute Abend den fünften Supercup Triumph einfahren und wäre damit zusammen mit dem Ewigen-Rivalen FC Barcelona Rekordsieger des Wettbewerbs.
Der Abgang von Linksaussen Filip Kostic zu Juventus Turin wird für die Eintracht nicht nur in der Partie gegen Real schwer zu kompensieren sein. Trotzdem möchte Coach Glasner seinem bewährten System die Treue halten: «Wir haben keinen Systemwechsel trainiert, also werden wir mit ähnlicher Grundausrichtung auflaufen.» Für Kostic wird voraussichtlich Christopher Lenz in die Anfangsformation rücken.