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Akanji-Poker in Dortmund – das könnte für die Nati zum Problem werden

Abwehrchef Manuel Akanji: Noch ist kein passendes Angebot eingetroffen.
Abwehrchef Manuel Akanji: Noch ist kein passendes Angebot eingetroffen.bild: imago-images.de

Akanji pokert in Dortmund – das könnte für die Nati vor der WM zum Problem werden

Manuel Akanji ist bei Borussia Dortmund auf das Abstellgleis geraten, weil er seinen Vertrag nicht verlängern will. Ein passendes Angebot für den besten Schweizer Verteidiger ist bisher aber nicht beim BVB eingetroffen.
09.08.2022, 17:40
Dominic Wirth / ch media
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Nicht einmal auf der Ersatzbank von Borussia Dortmund findet sich derzeit ein Plätzchen für Manuel Akanji, auch am Wochenende war das wieder so. Da empfing der BVB im ersten Spiel der neuen Bundesliga-Saison Bayer Leverkusen und musste dabei auf Niklas Süle verzichten, den Innenverteidiger, den sie von Bayern München geholt hatten.

Manuel Akanji, 27 Jahre alt, Schweizer Nationalspieler, spielt wie Süle in der Innenverteidigung, und er tat das in der letzten Saison oft sehr gut. Doch gegen Leverkusen stand er wieder nicht im Aufgebot, nicht einmal das, wie schon in der Woche zuvor im DFB-Pokal. Stattdessen nahm Trainer Edin Terzic als Süle-Ersatz Somalïa Coulibaly in sein Kader, ein Franzose, 18-jährig erst, bisherige Einsätze in der Bundesliga: null.

Akanji hat sich in Dortmund in eine schwierige Lage manövriert. Es läuft gerade so etwas wie ein Pokerspiel um seine Zukunft. Dieses Spiel könnte im Hinblick auf die WM in Katar zu einem Problem werden für den Verteidiger. Und damit auch für Murat Yakin, den Schweizer Nationaltrainer.

Die Karriere des Zürchers glich bisher einem Steigerungslauf: Ausbildung bei Winterthur, Wechsel nach Basel mit 19 und zweieinhalb Jahre später der Sprung in die Bundesliga, zu Dortmund, wo er bald Stammspieler wurde. Jetzt will Akanji noch höher hinaus. 2023 läuft der Vertrag beim deutschen Spitzenverein aus; Angebote für eine vorzeitige Verlängerung hat der Verteidiger ausgeschlagen.

In Dortmund haben sie darauf ziemlich ruppig reagiert. Mit Süle und Nico Schlotterbeck sind gleich zwei neue Innenverteidiger gekommen, deutsche Nationalspieler alle beide. Der Schweizer durfte in der Vorbereitung selbst in den Testspielen nicht mittun. Trainer Terzic fand vor dem Saisonstart zwar auch lobende Worte für Akanji. Betonte, dass der Verteidiger «weiter Gas» gebe. Vor allem aber machte Terzic klar, dass er vorderhand nicht auf ihn setzen will.

Hummels und Schlotterbeck bilden derzeit das Innenverteidiger-Duo beim BVB.
Hummels und Schlotterbeck bilden derzeit das Innenverteidiger-Duo beim BVB.bild: imago-images.de

Das Kalkül ist leicht durchschaubar: In Dortmund wollen sie unbedingt verhindern, dass Akanji seinen Vertrag aussitzt und dann im nächsten Sommer ablösefrei wechselt – so, wie das immer mehr namhafte und folglich wertvolle Fussballer tun. Diesen Sommer etwa Andreas Christensen, Antonio Rüdiger oder Paulo Dybala, im Jahr davor zum Beispiel David Alaba.

Der Faktor Sebastian Kehl

Dortmund hat 2014 Robert Lewandowski ablösefrei an Bayern München verloren, seither unternimmt der Klub alles, damit sich diese Geschichte nicht wiederholt. Mit Sebastian Kehl ist seit ein paar Wochen ein neuer Sportdirektor im Amt. Er tritt als Nachfolger von Michael Zorc in grosse Fussstapfen, und es geht für ihn in diesen Tagen auch darum, ein paar Zeichen zu setzen. Dazu hat er sich offensichtlich auch die Causa Akanji ausgesucht, bei der es immerhin um 20 bis 30 Millionen Euro Ablöse geht.

Sebastian Kehl will für Akanji eine marktgerechte Ablösesumme herausholen.
Sebastian Kehl will für Akanji eine marktgerechte Ablösesumme herausholen.bild: imago-images.de

Es ist gerade alles ein wenig kompliziert für Manuel Akanji. Winterthur, Basel, Dortmund, immer ging es aufwärts. Und das soll es auch weiterhin. Aber liegt das überhaupt noch drin? Nach Dortmund bleiben nur eine Handvoll Klubs in den grössten Ligen Europas übrig.

Schon vor Jahren hat Akanji klargemacht, dass ihm die englische Liga gefällt und Manchester United ganz besonders. Ein anderes mögliches Zielland ist Italien. Juventus soll sich mit Akanji befasst haben, zuletzt meldete die «Gazzetta dello Sport», dass Inter Mailand sich für ihn interessiert, falls der slowakische Innenverteidiger Milan Skriniar zu Paris St-Germain wechselt.

Auf solche Bewegungen ist der Schweizer Nationalspieler, der sich derzeit nicht zu seiner Situation äussert, jetzt angewiesen. Hier kippt ein Dominostein und dort einer. Und schliesslich führt das alles zu ihm. Noch ist das Transferfenster drei Wochen geöffnet, eine halbe Ewigkeit. Noch kann viel passieren.

Doch wie geht es weiter, wenn kein Angebot eines Vereins eintrifft, das Akanji für angemessen hält? Geht er dann an einen Ort, den er derzeit noch ausschliesst, nach England vielleicht und dort eben zu einem Klub wie West Ham, nur im Mittelfeld daheim, aber dank der TV-Millionen vermögend? Oder bleibt er doch in Dortmund und spekuliert darauf, dass sein aktueller Tribünenplatz nur eine Drohgebärde ist, die sich in Luft auflöst, sobald das Transferfenster geschlossen ist?

Switzerland's defender Manuel Akanji, left, and Switzerland's midfielder Granit Xhaka, right, react during the UEFA Nations League group A2 soccer match between Switzerland and Spain at the  ...
In der Nati ist Akanji wie Granit Xhaka quasi unverzichtbar.Bild: keystone

Es werden spannende Tage für Akanji. Und damit auch für Nationaltrainer Yakin, der darauf angewiesen ist, dass sein bester Verteidiger Spielpraxis hat, wenn die Schweiz im November an die WM nach Katar reist. Das zeigte sich zuletzt in den Nations-League-Spielen im Juni. Als Akanji da zu Beginn noch angeschlagen fehlte, kassierten die Schweizer gegen Tschechien und Portugal sechs Tore. Mit dem Abwehrchef war es dann noch eines gegen Portugal und Spanien.

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Leowind Pilz
09.08.2022 18:13registriert Oktober 2015
Finde es etwas fragwürdig, wenn Klubs so ein grosses Problem damit haben, dass Spieler ihre Verträge einhalten wollen… gerade wenn sie dann nicht mehr eingesetzt werden, weil sie ihren Vertrag nicht verlängern. Das grenzt doch schon an Erpressung vom Arbeitgeber wie ich finde.
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RonaldMcDonald
09.08.2022 20:32registriert November 2018
Ich denke Akanji hat sich leider verzockt und muss nun hinten anstehen da er nicht verlängern wollte. Er dachte er könnte zu ManU wechseln da scheinbar Interesse vorhanden war was sich aber nach dem Trainerwechsel zu Erik Ten Hag in Luft aufgelöst hat.
Arsenal war angeblich auch an ihm interessiert, jedoch wollte Akanji nicht, was für mich unverständlich wäre. Ich hoffe er findet im WM-Jahr einen Club wo er wieder als Stammspieler gesetzt ist.
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lö_
09.08.2022 18:34registriert Juni 2018
Ein bisschen dasselbe wie bei CR7. Nur im kleineren Massstab.
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