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Australian Open: Novak Djokovic wieder mal gegen den Rest der Welt

Australian Open, Viertelfinals
Männer:
Djokovic (1) – Zverev (6)
Dimitrov (18) – Karazew (Q)
Rublew (7) – Medwedew (4)
Nadal (2) – Tsitsipas (5)
Frauen:
Barty (1) – Muchova (25)
Brady (22) – Pegula
Hsieh – Osaka (3)
S. Williams (10) – Halep (2)
Serbia's Novak Djokovic wipes his face during a break in his fourth round match against Canada's Milos Raonic at the Australian Open tennis championship in Melbourne, Australia, Sunday, Feb. ...
Gegen Milos Raonic, den er immer schlägt, siegte Novak Djokovic auch angeschlagen.Bild: keystone

«Ich mag ihn ganz und gar nicht» – Djokovic wieder mal gegen den Rest der Welt

Sechs Favoriten, ein Aussenseiter und ein Sensationsmann – so präsentiert sich das Viertelfinal-Feld der Männer-Konkurrenz an dem Australian Open. Zu reden gibt vor allem Novak Djokovic. Nicht wegen seiner Siege.
15.02.2021, 11:0716.02.2021, 06:42
Ralf Meile
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Wenn die Nummern 1, 2, 4, 5, 6 und 7 der Setzliste in den Viertelfinals stehen, deutet das nicht auf ein Turnier der Sensationen hin. Von den heissesten Anwärtern auf den Gewinn des Australian Open hat es in den ersten vier Runden einzig Dominic Thiem erwischt. Der US-Open-Sieger 2020 unterlag körperlich angeschlagen Grigor Dimitrov (18). «Ich bin auch keine Maschine», erklärte der Österreicher.

Der Bulgare Dimitrov wird in seinem Viertelfinal auf die grosse Sensation am Yarra River treffen: Aslan Karazew. Der Russe ist bloss die Nummer 114 der Weltrangliste und schaffte es als erster Qualifikant seit 25 Jahren in die Viertelfinals eines Grand-Slam-Turniers. Den an Nummer 8 gesetzten Diego Schwartzman warf Karazew in drei Sätzen raus, gegen Felix Auger-Aliassime (20) siegte er nach 0:2-Satzrückstand.

Russia's Aslan Karatsev celebrates his win over Canada's Felix Auger-Aliassime in their fourth round match at the Australian Open tennis championships in Melbourne, Australia, Sunday, Feb. 1 ...
Surprise, surprise: Der 27-jährige Aslan Karazew spielt gerade das Turnier seines Lebens.Bild: keystone

Vorwürfe an den «Djoker»

Während Sternschnuppen plötzlich auftauchen und rasch verglühen, stehen die wahren Sterne lange am Himmel. Und die grössten davon – in Abwesenheit von Roger Federer – strahlen auch in Melbourne besonders hell. Rafael Nadal deshalb, weil der Spanier trotz anfänglicher Rückenprobleme ohne Satzverlust in die Viertelfinals einzog. Und Novak Djokovic, weil sich der Rest der Tennis-Welt wieder einmal über den Serben nervt.

«Für den Zuschauer kam das irgendwie seltsam rüber», sagte Nadal über das Verhalten seines grössten Rivalen beim Sieg über Taylor Fritz. Djokovic liess sich während des Matches behandeln, befürchtete gar eine Bauchmuskelzerrung – und siegte dann doch noch in fünf Sätzen. «Wäre er wirklich verletzt, hätte er nicht weitergespielt», sagte der unterlegene Amerikaner Fritz und spielte darauf an, dass Djokovic in der Vergangenheit schon oft in den Verdacht geriet, ein «Medical Timeout» eher aus taktischen denn medizinischen Gründen zu nehmen.

epa09006643 Novak Djokovic of Serbia receives medical attention during his third Round Men's singles match against Taylor Fritz of the United States of America on Day 5 of the Australian Open at  ...
Djokovic muss sich in der Partie gegen Fritz behandeln lassen.Bild: keystone

Tags darauf liess sich Djokovic röntgen und stellte fest: So schlimm ist die Verletzung offenbar doch nicht. Im Achtelfinal nahm sich die Weltnummer 1 den Kanadier Milos Raonic vor – und schlug ihn in vier Sätzen. Es war der 300. Sieg an einem Grand-Slam-Turnier, nur Roger Federer (362) hat an den vier wichtigsten Anlässen des Jahres noch mehr Spiele gewonnen. «Ich weiss nicht, ob er tatsächlich verletzt ist», sagte der Grieche Stefanos Tsitsipas nach der Blitz-Heilung des «Djokers».

Eine Fehde mit Kyrgios, als wäre es Wrestling

Er habe sich keine Minute auf das Match vorbereitet, sagte Djokovic nach seinem mühelosen Sieg über Raonic. «Ich habe die gesamte Zeit genutzt, um mich zu erholen. Wenn es kein Grand-Slam-Turnier wäre, wäre ich gar nicht mehr angetreten.» Die Lage sei nach wie vor nicht ideal. «Ich nehme es Tag für Tag und hoffe, dass es in einigen Tagen wieder besser sein wird.»

Weiter ging am Wochenende auch Djokovics Privatfehde mit den beiden Australiern Nick Kyrgios und Thanasi Kokkinakis. Bei einer Doppelpartie der beiden Aussies äffte Kyrgios zum Gaudi der Fans die emotionale Jubelgeste von Djokovic nach seinem Sieg gegen Fritz nach. Und hinterher an der Medienkonferenz betonte er: «Djokovic mag mich nicht – aber ich mag ihn ganz und gar nicht.»

Djokovic Kyrgios schenkt den Fans sein Herz.Video: YouTube/Inside The game

Der Nebenschauplatz Kyrgios gegen Djokovic erinnert stark an Wrestling. Dort inszenieren die Macher eine Show zwischen Gut und Böse. Wem im Tennis die Rolle des Buhmanns gehört, ist längst klar – ganz egal, wie gut dieser spielt und wie oft er siegt.

Im Viertelfinal trifft Novak Djokovic nun mit Alexander Zverev auf einen, mit dem er auskommt. Der Deutsche war im Sommer Teilnehmer der umstrittenen, von Djokovic organisierten Adria-Tour. Der Serbe blickt dem Duell freudig entgegen: «Sascha und ich verstehen uns auch abseits des Platzes sehr gut. Er ist ein toller Typ. Wir haben gestern Witze gemacht, weil wir ähnliche Verletzungen haben. Er hat gesagt, dass wir vielleicht ohne Aufschlag spielen werden.»

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quelle: keystone / dean lewins
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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Norenthal
15.02.2021 11:46registriert September 2020
Drama Djoker.... Quasi der Fussballer auf der Tour.
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Cotten91
15.02.2021 12:21registriert September 2019
Immer wenn es dem Joker nicht so läuft, leidet er plötzlich an "Simulantitis" und treibt so seine Psychospielchen mit dem Gegner. Ein Plaster hier und dort, ab und zu das T-Shirt hochziehen um es zu zeigen wie schlecht es ihm geht und dann 6:0 gewinnen und spielen als wäre nichts.
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cheko
15.02.2021 12:29registriert Dezember 2015
Ein typischer Djokovic halt.. Einen Sympathie Preis würde er nie gewinnen.
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Zug in der «Geldfalle» – eine brisante Polemik aus den eigenen Reihen
Ist Zug kein Titelkandidat mehr, weil der Präsident über den Klub sein Prestigeobjekt OYM auf Kosten der Mannschaft mitfinanziert? Den brisanten Vorwurf erhebt der Zuger Rechtsanwalt und ehemalige Hockey-Einzelrichter Reto Steinmann in einer Zeitungs-Kolumne in der «Zuger Zeitung».

Reto Steinmann ist in Zug eine Hockey-Stimme, die respektiert und gehört wird. Von 2004 bis 2016 war Hockey-Einzelrichter und er praktiziert heute als Anwalt und Notar in Zug. Seine Kolumne in der Lokalzeitung ist eine brisante Polemik sozusagen aus den eigenen Reihen. Als ehemaliger Hockey-Journalist für die NZZ vermag er seine Ausführungen sachlich zu formulieren. Was der Kritik noch mehr Gewicht gibt. Seine Kolumne liest sich, um in der Juristensprache zu bleiben, schon fast wie eine Anklageschrift.

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