Nur noch ein Sieg trennt die Florida Panthers vom zweiten Stanley-Cup-Triumph in Folge. Heute Nacht können sie mit einem Heimsieg gegen die Edmonton Oilers die Finalserie mit 4:2 gewinnen und den Titel verteidigen. Es wäre ein logischer Erfolg – das beste Team der letzten Saison ist in diesem Jahr noch besser, noch ausgeglichener besetzt. So haben die Panthers auch die beiden Oilers-Superstars Connor McDavid und Leon Draisaitl einigermassen im Griff.
Wenn es tatsächlich so weit kommt, dürfte entweder Sam Bennett oder Brad Marchand die Conn Smythe Trophy erhalten, die Auszeichnung zum wertvollsten Spieler der Playoffs. Bennett ist mit 15 Toren und 7 Assists bislang Floridas bester Playoff-Skorer. Marchand ist mit 20 Punkten nicht weit dahinter zu finden. Zudem stand der Stürmer bei 21 Florida-Toren und nur 6 Gegentoren auf dem Eis – ein dominanter Wert.
Die beiden kanadischen Stürmer verbindet aber noch etwas anderes: Beide sind Ende dieser Saison vertragslos und sogenannte Unrestricted Free Agents (UFA). Das heisst, sie können ab dem 1. Juli ihren nächsten Arbeitsort frei wählen, wenn sie denn möchten. Die Florida Panthers würden natürlich beide Teamstützen gerne behalten. Doch vielleicht erhalten diese auch andernorts lukrativere Angebote.
Wie wir wissen, wird der Salary Cap in den nächsten Jahren stark ansteigen. Nächstes Jahr ist die obere Limite bei 95,5 Millionen US-Dollar angesetzt. Das bedeutet, dass die Panthers – Stand jetzt – 19 Millionen an Cap Space zur Verfügung haben.
Theoretisch wäre das genug Geld, um sowohl Bennett als auch Marchand zu verpflichten. Doch Florida hat noch andere auslaufende Verträge: Die Verteidiger Aaron Ekblad und Nate Schmidt oder auch Stürmer Mackie Samoskevich brauchen ein neues Arbeitspapier. Daneben haben die Panthers für die kommende Saison auch noch keinen Ersatzgoalie unter Vertrag.
Ekblad ist Floridas Nummer-1-Verteidiger, weshalb General Manager Bill Zito ihn prioritär behandeln dürfte. Es wird erwartet, dass sein Jahreslohn bei über 7,5 Millionen Dollar zu liegen kommen wird. Wie viel Geld nach der Verlängerung mit ihm, Samoskevich und einem Ersatzgoalie noch übrig bleibt, wird entscheiden, was mit Bennett und Marchand passiert.
Natürlich hat Florida gegenüber anderen Spielorten – insbesondere jenen in Kanada – einen Steuerbonus. Das macht es einfacher, grosse Namen zu verpflichten – ihr Nettolohn ist bei Florida, Tampa oder auch Nashville bei gleichem Bruttoverdienst grösser als anderswo. Aber wenn andere Teams bereit sind, die beiden Stürmer überzubezahlen, dann reicht es vielleicht trotzdem nicht.
Wenn man sich nur die Regular-Season-Statistiken anschaut, kommt einem vielleicht die Frage, warum Sam Bennett so wertvoll und teuer sein soll. Die aktuelle Saison war die beste seiner bisherigen Karriere mit 51 Skorerpunkten aus 76 Spielen. Doch seinen wahren Wert hat er in den Playoffs gezeigt: In den letzten drei Jahren hat er dort die Produktion immer nach oben geschraubt. Zudem ist Bennett ein «dreckiger» Spieler, der sich die lasche Linie der Schiedsrichter und des NHL-Disziplinarwesens immer wieder zu Nutze macht.
Gemäss den Berechnungen von Evolving Hockey ist am wahrscheinlichsten, dass der 28-Jährige einen Siebenjahresvertrag unterzeichnet, der ihm rund 7,5 Millionen Dollar jährlich einbringt. Unterschreibt er erneut bei den Panthers, könnte die Summe dank des Steuervorteils auch etwas kleiner sein. Ansonsten dürfte GM Zito Mühe haben, die erfolgreiche Truppe beisammen zu halten.
Auf dem offenen Markt könnte Bennett vielleicht gar noch etwas mehr erhalten. Das wäre dann zwar gemessen an der Regular Season eine Überbezahlung, doch die General Manager der Liga dürften aufgrund der eher schwachen Free-Agent-Gruppe bereit sein, für die besten Stars viel zu bezahlen. Toronto braucht dringend echte Playoff-Performer, aber auch andere Teams hätten sicherlich Interesse. Trotzdem scheint es unwahrscheinlich, dass der Stürmer sein erfolgreiches Nest in Florida einfach so verlässt.
Die Ausgangslage von Marchand ist etwas anders als die von Bennett. Er ist neun Jahre älter als sein momentaner Teamkollege. Für den langjährigen Boston-Stürmer geht es also darum, noch ein letztes Mal so richtig abzusahnen. Seit seiner 100-Punkte-Saison 2018/19 ging seine Produktion konstant zurück, doch in diesen Playoffs beweist der Kanadier, dass er immer noch wertvoll sein kann.
Evolving Hockey erwartet für Marchand einen Vertrag zwischen einem und drei Jahren und einen Lohn zwischen vier und sieben Millionen. So dürfte es für ihn neben Ekblad und Bennett in Florida keinen Platz mehr haben.
Doch andere Teams werden für Marchand Schlange stehen. Seine Leader-Qualitäten sind unbestritten. Und wie Bennett ist er ein äusserst unangenehmer Gegenspieler, der sich in den Playoffs noch steigert und weiss, wie man Cups gewinnt. Auch hier wäre Toronto sicherlich interessiert, aber auch andere Teams wie New Jersey, Carolina, Los Angeles oder Winnipeg könnten einen erfahrenen Playoff-Performer gut gebrauchen.