Stan Wawrinka (ATP 56) scheitert am Australian Open in der ersten Runde. Der 38-jährige Waadtländer unterliegt der Weltnummer 20 Adrian Mannarino nach grossem Kampf in fünf Sätzen. «Trotz der Niederlage bin ich sehr, sehr zufrieden, wie es gelaufen ist», sagte Wawrinka.
Mit 75 Prozent gab der mit künstlicher Intelligenz gefütterte Computer die Chance auf einen Sieg von Stan Wawrinka an, als dieser im vierten Satz das Break zum 2:1 geschafft hatte. Es ging dann in die andere Richtung: Bis zum 4:6, 6:3, 7:5, 3:6, 0:6 nach 3:38 Stunden gewann er gegen den nur drei Jahre jüngeren Franzosen nur noch ein Game. «Ich konnte mich nicht mehr pushen», sagte der Romand. «Auch der Aufschlag hat mir nicht wie gehofft geholfen. Meine Intensität ging etwas runter, und er hat sich gesteigert. Ich habe es nicht mehr geschafft, in den Ballwechseln den Unterschied zu machen.»
Wawrinka fehlte vor rund 4500 mehrheitlich ihn anfeuernden Fans also letztlich wenig zu einer Überraschung. Als es zählte, konnte sich der Linkshänder Adrian Mannarino, der nach drei Turniersiegen im letzten Jahr so gut klassiert ist wie noch nie, steigern, während der Champion von 2014 in der Sonne von Melbourne auch körperlich abbaute.
Bereits der erste Satz war ähnlich verlaufen wie der vierte. Wawrinka gelang das Break zum 3:1, er verlor dann aber vier Games in Folge. In den Sätzen zwei und drei reichte ihm dann aber ein Aufschlagdurchbruch – zum 5:3 respektive 6:5 – zum Satzgewinn und der 2:1-Führung.
Stan Wawrinka crushes a backhand down the line like only Stan can.
— The Tennis Letter (@TheTennisLetter) January 15, 2024
It’s been one of the most powerful, beautiful shots to watch for so many years.
It never gets old. 🇨🇭
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Am Ende fehlten Wawrinka die Ausdauer und die Nervenstärke, die ihm auf dem Höhepunkt seiner Karriere zu drei Grand-Slam-Titeln verholfen hatten. Mit seinem Ausscheiden steht am Australian Open wie bereits im letzten Jahr kein Schweizer in der zweiten Runde. «Stan the Man» will es nun an den nächsten Majors wieder versuchen: «Ich liebe einfach, was ich tue. Es ist meine grosse Leidenschaft, ich mag das Reisen, vor vielen Fans zu spielen. Ich mag auch die Arbeit, die es braucht, um sich zurückzukämpfen, und ich weiss, dass ich noch immer viele schlagen kann.»
Im achten Anlauf steht Viktorija Golubic (WTA 85) erstmals in der zweiten Runde des Australian Open. Die Schweizerin gewinnt gegen die als Nummer 15 gesetzte Russin Veronika Kudermetowa 7:6 (7:4), 1:6, 6:1.
«Uff, ich habe so viele bittere Erstrunden-Niederlagen bei den Grand Slams», atmete sie tief durch. «Oft gut gespielt, aber knapp verloren.» Sie habe es in der Vergangenheit fast etwas zu viel gewollt und habe vielleicht ihre Emotionen nicht im Griff gehabt. «Jetzt hatte ich eine gewisse Lockerheit, und diesmal ist's auf meine Seite gekippt.» Nach dem zweiten Break im zweiten Satz habe sie sich bewusst auf den dritten Durchgang konzentriert, um da «ready» zu sein.
Wie beim bisher einzigen Duell vor zweieinhalb Jahren in Wimbledon, als Golubic nach abgewehrtem Matchball 11:9 im dritten Satz gewann, lieferten sich die 31-jährige Zürcherin und die fünf Jahre jüngere Russin einen zunächst intensiven Abnützungskampf. Golubic gewann den ersten Satz nach über einer Stunde und dank einem brillanten Punkt beim Satzball im Tiebreak, Kudermetowa nutzte im zweiten ein Nachlassen resolut. Im dritten Satz war es dann aber wieder die Schweizerin, die zum 3:1 und dann nochmal zum 5:1 breakte. Danach behielt sie die Nerven und liess die zunehmend enervierte Russin nicht mehr herankommen. Nach 2:22 Stunden nutzte Golubic ihren ersten Matchball mit einem Vorhandwinner zum viel umjubelten Sieg.
Der Lohn ist nun ein Duell am Donnerstag gegen die Tschechin Katerina Siniakova (WTA 49). «Auch das wird ein psychologischer Fight», glaubt die Zürcherin. Golubic hat beide bisherigen Partien gegen die Doppelspezialistin gewonnen. Im Olympiafinal holte allerdings die Tschechin mit Barbora Krejcikova gegen Golubic und Belinda Bencic Gold. (ram/sda)